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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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damit seine Kinder wissen, wo sie trinken müssen.« Er senkte den Kopf zu Brigid hinunter. »Wir werden dich auf die Probe stellen.«
    Die Frau starrte auf die Nadel hinunter, die immer näher kam. »Nein!«, schrie sie. »Nein! Du hast kein Recht, mir das anzutun.«
    Doch die Nadel kam näher und näher.
    Wie die anderen verharrte auch Peter in gespannter Erwartung. Der Kopf der Frau war gesenkt, sodass Peter ihr Gesicht unter dem vielen Haar noch immer nicht sehen konnte.
    Aber die angespannten Muskeln verrieten, dass sie mit aller Kraft zum Widerstand entschlossen war.
    Als der Reverend die Nadel senkte, hörte Peter, wie die Frau den Atem anhielt. Eine Gänsehaut ließ ihre Brustwarzen hervortreten.
    Oates sah Brigid in die Augen und stach dann die Nadel in ihre rechte Brustwarze.
    Die Frau stieß einen unterdrückten Klagelaut aus.
    Ein Schmerz durchzuckte Peter von Kopf bis Fuß. Angesichts dieser Grausamkeit war er zutiefst erschüttert. Er verspürte den Drang, den Kreis zu sprengen und Oates an weiteren Handlungen zu hindern. Aber gleichzeitig wusste er, dass er diese Szene nur träumte.
    Außerdem brannte er darauf, die Fortsetzung zu erfahren.
    Oates nickte. Und gleichzeitig durchstach er in einer blitzartigen Bewegung auch die linke Warze.
    Diesmal schrie die Frau auf, weil sie nicht darauf vorbereitet gewesen war.
    Peter sah, wie winzige Blutstropfen aus der Haut hervorquollen und als schmales Rinnsal über die weiße Haut perlten.
    Dann richtete Oates die Nadel auf das blumenförmige dunkle Muttermal. Keuchend blickte die Frau über ihre milchgefüllten Brüste hinunter. Dann warf sie stöhnend den Kopf in den Nacken und hielt die Luft an.
    Wie ein Mond hing das runde, flache Gesicht des Reverends über ihren Brüsten, und die Köpfe der Männer, die er als William Biddle und Caleb Herrick ansprach, waren seine Trabanten.
    Sie wollen erreichen, dass sie vor Schmerzen schreit, dachte Peter. Das Mal soll so empfindlich reagieren wie ihre Brustwarzen. Aber er war überzeugt, dass die Frau durchhalten würde. Dass sie nicht schreien würde, ganz gleich, wie weit Oates seine Folter noch trieb. Diese Genugtuung würde sie ihnen nicht gönnen.
    Alle ihre Muskeln spannten sich an.
    »Tu ihr weh«, schrie eine der Frauen. »Sie muss bezahlen.«
    »Tu ihr weh«, schrie eine andere. »Tu ihr weh!«
    Die Worte hallten in Peters Kopf wider, aber noch bevor er darüber nachdenken konnte, hatte die Nadel Brigid getroffen. Ihr Körper krümmte sich unter dem Stich zusammen, doch sie gab keinen Laut von sich. Wieder und wieder stach der Reverend zu, aber sie beherrschte sich.
    »Du fühlst keinen Schmerz?«, höhnte Reverend Jeremiah Oates.
    Die Frau von vorhin gab lautstark ihrer Verachtung Ausdruck. Sie alle wollten, dass Brigid litt.
    »Du fühlst keinen Schmerz?«
    Brigids Stimme brach förmlich aus ihr hervor. »Nein«, rief sie. Schweiß schimmerte auf ihrer Haut, und darauf zeichneten sich schmale blutige Rinnsale wie Kratzspuren einer Pranke ab. In wildem Stolz schüttelte sie den Kopf. »Ich habe nichts gespürt.«
    Die Männer ließen ihre Arme los, und William Biddle musterte sie mit finsteren Blicken.
    Brigid bedeckte ihre Brüste mit den Armen und starrte Reverend Oates trotzig an.
    Mit ausdrucksloser Miene verkündete der Reverend der Menge: »Sie hat nichts gespürt.«
    Stolz warf die Frau den Kopf in den Nacken, und prompt äußerte die Menge lautstark ihr Missfallen.
    »Brigid Mocnessa hat durch die Nadel keinen Schmerz verspürt«, wiederholte der Priester ein weiteres Mal.
    Peter war verwirrt, denn plötzlich strahlte das Gesicht des Reverends voller Genugtuung, als ob er soeben das Gelobte Land erblickt hätte.
    In diesem Moment durchzuckte die Erkenntnis auch Brigid Mocnessa. »Nein!«, schrie sie laut.
    Der Reverend betrachtete den Kreis der Gesichter um sich herum. »Das Zeichen des Teufels hat das Fleisch gefühllos gemacht!«, schrie er und schlug mit der Hand auf die Bibel. »Sie ist eine Hexe!«, schrie er. » Sie ist eine Hexe! Der Beweis ist erbracht.«
    Und der Kreis stimmte ein. »Sie ist eine Hexe. Sie ist eine Hexe. Sie ist eine Hexe.«
    »Du hast mich hereingelegt!«, schrie Brigid laut.
    »Nein, Hexe Mocnessa, du hast den Herrn versucht!«
    »Buße!«, forderte Caleb Herrick lautstark. »Sie soll dafür büßen!«
    »Sie soll dafür büßen«, schrien andere, und der Ruf pflanzte sich blitzschnell fort.
    Schadenfroh sah der Reverend zu, wie Brigid Mocnessa angesichts der Rufe der

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