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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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über sie hinwegspielten.
    Schließlich regte sie sich, zog eine Decke über sich und drehte sich zur Wand, die Hände schützend über ihrem Baby gekreuzt. Ja, es war zu spät. Sie mußte Empfindung und Sehnsucht beiseite schieben, zusammen mit Liebe und Wut. Sie mußte dem blinden Drängen ihres Körpers und ihrer Emotionen widerstehen. Es galt, Entscheidungen zu treffen.

     
    Sie brauchte drei Tage, um sich von den Erfolgsaussichten ihres Plans zu überzeugen, ihre Skrupel zu überwinden und schließlich einen geeigneten Zeitpunkt und Ort ausfindig zu machen, an dem sie ihn allein antreffen konnte.
    Am Dienstag kam schließlich ihre Gelegenheit. Jocasta hatte sich mit Duncan Innes und den Büchern ins Studierzimmer zurückgezogen, Ulysses war - nach einem kurzen, unergründlichen Blick auf die geschlossene Tür des Studierzimmers - in die Küche gegangen, um die Vorbereitungen für ein weiteres, üppiges Abendessen zu Ehren Seiner Lordschaft zu beaufsichtigen, und sie war Phaedre losgeworden, indem sie sie per Pferd nach Barra Meadows geschickt hatte, um ein Buch abzuholen, daß Jenny Ban Campbell ihr versprochen hatte.
    Angetan mit einem frischen, blauen Kamelottkleid, das zu ihrer Augenfarbe paßte, und hämmernden Herzens hatte sie sich aufgemacht, um ihrem Opfer aufzulauern. Sie fand ihn in der Bibliothek, wo er an einer der Glastüren die Selbstbetrachtungen des Marc Aurel las, während die Morgensonne, die über seiner Schulter hereinströmte, sein glattes, helles Haar glänzen ließ wie Buttertoffee.
    Er sah von seinem Buch auf, als sie hereinkam - ein Nilpferd hätte einen eleganteren Auftritt zustande gebracht, dachte sie aufgebracht, als sich ihr Rock durch ihre Nervosität an der Ecke eines Nippestischchens verfing -, dann legte er es graziös beiseite und sprang auf, um sich über ihre Hand zu beugen.
    »Nein, ich möchte mich nicht hinsetzen, danke.« Sie schüttelte den Kopf, als er ihr einen Platz anbot. »Ich habe mich gefragt - also, ich habe mir gedacht, ich gehe spazieren. Möchtet Ihr mich begleiten?«
    Die unteren Scheiben der Glastür waren von Frost überzogen, eine steife Brise heulte um das Haus, und innen gab es weiche Sessel, Brandy und ein loderndes Feuer. Doch Lord John war ein Gentleman. »Nichts, was ich lieber täte«, versicherte er ihr galant und ließ Marc Aurel im Stich, ohne ihm auch nur einen weiteren Blick zu schenken.
    Es war ein heller Tag, wenn auch sehr kalt. In dicken Umhängen vermummt wandten sie sich zum Gemüsegarten, dessen hohe Mauern ihnen ein wenig Schutz vor dem Wind gewährten. Sie tauschten kurze, atemlose Bemerkungen über die Helligkeit des Tages aus, versicherten sich gegenseitig, daß sie nicht im mindesten froren, und gelangten so durch einen kleinen Torbogen in den ummauerten Kräutergarten. Brianna sah sich um; sie waren völlig allein, und sie würde jeden sehen können, der den Weg entlangkam. Am besten also keine Zeit verlieren.
    »Ich habe Euch einen Vorschlag zu machen«, sagte sie.

    »Ich bin mir sicher, daß jede Idee, die von Euch kommt, nur erfreulich sein kann, meine Liebe«, sagte er mit dem Hauch eines Lächelns.
    »Na, ich weiß nicht«, sagte sie und holte tief Luft. »Aber hier ist sie. Ich will, daß Ihr mich heiratet.«
    Er lächelte weiter und wartete offensichtlich auf die Pointe.
    »Ich meine es ernst«, sagte sie.
    Das Lächeln verschwand nicht ganz, doch es veränderte sich. Sie war sich nicht sicher, ob er über ihre Taktlosigkeit bestürzt war oder nur versuchte, nicht zu lachen, doch sie vermutete letzteres.
    »Ich will nichts von Eurem Geld«, versicherte sie ihm. »Ich werde es Euch schriftlich geben. Und Ihr braucht auch nicht mit mir zusammenzuleben, obwohl es wahrscheinlich nicht dumm wäre, wenn ich mit Euch nach Virginia gehen würde, zumindest eine Zeitlang. Was ich für Euch tun könnte…« Sie zögerte, denn sie wußte daß ihr Beitrag zu diesem Handel der weniger zugkräftige war. »Ich bin kräftig, aber das spielt für Euch keine Rolle, da Ihr Dienstboten habt. Aber ich bin eine gute Verwalterin - ich kann Bücher führen, und ich glaube, ich weiß, wie man eine Plantage betreibt. Ich weiß , wie man Dinge baut. Ich könnte Euer Anwesen in Virginia verwalten, wenn Ihr in England seid. Und… Ihr habt einen kleinen Sohn, nicht wahr? Ich kümmere mich um ihn; ich würde ihm eine gute Mutter sein.«
    Lord John war während dieses Vortrags abrupt auf dem Weg stehengeblieben. Jetzt lehnte er sich langsam mit dem

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