Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
würde es. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich den Vorschlag nicht gemacht.«
    »›Vorschlag‹, sagt sie«, brummte er. »Öffentliche Denunziation? Der Pranger? Vorschlag ?«
    Das Blut brannte so heiß in ihren Wangen, daß es sie überraschte, die Luft um ihr Gesicht herum nicht verdampfen zu sehen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich hätte es nicht getan. Ihr müßt mir glauben, ich hätte wirklich zu niemandem ein Wort gesagt. Es ist nur, als Ihr gelacht habt, da dachte ich - egal, es spielt keine Rolle. Wenn Ihr mit mir schlafen wolltet, dann könnte ich Euch nicht heiraten - es wäre nicht richtig.«
    Er schloß die Augen ganz fest und hielt sie einen Augenblick lang zugekniffen. Dann öffnete er eines seiner hellblauen Augen und sah sie an.
    »Warum nicht?« fragte er.
    »Wegen Roger«, sagte sie und war erbost zu hören, wie ihre Stimme sich bei dem Namen überschlug. Und noch wütender darüber, daß sie spürte, wie ihr eine heiße Träne entwischte und über die Wange lief.
    »Verdammt!« sagte sie. »Gottverdammt! Ich wollte nicht einmal an ihn denken !«
    Sie wischte die Träne wütend fort und biß die Zähne zusammen.
    »Vielleicht habt Ihr recht«, sagte sie. »Vielleicht liegt es an der Schwangerschaft. Ich weine andauernd ohne Grund.«
    »Ich bezweifle sehr, daß es keinen Grund gibt«, sagte er trocken.
    Sie holte tief Luft, und die kalte Luft höhlte ihr die Brust aus. Sie hatte also noch eine letzte Karte zu verspielen.
    »Wenn Ihr Frauen begehrt… könnte ich nicht - ich meine, ich will nicht regelmäßig mit Euch schlafen. Und es würde mir nichts ausmachen, wenn Ihr mit jemand anderem schlaft - Mann oder Frau -«
    »Oh, vielen Dank«, brummte er, doch sie ignorierte ihn und konzentrierte sich nur auf den Drang, alles herauszubringen.
    »Aber ich verstehe, daß Ihr Euch vielleicht ein eigenes Kind wünscht. Es wäre nicht recht, wenn ich Euch davon abhalten würde, eins zu bekommen. Das kann ich Euch geben, glaube ich.« Sie sah an sich herunter, die Arme über ihrem Kugelbauch verschränkt.
    »Alle sagen, ich bin zum Gebären gemacht«, fuhr sie unbeirrt fort, den Blick auf ihre Füße gerichtet. »Ich würde - aber nur, bis ich wieder schwanger würde. Das müßtet Ihr auch in den Vertrag setzen - Mr. Campbell könnte ihn aufsetzen.«
    Lord John massierte sich die Stirn. Offensichtlich litt er an einer massiven Kopfschmerzattacke. Dann ließ er seine Hand sinken und faßte sie am Arm.
    »Kommt und setzt Euch, Kind«, sagte er ruhig. »Am besten erzählt Ihr mir, was zum Teufel Ihr vorhabt.«
    Sie holte tief und heftig Luft, um ihre Stimme zu kräftigen.
    »Ich bin kein Kind«, sagte sie. Er blickte zu ihr hoch und schien seine Meinung über irgend etwas zu ändern.
    »Nein, das seid Ihr nicht - Gott steh uns beiden bei. Aber bevor Ihr
    Farquard Campbell mit Eurer Vorstellung von einem passenden Ehevertrag den Schreck seines Lebens einjagt, bitte ich Euch, Euch einen Augenblick zu mir zu setzen und die Gedankengänge Eures überaus bemerkenswerten Gehirns mit mir zu teilen.« Er schob sie durch den Torbogen in den Ziergarten, wo sie vom Haus aus nicht zu sehen sein würden.
    Der Garten war kahl, aber gepflegt; die toten Stengel des vergangenen Jahres waren herausgezogen, die trockenen Stiele kleingehackt und als Mulch auf den Beeten verstreut worden. Nur das Rundbeet, das den trockenen Springbrunnen umgab, zeigte Lebenszeichen; grüne Krokusspitzen lugten wie winzige Rammböcke aus dem Boden hervor, leuchtend und unnachgiebig.
    Sie setzten sich hin, doch sie konnte nicht stillsitzen. Nicht stillsitzen und ihn dabei ansehen. Er stand gemeinsam mit ihr auf und ging neben ihr her. Er berührte sie nicht, hielt aber mit ihr Schritt, während der Wind ihm die hellen Haarsträhnen ins Gesicht wehte, sagte kein Wort, hörte aber zu, hörte zu, während sie ihm fast alles erzählte.

    »Also habe ich nachgedacht und nachgedacht«, endete sie verzweifelt. »Und es führt nirgendwohin. Versteht Ihr? Mutter und - und Pa, sie sind irgendwo da draußen -« Sie schwenkte den Arm in Richtung der fernen Berge. »Ihnen könnte alles mögliche zugestoßen sein. Und ich sitze hier, werde dicker und dicker, und es gibt nichts, was ich tun kann!«
    Sie blickte zu ihm herunter und fuhr sich mit dem Rücken ihres Handschuhs unter der tropfenden Nase entlang.
    »Ich weine nicht«, versicherte sie ihm, obwohl sie es doch tat.
    »Natürlich nicht«, sagte er. Er ergriff ihre Hand und legte sie über seinen

Weitere Kostenlose Bücher