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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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aufgenommen wird, Mrs. Claire, macht Euch keine Sorgen um sie.«
    »Was wohl die Indianer von ihr denken werden, frage ich mich?« sagte Ian. Er sah Pollyanne interessiert an. »Ob sie schon einmal eine Schwarze gesehen haben?«
    Myers lachte.
    »Junge, es gibt viele Tuscarora, die noch nie eine Weiße gesehen haben, Mrs. Polly wird sie nicht mehr erschrecken, als es deine Tante tun würde.« Myers trank einen großen Schluck Wasser und spülte sich damit den Mund. Er betrachtete Pollyanne nachdenklich. Sie spürte seinen Blick und erwiderte ihn unverwandt.
    »Ich glaube aber, daß sie sie für eine Schönheit halten werden, sie mögen ihre Frauen gern schön rund.« Es war einigermaßen offensichtlich, daß Myers diese Bewunderung teilte. Sein Blick wanderte
anerkennend und mit einem Hauch unschuldiger Lüsternheit über Pollyanne.
    Sie sah das, und es kam eine außergewöhnliche Veränderung über sie. Obwohl sie sich kaum zu bewegen schien, konzentrierte sie sich auf einmal ganz auf Myers. Ihre Augen glänzten im Feuerschein schwarz und unergründlich. Sie war immer noch klein und schwer, doch durch eine ganz leichte Haltungsänderung waren plötzlich ihre ausladenden Brüste und breiten Hüften betont und rundeten sich zu einem Versprechen sinnlicher Fülle.
    Myers schluckte hörbar.
    Ich wandte den Blick von diesem kleinen Zwischenspiel ab und sah, daß Jamie es ebenfalls beobachtete. Er sah gleichermaßen amüsiert und besorgt aus. Ich stieß ihn unauffällig an und warf ihm einen Blick zu, der mit allem Nachdruck, den ich aufbrachte, »Tu etwas!« sagte.
    Er blinzelte.
    Ich riß die Augen auf und starrte ihn beschwörend an, was sich mit »Ich weiß nicht, was, aber tu etwas!« übersetzen ließ.
    »Mmpf.«
    Jamie räusperte sich, beugte sich vor, legte seine Hand auf Myers’ Arm und riß den Bergläufer aus seiner Trance.
    »Ich würde mir nicht wünschen, daß die Frau auf irgendeine Weise mißbraucht wird«, sagte er höflich, doch er legte einen Hauch von schottischer Anzüglichkeit in das Wort »mißbraucht«, der grenzenlose Unanständigkeit andeutete. Er drückte leicht zu. »Werdet Ihr es auf Euch nehmen, für ihre Sicherheit zu garantieren, Mr. Myers?«
    Myers warf ihm aus seinen blutunterlaufenen Augen einen verständnislosen Blick zu, doch dann dämmerte es ihm. Der Bergläufer befreite langsam seinen Arm, nahm dann seinen Becher, trank den letzten Schluck Whisky, hustete und wischte sich den Mund ab. Möglich, daß er errötete, doch durch seinem Bart war das nicht zu erkennen.
    »O ja. Ich meine, o nein. Nein, wirklich nicht. Bei den Mohawk und den Tuscarora suchen sich die Frauen aus, mit wem sie ins Bett gehen, sogar, wen sie heiraten. Bei ihnen gibt es keine Vergewaltigung. O nein. Nein, Sir; sie wird nicht mißbraucht, das kann ich versprechen.«
    »Na, da bin ich ja froh, das zu hören.« Jamie lehnte sich beruhigt zurück und warf mir aus den Augenwinkeln einen erbosten »Ichhoffe-du-bist-zufrieden«-Blick zu. Ich lächelte sittsam.
    Ian war zwar noch keine sechzehn, doch er war viel zu aufgeweckt,
als daß ihm dieser Wortwechsel entgangen wäre. Er gab ein bedeutsames schottisches Husten von sich.
    »Onkel Jamie, Mr. Myers war so freundlich, mich einzuladen, ihn und Mrs. Polly zu begleiten und mir das Indianerdorf anzusehen. Ich sorge bestimmt dafür, daß sie dort gut behandelt wird.«
    »Du -« Jamie brach ab. Über das Feuer hinweg warf er seinem Neffen einen langen Blick zu. Ich sah, wie es in seinem Kopf arbeitete.
    Ian hatte nicht um Erlaubnis gebeten mitzugehen, sondern hatte uns mitgeteilt, daß er gehen würde. Wenn Jamie es ihm verbot, mußte er es begründen - und er konnte kaum sagen, daß es zu gefährlich war, denn damit hätte er nicht nur eingestanden, daß er bereit war, die Sklavin einer Gefahr auszusetzen, sondern auch, daß er Myers und seinen Beziehungen zu den hier ansässigen Indianern nicht traute. Jamie saß in der Falle, und zwar gründlich.
    Er atmete kräftig durch die Nase ein. Ian grinste.
    Ich blickte wieder über das Feuer. Pollyanne saß noch genauso da wie zuvor, ohne sich zu bewegen. Ihr Blick ruhte auf Myers, und um ihre Lippen spielte ein einladendes Lächeln. Ihre Hand hob sich langsam und umfaßte fast abwesend eine der massiven Brüste.
    Myers starrte zurück, betäubt wie ein Reh, dem ein Jäger ins Gesicht leuchtet.
    Und würde ich es anders machen? dachte ich später, während ich dem Rascheln und dem leisen Stöhnen aus der Gegend von Myers’

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