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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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es ja nicht einmal, Ihre Reiter hier im Zaum zu halten!«
    Damian klappte seinen Mund wieder zu, den er geöffnet hatte, um sich zu verteidigen.
    »Meine Tochter wurde gestern hier auf dem Gelände von irgendso einer asozialen Göre angegriffen und zusammengeschlagen . . .«
    Ethan hielt den Atem an und warf Patricia einen besorgten Blick zu. Sie reagierte nicht, stand wie erstarrt. Ihr Gesicht war bleich.
    »Na, als zusammengeschlagen konnte man das nicht direkt bezeichnen«, wandte Damian ein wenig lahm ein.
    »So? Als was bezeichnen Sie es denn, wenn jemand ohne Grund auf meine Tochter losgeht und sie derartig zurichtet, dass sie die ganze Nacht starke Schmerzen hatte und meine Frau ihre Blutergüsse immer wieder kühlen musste?«
    Ethan lief es kalt den Rücken hinunter.
    Stimmte das? Er wusste aus Patricias Beichte, dass sie das Mädchen heftig attackiert hatte, doch bislang hatte er das Ganze nur für eine kleinere Rangelei gehalten. Konnte es sein, dass er sich in Patricia täuschte?
    Er betrachtete sie unauffällig. War es möglich, dass eine so kleine, schmale Person tatsächlich dermaßen aggressiv wurde?
    »Ich hatte meiner Tochter nach dem gestrigen Vorfall bereits nahegelegt, nicht mehr hierher zum Reiten zu gehen«, fuhr Mac-Lean fort. »Schließlich hat sie es nicht nötig, sich so etwas gefallen zu lassen. Es war ohnehin mehr als entgegenkommend von uns, Emily in dieser Klitsche hier reiten zu lassen.« Er machte eine verächtliche Armbewegung, die den Hof und die Gebäude einschloss. »Sie wissen ja, dass mir bisher daran gelegen war, das Unternehmen zu unterstützen. Inzwischen frage ich mich allerdings, aus welchem Grund ich das eigentlich tue.«
    Damians Gesichtsfarbe ähnelte jetzt der von Emilys Vater, doch er beherrschte sich sichtlich und schwieg.
    »Emily meinte allerdings, sie wolle Ihnen hier noch einmal eine Chance geben.« Ihr Vater schnaubte. »Sie sollten sich froh schätzen, dass meine Tochter einen so großmütigen Charakter besitzt...«
    Wieder schaute Ethan zu Patricia hinüber. Was sie wohl von dieser Charakterisierung hielt?
    Die leichte Unruhe, die daraufhin unter den jungen Zaungästen der Auseinandersetzung aufkam, ließ allerdings darauf schließen, dass Emily sich auch bei den anderen Jugendlichen hier nicht bloß Freunde gemacht hatte. Ethan vernahm unterdrücktes Murmeln, jemand kicherte.
    Emilys Vater ließ sich jedoch nicht irritieren. Er trat noch einen Schritt auf Damian zu.
    »Aber obwohl Sie wussten, dass ihr hier auf dem Gelände bereits Schaden zugefügt wurde, hielten Sie es nicht für nötig, sich endlich einmal so um meine Tochter zu kümmern, wie es Ihre Pflicht gewesen wäre! Im Gegenteil, Sie haben ihr auch noch ein Pferd gegeben, das nicht nur mangelhaft ausgebildet, sondern zudem auch noch unberechenbar ist!«
    Was konnte da bloß passiert sein?, fragte sich Ethan mit wachsender Unruhe. War diese Emily vom Pferd gefallen? Den Worten ihres Vaters zufolge konnte es sich bei dem betreffenden Pony aber wenigstens nicht um Dallis handeln. Patricia hatte ihm die Stute als ausgesprochen liebenswertes und ausgeglichenes Tier beschrieben. Zumindest diese Angst erwies sich gottlob wohl als unbegründet.
    »Augenblick mal!« Damian richtete sich kerzengerade auf und hob die Hand, um den Redefluss des anderen zu stoppen. »Ich möchte doch darauf hinweisen, dass es Emilys ausdrücklicher Wunsch war, genau dieses Pony zu reiten. Obwohl ich eigentlich dagegen war und ihr das auch erst heute Morgen wieder gesagt hatte, möchte ich hinzufügen. Ihre Tochter ließ allerdings nicht mit sich reden, sie bestand darauf.«
    Oh Gott, dachte Ethan. Das hörte sich tatsächlich nach Dallis an . . .
    »Bestand darauf«, zischte MacLean. »Erzählen Sie mir doch nichts! Wenn sie gewusst hätte, wie gefährlich dieses Pferd ist, wäre sie von sich aus so vernünftig gewesen, sich ein anderes auszusuchen! Sie haben es ihr allerdings verschwiegen, vermutlich weil ein unberechenbares Tier schlechte Publicity für den Laden hier bedeutet! Es wäre jedoch Ihre verdammte Pflicht gewesen, Emily auf das Risiko hinzuweisen, und ich mache Sie daher auch für die Folgen verantwortlich!«
    Ethan hörte, wie Patricia einen leisen Laut von sich gab.
    Weinte sie? Besorgt beugte er sich vor.
    Doch Patricias weißes Gesicht zeigte keine Regung. Mit weit geöffneten Augen starrte sie vor sich hin. Ethan vermochte nicht einmal abzuschätzen, ob sie überhaupt noch zuhörte.
    Was sollte er tun? Ihr

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