Der Ruf der Steine
hast kein Kind, Connie, und weißt vielleicht nicht, wie berechnend die lieben Kleinen sein können.« Wo, zum Teufel, steckte der Junge? Wie lange brauchte er denn noch?
»Das erkenne ich sehr wohl«, fauchte Connie und wurde rot, »aber Andy hat aus unerfindlichen Gründen panische Angst. Er möchte unbedingt nach Hause. Und weil er sich nicht ausdrücken kann, kapselt er sich ab.«
Seine Hand lag auf dem Messer, das wieder an seinem Gürtel hing. »Panische Angst wovor?«
»Das weiß ich nicht. Aber sieh ihn dir doch an! Er ist die ganze Zeit über völlig abwesend.«
Seine Blicke glitten über die Haut an ihrem Hals, und dann fand er, was er suchte. Direkt unterhalb der dünnen Goldkette pulsierte ihr Herzschlag. Wie oft es noch schlagen würde? Grinsend meinte er: »Du kannst ganz beruhigt sein. Ich halte ihn keineswegs für traumatisiert.«
In diesem Moment tauchte Andy hinter der Kante auf und zerrte Jimmy P. an der Hand hinter sich her.
Connie machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
»Hey!« Mit breitem Grinsen kam Jimmy P. auf sie zu. »Der Junge sagt, dass Sie einen Steinkreis gefunden haben. Ich habe im Channel Two einmal einen Film darüber gesehen.« Er inspizierte den aufrecht stehenden Koloss und auch den zweiten, der bereits mit Tauen umwickelt war. »Himmel, das ist vielleicht eine Überraschung! Ist der Kreis alt?«
»Das hoffen wir.«
»Ach ja? Und wie alt?«
»Keine Ahnung«, antwortete Peter. Er sah zu Andy hinüber, der mit geschlossenen Augen auf seinem Handtuch lag.
»Zum Glück müsst ihr das machen.«
»Wie bitte?«
»Diese Buddelei.« Jimmy P. grinste. »Ich bekäme ständig Gänsehaut. Ich habe Ihnen doch von unseren Schwierigkeiten vor ein paar Monaten erzählt. Damals sind junge Leute mit dem Boot hierher gekommen. Sie hatten einen Hund dabei. Der hat sich losgerissen, und sie sind ihm bis hierher auf die Klippe nachgelaufen. Sie haben behauptet, dass sich der Hund in diesen Sandhügel hineingebuddelt hätte. Aber das ist noch nicht alles. Der junge Mann – ein Student – Vinnie Irgendwie – kam ein paar Wochen später wieder her. Er hat erzählt, dass er den Hund zurückhalten wollte. Aber das war nicht möglich. Der Hund muss besessen gewesen sein. Seine Hand hatte sich in der Leine gefangen, und der Hund hätte ihn fast mit sich gerissen. Das ist kein Witz! Die Kraft muss so stark gewesen sein, dass sie ihn fast unter die Erde gezogen hätte! Der Hund verschwand jedenfalls spurlos. Wenn ich so etwas höre, denke ich immer gleich an die Drogen, die die Kinder heutzutage nehmen. Ohne den Gips vom Handgelenk bis zum Hals hätte ich ihm kein Wort geglaubt! Aber die Kraft hatte ihm einfach die Hand abgerissen! Ich erzähle Ihnen keine Märchen. Ich habe den Stumpf mit eigenen Augen gesehen. Hatcher hat sich mit dem jungen Mann über eine Entschädigung geeinigt. Es ging alles ziemlich schnell, denn niemand wollte unnötiges Gerede. Ich erzähle Ihnen das nur, weil ich Sie mag. Ich bin froh, wenn alles in die Luft gesprengt wird. Es ist verrückt, ich weiß, aber ich mag diesen Ort ganz und gar nicht. Hier oben habe ich immer ein schlechtes Gefühl, als ob das Böse hier oben wohnt.«
Alle schwiegen.
Die Worte hallten durch Peters Kopf. Drei oder vier Monate war die Geschichte her. War Linda damals schon hier gewesen? Hatte sie damals bereits auf ihn gewartet?
»Falls Sie Hilfe beim Aufstellen brauchen, kann ich Ihnen vielleicht ein paar Männer zur Verfügung stellen. Je eher die Steine stehen, desto besser, nicht wahr?«
Peter bedankte sich.
»Was ist mit unserem kleinen Freund los?«, fragte Jimmy noch mit besorgtem Blick, bevor er ging. »Ist er etwa wetterfühlig?«
»Er hat nur ein wenig Heimweh«, erklärte Peter und sah Jimmy P. nach, als er den Abhang hinunterging.
Als ob das Böse hier oben wohnt.
Peter griff nach der Schaufel und kehrte zum Loch zurück. »Es wird Zeit, dass wir uns wieder an die Arbeit machen.« Die anderen sahen finster drein.
Den ganzen Nachmittag über arbeiteten sie verbissen, und Andy schlief die meiste Zeit. Um fünf Uhr war die dritte Basis so gut wie vollendet. Zwei Granitsteine ragten über zwei Meter hoch aus dem Boden heraus, wie ein Portal zum Meer. Trotz intensiven Siebens waren keinerlei Funde aufgetaucht. Nichts, was sich untersuchen ließe – nur Kieselsteine und zerbröselte Muscheln. Hannahs Wünschelrute steckte noch immer in dem unversehrten Viertel des Hügels, das den Kalkstein zur Hälfte bedeckte. Es gab
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