Der Ruf Der Trommel
verdichtete sich der Rauchgeruch; eine übelriechende Dunstschicht trieb träge um sie herum, unübersehbar im Licht der Laterne.
Brianna hielt die Luft an und versuchte, nicht zu atmen. Trotz Greys Gewicht bewegte sich Bonnet schnell. Sie konnte kaum mithalten, da sie mit dem Gewehr und der Laterne bepackt war, doch sie hatte im Augenblick nicht vor, einen dieser Gegenstände zurückzulassen. Ihr Bauch zog sich wieder zusammen, noch einer dieser atemlosen Momente.
»Noch nicht , habe ich gesagt!« knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
Sie hatte einen Augenblick stehenbleiben müssen; Bonnet war vor ihr ihm Dunst verschwunden. Offenbar hatte er aber das Nachlassen des Laternenlichts bemerkt - sie hörte ihn irgendwo vor sich rufen.
»Mensch! Brianna!«
»Ich komme!« rief sie und beeilte sich, so gut es ging. Sie watschelte und gab es auf, den Anschein von Eleganz erwecken zu wollen. Der Rauch war viel dichter und irgendwo konnte sie ein leises Knistern hören - über ihr? Vor ihnen?
Sie atmete tief durch, obwohl es so qualmte. Sie holte stoßweise Luft und roch Wasser. Feuchtigkeit und Schlamm, totes Laub und frische Luft schnitten wie ein Messer durch den rauchigen Dunst.
Ein schwaches Glühen leuchtete durch den Rauch. Es nahm zu, als sie darauf zueilten, und ließ das Licht ihrer Laterne verblassen. Dann ragte ein dunkles Rechteck vor ihnen auf. Bonnet machte eine Wendung, ergriff ihren Arm und zog sie an die Luft hinaus.
Sie begriff, daß sie unter dem Kai waren; dunkles Wasser plätscherte vor ihnen und Licht tanzte darauf. Spiegelungen, das Licht kam von oben und das Knistern der Flammen ebenfalls. Bonnet blieb weder stehen, noch ließ er ihren Arm los; er zog sie zur Seite in das hohe, naßkalte Gras und auf das schlammige Ufer. Nach ein paar
Schritten ließ er sie los, doch sie folgte ihm. Sie holte japsend Luft, glitt rutschend aus und stolperte über ihre durchnäßten Rocksäume.
Schließlich blieb er im Schatten der Bäume stehen. Er bückte sich und ließ Greys Körper zu Boden gleiten. Er blieb einen Augenblick vornübergebeugt stehen, und seine Brust hob und senkte sich, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
Brianna stellte fest, daß sie beide Männer deutlich sehen konnte, jede Knospe an den Zweigen des Baumes sehen konnte. Sie drehte sich um, blickte zurück und sah, daß das Lagerhaus erleuchtet war wie eine Kürbislaterne und die Flammen durch Risse in den Holzwänden schlugen. Die riesigen Türflügel waren offengelassen worden; während sie hinsah, schob der heiße Luftzug einen davon auf, und kleine Feuerzungen begannen, über das Dock zu kriechen, täuschend klein und verspielt.
Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter, wirbelte herum und sah in Bonnets Gesicht.
»Ein Schiff wartet auf mich«, sagte er. »Ein kleines Stück flußaufwärts. Wollt Ihr vielleicht mitkommen?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie hielt nach wie vor das Gewehr im Arm, doch sie brauchte es nicht länger. Er stellte keine Bedrohung mehr für sie dar.
Er ging immer noch nicht, sondern verharrte und starrte sie an, die Stirn leicht gerunzelt. Sein Gesicht war verhärmt, und das Feuer höhlte es aus und füllte es mit Schatten. Die Wasseroberfläche stand jetzt in Flammen, und kleine Feuerzungen flackerten auf dem dunklen Wasser auf, als sich ein Terpentinfilm darauf ausbreitete.
»Ist es wahr?« sagte er abrupt. Er bat nicht um Erlaubnis, sondern legte ihr beide Hände auf den Bauch. Bei Bonnets Berührung zog er sich erneut zusammen, rundete sich erneut in einem atemberaubenden, schmerzlosen Ziehen, und ein erstaunter Ausdruck überzog das Gesicht des Mannes.
Sie fuhr vor seiner Berührung zurück, zog ihren Umhang zusammen und nickte, unfähig zu sprechen.
Er ergriff sie am Kinn und sah ihr ins Gesicht - versuchte er vielleicht abzuschätzen, ob sie die Wahrheit sprach? Dann ließ er sie los, steckte sich einen Finger in den Mund und tastete in seiner Wangenhöhle herum.
Er nahm ihre Hand und legte ihr etwas Hartes, Festes in die Handfläche.
»Dann ist das für seinen Unterhalt«, sagte er und grinste sie an. »Paß gut auf ihn auf, Schätzchen!«
Und dann war er fort, schritt langbeinig das Ufer hinauf, vom flakkernden Licht wie ein Dämon umrissen. Das ins Wasser strömende Terpentin hatte Feuer gefangen, und aufgewühlte Schwaden aus scharlachrotem Licht schossen himmelwärts, schwimmende Feuersäulen, die das Ufer taghell erleuchteten.
Sie erhob die Muskete halb, den Finger am
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