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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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Jackie.
    Mit einem Pickel drückte er auf den Körper. »Komisch«, sagte er und trat zurück, damit Peter besser sehen konnte. »Er ist völlig ausgestreckt, und die Vorderpfoten sehen aus, als ob sie gebrochen seien. Auf der Schnauze hat er kein einziges Haar mehr. Seltsam. Sieht aus, als ob man ihm die Haut abgezogen hätte.«
    »Vielleicht ist er von der Klippe gestürzt und wurde hier begraben«, meinte Sparky.
    »Ich glaube eher, dass er genau hier gestorben ist.«
    »Als ob er sich selbst eingegraben hätte«, vermutete Connie.
    »Oder irgendwie eingesogen wurde.«
    »Wie denn das?«, fragte Sparky in die Runde. Der Nasenstecker blitzte auf und blendete Peter.
    Aber eine Antwort hatte Peter nicht.

 

    17
    In dieser Nacht war Peter wieder am Strand, aber diesmal war alles anders. Dem Brandgeruch war ein süßlicher Verwesungsgeruch beigemischt. Der Grund dafür war der Tang, der mit der nächtlichen Flut auf den Strand gespült worden war. In dicken Klumpen lag das Zeug überall auf dem Sand herum – Überreste eines Massakers auf hoher See.
    Der faulige Geruch löste bei Peter einen Brechreiz aus. Obendrein musste er darauf achten, dass sich seine Füße nicht in dem Gewirr aus Tang und glibberigen, verfaulenden Quallen verfingen.
    Es war dunkel, doch er hielt sich nach Möglichkeit auf dem hellen Sand. Er keuchte beim Laufen, und sein Herz war schwer. Eigentlich wollte er nicht noch einmal dort hinauf. Er hatte sogar Angst, aber trotzdem zog ihn etwas magisch an. Außerdem verfolgte er etwas – ein schattenhaftes Wesen, das vor ihm dahineilte.
    Im kümmerlichen Licht des Mondes war nicht genau auszumachen, ob es sich um einen Menschen oder um ein Tier handelte. Peter wusste nicht, weshalb er dem Wesen folgte. Etwas trieb ihn voran. Der Autopilot war wieder eingeschaltet.
    Er sagte sich, dass er nur schneller laufen müsste, um seine Beute einzuholen. Aber die Angst hinderte ihn daran.
    Als sie den Fuß der Klippe erreichten, erkannte er erleichtert, dass es sich um einen Hund handelte. Das Tier hielt am Fuß der Klippe inne und sah sich nach ihm um. Etwas in seinem Benehmen stimmte Peter traurig. Doch kurz darauf stürmte der Hund wie besessen die Klippe empor, und Peter registrierte verblüfft, wie blitzschnell die kleinen Beine arbeiteten.
    Peter rannte ihm nach, doch als er die Oberfläche der Klippe erreichte, war der Hund verschwunden. Auch der faulige Geruch war vergangen. Es roch nur noch nach Qualm. Qualm von einem Holzfeuer, und von etwas anderem.
    Er überlegte kurz, ob er den Hund suchen sollte, doch dann stellte er fest, dass er erwartet wurde. Ein Ring regloser Gestalten wie aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett erwartete ihn.
    Gelbliches Licht flackerte in den Laternen und warf tanzende Schatten auf den Wall der Steine.
    In der nächsten Sekunde belebte sich die Szene.
    »Hier seht ihr euren Beweis!«, schrie die Hexe mit trotziger Stimme. »Nichts weiter als ein Muttermal! Ich möchte den unter euch sehen, der ohne ein Muttermal geboren wurde.«
    Mit nacktem Oberkörper stand sie mitten im Kreis und war mit dem Fuß an einen großen weißen Stein angekettet. Reverend Jeremiah Oates und die Jungen standen vor ihr, aber der Sohn des Priesters hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. Angesichts der entblößten Brüste der Hexe kreischten die Frauen im Kreis laut auf.
    Die Stimme des Reverends hallte weit über die Hafenbucht. »Du bestreitest die Vorwürfe noch immer?«
    »Ich habe keinen Kobold oder Dämon gesäugt!« Ihre Augen funkelten.
    Auf das Nicken des Reverends hin traten zwei Männer hinter die Frau und drückten ihre Arme zurück, sodass die Brüste sich prall vorwölbten.
    Peter registrierte sehr wohl, wie die beiden pinkfarbenen Warzen den Reverend ablenkten. Er drängte sich etwas näher heran, aber er konnte das Gesicht der Hexe trotzdem nicht erkennen. Eine dritte Brustwarze ebenfalls nicht. Aber dafür sah er deutlich, wie der Reverend eine lange metallene Nadel aus seinen Gewandfalten hervorzog. Er hob sie hoch, damit alle sie sehen konnten. Das Metall blitzte im Schein der Laternen.
    Brigid sah die Nadel ebenfalls. »Was hast du vor?«, schrie sie.
    Die Männer pressten ihre Arme gegen den weißen Stein.
    Geschmeidig wie eine Katze schlängelte Peter sich zwischen die Umstehenden, um besser sehen zu können.
    »Die dritte Brustwarze ist die Brust des Teufels«, erklärte der Reverend der versammelten Gemeinde mit teuflischem Grinsen. »Satan hat sie gekennzeichnet,

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