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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Hernie
    Juni 1767
    »Ich hasse Schiffe«, sagte Jamie und biß die Zähne zusammen. »Ich verabscheue Schiffe. Mir grrraut vor Schiffen.«
    Jamies Onkel, Hector Cameron, lebte auf einer Plantage namens River Run kurz hinter Cross Creek. Cross Creek wiederum lag von Wilmington aus gesehen ein gutes Stück stromaufwärts, genauer gesagt an die zweihundert Meilen. Um diese Jahreszeit, so hatte man uns gesagt, würde die Fahrt auf dem Wasserweg vier Tage bis eine Woche dauern; es hing von den Windverhältnissen ab. Wenn wir dem Landweg den Vorzug gäben, wären wir zwei Wochen unterwegs - oder länger, wenn die Straßen überflutet und schlammig waren oder wir einen Achsenbruch hatten.
    »Auf einem Fluß gibt es keinen Wellengang«, sagte ich. »Und bei der Vorstellung, zweihundert Meilen durch den Schlamm zu waten, grrrraut mir weitaus mehr.« Ian grinste breit, setzte aber schnell eine unbeteiligte Miene auf, als Jamies erboster Blick auf ihn fiel.
    »Außerdem«, sagte ich zu Jamie, »habe ich ja meine Nadeln, falls du seekrank wirst.« Ich strich über meine Tasche, in der ein Satz winziger goldener Akupunkturnadeln in einem Elfenbeinkästchen ruhte.
    Jamie atmete tief durch die Nase aus, sagte aber nichts mehr. Nachdem diese Kleinigkeit ausdiskutiert war, blieb uns noch das Hauptproblem: die Kosten für die Schiffsreise.
    Wir waren nicht reich, waren aber durch einen glücklichen Zufall unterwegs zu etwas Geld gekommen. Wir waren wie Landstreicher von Charleston nach Norden gezogen und hatten nachts in sicherer Entfernung von der Straße gelagert. Dabei hatten wir ein verlassenes Gehöft auf einer Waldlichtung entdeckt, die schon fast wieder überwuchert war.
    Pyramidenpappelschößlinge sprossen wie Speere durch die Balken des eingestürzten Daches, und eine Stechpalme schob sich aus einem breiten Sprung in dem Herdstein hervor.

    Die halb verfallenen, verrottenden Holzwände waren mit grünem Moos und rostfarbenen Pilzen überzogen. Es war schwer zu sagen, seit wann die Ansiedlung verlassen war, doch es war offensichtlich, daß die Wildnis Blockhaus und Lichtung in ein paar Jahren verschluckt haben würde und nur ein Haufen eingestürzter Kaminsteine noch an ihre Existenz erinnern würde.
    Doch den näher rückenden Bäumen zum Trotz gediehen hier die Überbleibsel einer kleinen Pfirsichplantage und die Früchte waren reif und wimmelten von Bienen. Wir hatten davon gegessen, soviel wir konnten, und im Schutz der Ruinen geschlafen. Dann waren wir vor der Dämmerung aufgestanden und hatten den Wagen mit den saftigen, samtenen Früchten beladen.
    Wir hatten sie unterwegs verkauft und waren daher mit klebrigen Händen und einem Sack voller Münzen - zum Großteil Pennies - in Wilmington angekommen. Der Geruch nach gärenden Früchten, der unseren Haaren, unseren Kleidern und unserer Haut anhaftete, war so durchdringend, als hätte man uns alle in Pfirsichschnaps getaucht.
    »Nimm das hier«, wies Jamie mich an und gab mir den kleinen Lederbeutel, der unser Vermögen enthielt. »Kauf so viele Vorräte, wie du dafür bekommst - aber bitte keine Pfirsiche, aye? -, und vielleicht ein paar Kleinigkeiten, damit wir nicht ganz wie Bettler aussehen, wenn wir zu meinem Onkel kommen. Nadel und Faden vielleicht?« Er zog eine Augenbraue hoch und deutete auf den langen Riß in Fergus’ Jacke, den er sich beim Sturz von einem Pfirsichbaum geholt hatte.
    »Duncan und ich werden versuchen, den Wagen und die Pferde zu verkaufen, und uns nach Schiffen erkundigen. Und wenn es hier einen Goldschmied gibt, frage ich ihn vielleicht, was er mir für einen der Steine bietet.«
    »Sie bloß vorsichtig, Onkel Jamie«, riet Ian ihm und deutete mit gerunzelter Stirn auf das bunte Durcheinander von Menschen, das zum nahe gelegenen Hafen unterwegs war oder von dort herkam.
    Mit todernster Miene versicherte Jamie seinem Neffen, daß er die notwendige Vorsicht würde walten lassen.
    »Nimm Rollo mit«, drängte Ian. »Er paßt auf dich auf.«
    Jamie sah zu Rollo hinab, der die vorbeiziehenden Massen hechelnd beobachtete, wobei seine aufmerksame Miene weniger gesellschaftliche Neugier als vielmehr kaum verhohlenen Appetit auszudrücken schien.
    »Oh, aye«, sagte er. »Dann komm, mein Freund.« Er sah mich an, als er sich zum Gehen wandte. »Vielleicht kaufst du auch ein paar getrocknete Fische.«

     
    Wilmington war eine kleine Stadt, doch aufgrund seiner günstigen Lage als Seehafen an der Mündung eines schiffbaren Flusses gab es dort nicht nur

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