Der Ruf Der Trommel
kämpfen. Und gefährlich sein, obwohl das eine relativ geringe Rolle spielte.
So könnte es geschehen, wenn Roger jetzt hier wäre. Doch das war er nicht. Vielleicht würde er auch nicht kommen, doch sie focht hart dagegen an, sich diese Möglichkeit auszumalen. Wenn sie nicht darüber nachdachte, auf wie viele Arten er sterben konnte, dann würde er auch nicht sterben; das war einer der Grundsätze ihres hartnäckigen Glaubens; die anderen lauteten, daß er noch nicht tot war und daß ihre Mutter zurückkommen würde, bevor das Kind geboren war. Was ihren Vater anging - wieder kochte ihre Wut hoch, wie immer, wenn sie an ihn dachte - ihn oder Bonnet - also gab sie sich Mühe, so wenig wie möglich an sie zu denken.
Sie betete natürlich, so fest sie konnte, doch Beten und Warten war nicht ihre Sache; sie war zum Handeln geboren. Hätte sie doch nur mit ihnen gehen können, um Roger zu suchen!
Doch in dieser Hinsicht hatte sie keine Wahl gehabt. Sie biß die Zähne zusammen und breitete ihre Hand flach über ihren Bauch. Sie hatte in vielen Dingen keine Wahl gehabt. Doch sie hatte die eine Wahl getroffen - ihr Kind zu behalten -, und jetzt würde sie mit den Konsequenzen leben müssen.
Sie fing an zu zittern. Abrupt wandte sie sich vom Anblick des Sturms ab und ging zum Feuer. Eine kleine Flammenzunge spielte über die geschwärzte Rückseite eines rotknisternden Scheites, und das Herz der Holzkohlen glühte rot und weiß.
Sie sank auf den Teppich vor dem Kamin und schloß die Augen, als die Hitze des Feuers wohlige Wellen über ihre kalte Haut aussandte, liebkosend wie das Streicheln einer Hand. Diesmal unterdrückte sie jeden Gedanken an Bonnet, verweigerte ihm den Einlaß in ihren Kopf und konzentrierte sich statt dessen mit aller Gewalt auf die wenigen kostbaren Erinnerungen, die sie an Roger hatte.
… leg deine Hand auf mein Herz. Sag mir, ob es stehenbleibt… Sie konnte ihn hören, halb atemlos, halb erstickt zwischen Lachen und Leidenschaft.
Woher zum Teufel weißt du das? Das rauhe Gefühl lockiger Haare unter ihren Handflächen, die glatten, harten Rundungen seiner Schultern, sein Pulsschlag an der Seite seines Halses, als sie ihn zu sich herunterzog und ihren Mund auf ihn legte, weil sie ihn am liebsten vor Verlangen gebissen hätte, ihn schmecken wollte, das Salz und den Staub seiner Haut atmen wollte.
Seine dunklen und geheimen Stellen, die sie nur vom Gefühl her kannte, an die sie sich als ein sanftes Gewicht erinnerte, das verletzlich in ihrer Handfläche herumrollte, komplexe Kurven und Vertiefungen, die sich zögernd ihren tastenden Fingerspitzen hingaben (Oh, Gott, hör nicht auf, aber vorsichtig, aye? Oh!) , jene seltsame, faltige Seide, die sich spannte und glättete, aufsteigend ihre Hand füllte, still und wunderbar wie der Stengel einer nachtblühenden Pflanze, deren Blüte sich beim Zusehen öffnet.
Seine Sanftheit, als er sie berührte (Himmel, ich wünschte, ich könnte dein Gesicht sehen, damit ich weiß, wie es für dich ist, ob ich es richtig mache. Ist das gut, hier? Sag’s mir, Brianna, sprich mit mir…) , als sie ihn erkundete, und dann der Moment, an dem sie ihn zu weit gedrängt hatte, ihr Mund auf seiner Brustwarze. Sie spürte noch einmal den erstaunlichen Sog der Kraft in ihm, als er jegliche Beherrschung aufgab und sie packte, sie hochhob, als wöge sie nichts, sie gegen das Stroh zurückrollte und sie nahm. Halb zögerte er, als er sich auf ihr frisch zerrissenes Häutchen besann, dann erfüllte er die Forderung ihrer Fingernägel in seinem Rücken, mit aller Kraft zu ihr zu kommen, drängte sie über die Furcht vor seinem Eindringen hinaus dazu, ihn aufzunehmen, ihn willkommen zu heißen, und schließlich zu einem Rausch, der genauso stark war wie der seine, während er die letzte Membran der Zurückhaltung zwischen ihnen zerriß und sie für immer in einer Flut aus Schweiß und Moschus und Blut und Samen verband.
Sie stöhnte laut auf, erschauerte und lag dann still, zu schwach, um auch nur ihre Hand wegzunehmen. Ihr Herz schlug ganz langsam. Ihr Bauch war gespannt wie eine Trommel, während die letzte der Zuckungen ihren geschwollenen Unterleib langsam wieder freigab. Eine Hälfte ihres Körpers glühte vor Hitze, die andere war kühl und dunkel.
Nach einer Weile rollte sie sich auf Hände und Knie und kroch vom Feuer fort. Sie hievte sich auf das Bett wie ein verwundetes Tier, lag halb betäubt da und ignorierte die kalten und heißen Luftströmungen, die
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