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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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behalten.«
    Jetzt blickte sie auf, etwas aus dem Konzept gebracht.
    »Oh. Von Oma? Aye, die will Paps bestimmt sehen. Aber ich meine das große.«
    »Große?« Roger versuchte zu erraten, welches Foto sie meinen konnte; die meisten waren Schwarzweiß-Schnappschüsse, die der Reverend mit seiner antiken Kleinbildkamera gemacht hatte. Doch es gab auch ein paar größere Kabinettfotografien - eins von seinen Eltern, ein anderes von der Großmutter des Reverends, die aussah wie ein Pterodaktylus in schwarzer Steppseide. Das Foto war am hundertsten Geburtstag der Dame aufgenommen worden. Diese Bilder konnte Fiona unmöglich meinen.
    »Das von der, die ihren Mann umgebracht hat und verschwunden ist.« Fionas Mund preßte sich zusammen.
    »Der, die - oh.« Roger trank einen großen Schluck Tee. »Du meinst Gillian Edgars.«
    »Der«, wiederholte Fiona stur. »Warum hast du ein Foto von der?«
    Roger stellte die Tasse ab und griff nach der Morgenzeitung, um Beiläufigkeit vorzutäuschen, während er sich fragte, was er sagen sollte.
    »Oh - jemand hat es mir gegeben.«
    »Wer?«
    Fiona war immer zielstrebig, jedoch selten so direkt. Was hatte sie nur?
    »Mrs. Randall - Dr. Randall, meine ich. Warum?«
    Fiona antwortete nicht, sondern preßte ihre Lippen fest zusammen.
    Roger hatte inzwischen jegliches Interesse an der Zeitung aufgegeben. Er legte sie vorsichtig hin.
    »Hast du sie gekannt?« sagte er. »Gillian Edgars?«
    Fiona antwortete nicht sofort, sondern drehte sich zur Seite und beschäftigte sich mit dem Teewärmer.
    »Du bist bei den Steinen auf dem Craigh na Dun gewesen; Joycie sagt, ihr Albert hat dich herunterkommen sehen, als er am Donnerstag nach Drumnadrochit gefahren ist.«

    »Ja, das stimmt. Das ist doch kein Verbrechen, oder?« Er versuchte zu witzeln, doch damit kam er bei Fiona nicht durch.
    »Du weißt, daß es da unheimlich ist; in all diesen Kreisen. Und jetzt erzähl mir nicht, daß du wegen der Aussicht da hochgestiegen bist.«
    »Das habe ich gar nicht vor.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah zu ihr auf. Ihr lockiges, dunkles Haar stand zu Berge; sie raufte es sich mit den Händen, wenn sie aufgeregt war, und sie war mit Sicherheit aufgeregt.
    »Du bist mit ihr bekannt. Stimmt ja; Claire hat mir erzählt, daß du dich mit ihr getroffen hast.« Das leise Flackern der Neugier, das er bei der Erwähnung von Gillian Edgars Namen verspürt hatte, schwoll jetzt zu hell brennender Aufregung an.
    »Ich kann ja wohl kaum mit ihr bekannt sein, oder? Sie ist tot.« Fiona hob den leeren Eierbecher hoch und fixierte die übriggebliebenen Schalenfragmente. »Oder?«
    Roger unterbrach sie, indem er seine Hand auf ihren Arm legte.
    »Wirklich?«
    »Jedenfalls glaubt man das hier. Die Polizei hat nicht die geringste Spur von ihr gefunden.«
    »Vielleicht sucht sie nicht an der richtigen Stelle.«
    Alles Blut wich aus ihrem erröteten, hellhäutigen Gesicht. Roger festigte seinen Griff, obwohl sie nicht versuchte, zurückzuweichen. Sie wußte es, verdammt, sie wußte es! Doch was wußte sie?
    »Sag mir, Fiona«, sagte er. »Bitte - sag mir. Was weißt du über Gillian Edgars - und die Steine?«
    Jetzt zog sie doch ihren Arm zurück, ging aber nicht weg, sondern stand einfach nur da und drehte den Eierbecher wieder und wieder in der Hand herum, als wäre er ein Miniatur-Stundenglas. Roger stand auf, und sie scheute zurück und sah ängstlich zu ihm auf.
    »Dann treffen wir eine Abmachung«, sagte er und versuchte, seine Stimme ruhig zu halten, um sie nicht noch mehr zu ängstigen. »Sag mir, was du weißt, und ich sage dir, warum Dr. Randall mir das Bild gegeben hat - und warum ich auf dem Craigh na Dun war.«
    »Das muß ich mir überlegen.« Sie bückte sich rasch und ergriff das Tablett mit dem schmutzigen Geschirr. Sie war zur Tür hinaus, bevor er sie mit einem Wort aufhalten konnte.
    Langsam setzte er sich wieder hin. Es war ein gutes Frühstück gewesen - wenn Fiona kochte, war es immer köstlich -,doch es lag ihm im Magen wie ein Sack Murmeln, schwer und unverdaulich.
    Er sollte nicht zu viel erwarten, sagte er sich. Er beschwor damit nur eine Enttäuschung herauf. Was konnte Fiona schon wissen? Und
doch, jede Erwähnung der Frau, die sich Gillian genannt hatte - und später Geillis - reichte aus, um sein Interesse zu wecken.
    Er ergriff seine vergessene Teetasse und schluckte, ohne etwas zu schmecken. Was, wenn er sich an die Abmachung hielt und ihr alles erzählte? Nicht nur über Claire

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