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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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gefreut, ihn fliegen zu lassen. Wirklich, eine tolle erzieherische Leistung! Und ein Schimpfwort hast du ihm auch beigebracht.
    In Peters Kopf flackerte ein Wackelkontakt.
    Was geschieht mit mir?
    Wie konnte eine unschuldige Szene so schnell so hässlich werden? Weshalb reagiere ich so extrem?
    Er ließ sich im Schneidersitz neben Andy nieder. Seine Stimme klang belegt. Er hatte die Stimmung ruiniert. Was jetzt? Wie konnte er es ungeschehen machen?
    »Es tut mir Leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich wollte doch nur verhindern, dass dir etwas passiert.«
    Du wolltest ihn verletzen.
    Mit Tränen in den Augen sah der Junge zu ihm auf. Aber Peter sah nur Linda – dieselben schwarzen Augen und dieselben bogenförmigen Lippen. Sie sah genauso aus, wenn sie weinte. Wie hatte er nur wünschen können, dieses süße Gesichtchen zu schlagen?
    Er zog Andy an sich. »Es tut mir Leid, mein Kleiner, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Das war kein alltäglicher Ausrutscher, dachte er.
    Er schlang das Ende der Schnur um Andys Handgelenk. »Ich mache dir einen Vorschlag.« Willenlos fiel die Hand herunter. »Bleib hier sitzen, bis ich zurückkomme. Danach kannst du mit dem Drachen herumrennen, solange du willst. Du kannst es mir dann auch beibringen. Okay? Ich werde einen Zaun bauen, damit nichts passieren kann. Okay?«
    Bitte, sag nicht nein.
    Andy sagte kein Wort, sondern blieb nur mit hängenden Schultern sitzen. Als Peter das Gefühl hatte, dass Andy sich nicht von der Stelle rühren würde, ging er ums Haus herum.
    Das große Gartenviereck war gänzlich von Unkraut überwuchert, aber im Holzschuppen daneben fand Peter ausgebleichte Hummerfallen und ein paar Bretter. Mit Hilfe einiger Stühle von der Veranda und seinen Fundstücken konstruierte er wenige Meter vor der Kante eine Art Begrenzung. Andy saß immer noch auf derselben Stelle, aber zu Peters Erleichterung war sein Interesse am Drachen wieder erwacht.
    »Bis hierhin darfst du gehen. Okay?« Es war kein fester Zaun, aber als Bremse ausreichend. »Alles klar?«
    »Alles klar.«
    »Sind wir wieder Freunde?« Peter hielt ihm die Handfläche hin.
    »Ja.« Andy schlug zaghaft dagegen.
    »Das kannst du aber besser.«
    Doch Andy hörte nicht zu und marschierte los. Und Peter ging ins Haus.
    Neben dem Durchgang zur Küche führte eine schmale Treppe in den ersten Stock. Peter ging von Zimmer zu Zimmer und öffnete die Fenster. Das Haus war nur notdürftig mit Tischen, Stühlen, Feldbetten und einfachen Wandlampen ausgestattet. Im Hinterhof befand sich ein alter Generator, und von einem Propangastank aus führte eine Leitung zum Herd in der Küche. Das Badezimmer enthielt eine Wanne und eine Toilette mit altmodischer Kettenspülung. Die Wände waren erst kürzlich getüncht worden, und außer den Hummerkörben deutete nichts auf die früheren Bewohner hin. Keine Nagellöcher in den Wänden und auch keine Schatten, wo einmal Bilder gehangen hatten. Nicht einmal Asche im Kamin. Alle Spuren der Vergangenheit waren getilgt.
    Peter belegte den großen Schlafraum an der Vorderseite des Hauses für Andy und für sich selbst und ging dann wieder nach unten. Auf der Treppe stieg ihm ein fauliger Geruch in die Nase, sodass er unten angekommen sofort zur Küchentür ging.
    Der süßliche Verwesungsgeruch traf ihn wie ein Hammer. Er hielt sich die Nase zu und unterdrückte den Drang, sich zu übergeben. Das Licht in der Küche war so spärlich, dass er die Quelle des Gestanks nicht ausmachen konnte. Der Raum schien völlig von Verwesungssäften durchdrungen zu sein.
    Als seine Augen sich an das Schummerlicht gewöhnt hatten, sah er es. Auf dem Boden vor dem Herd. Es sah aus wie der Körper eines großen Hundes in einer dunklen Blutlache, der unter einem Schwarm Fliegen kaum zu sehen war. Peter trat einen Schritt näher, doch in der nächsten Sekunde bäumte sich sein Körper auf, und seine Zähne gruben sich in die Zunge, um den Aufschrei seiner Seele im Keim zu ersticken.
    Es war kein Hund, sondern Andy.
    Er blickte Peter aus offen stehenden, milchigen Augen an. Seine Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt und seine Brust schwarz von geronnenem Blut. Peters Messer lag unmittelbar neben ihm. Das Messer, das Linda ihm zum letzten Vatertag geschenkt hatte – das Messer, das sie das Leben gekostet hatte.
    Der Schrei in seinem Kopf folgte ihm, als er davonstürzte, als er auf der Schwelle strauchelte und auf die Veranda hinauslief. Er sah Andy in weißen Shorts und blauem

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