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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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warme, fruchtige Duft war angenehm beruhigend.
    Wir hatten das Segel gesetzt; wir alle brannten darauf, vom Ort des Angriffs fortzukommen, als lauerte dort immer noch Gefahr. Wir kamen jetzt schneller voran; die kleine Insektenwolke, die sonst über den Laternen hing, war verschwunden. Nur ein paar Florfliegen saßen noch auf dem Querbalken, und ihre zarten grünen Körper warfen winzige Schatten. Aus der Kabine erklang eine kurze Lachsalve, und Rollo antwortete vom Seitendeck mit einem Knurren - alles war wieder normal.
    Eine leichte, willkommene Brise tanzte über das Deck, ließ den feuchtkalten Schweiß in meinem Gesicht verdunsten, hob Jamies Haarspitzen an und wehte sie ihm ins Gesicht. Die kleine senkrechte Falte zwischen seinen Augenbrauen und sein gesenkter Kopf verrieten tiefe Nachdenklichkeit.
    Kein Wunder, wenn er nachdenklich war. Mit einem Schlag waren unsere Reichtümer - unsere potentiellen Reichtümer - und all unsere Vorräte auf einen Sack Bohnen und eine gebrauchte Medizinkiste reduziert worden. So viel zu seinem Wunsch, nicht als Bettler an Jocasta Camerons Tür zu klopfen - jetzt waren wir kaum noch mehr als das.
    Mein Hals schmerzte um seinetwillen, Mitleid trat an die Stelle meiner Verärgerung. Abgesehen von der konkreten Frage seines Stolzes war das unbekannte Land namens Zukunft jetzt wüst und leer. Natürlich war unsere Zukunft auch zuvor voller Fragezeichen gewesen, doch das beruhigende Wissen, daß wir Geld zur Verwirklichung unserer Ziele hatten - was auch immer sie sein würden - hatte diesen Fragen die Schärfe genommen.
    Sogar die ärmlichen Bedingungen unserer Reise nach Norden waren uns wie ein Abenteuer vorgekommen, weil wir uns sicher waren, daß wir ein Vermögen besaßen, ob wir es nun ausgeben konnten oder nicht. Ich hätte nie gedacht, daß mir Geld einmal so viel bedeuten
würde, doch die Tatsache, daß uns unser Gefühl der Sicherheit so brutal genommen worden war, hatte bei mir einen plötzlichen und völlig unerwarteten Anfall von Schwindel ausgelöst.
    Wie mochte es erst Jamie gehen, der nicht nur sich und mich in Gefahr sah, sondern die erdrückende Verantwortung für so viele andere Menschen trug? Ian, Fergus, Marsali, Duncan, die Bewohner von Lallybroch - sogar die verdammte Nervensäge Laoghaire. Ich wußte nicht, ob ich bei dem Gedanken an das Geld, das Jamie ihr geschickt hatte, lachen oder weinen sollte; die rachsüchtige Kreatur war im Moment sehr viel besser dran als wir. Bei dem Gedanken an Rache durchfuhr mich etwas, was all meine anderen Befürchtungen verblassen ließ. Jamie war zwar nicht sonderlich rachsüchtig - für einen Schotten -, doch kein Highlander würde einen solchen Verlust, den Verlust nicht nur seines Vermögens, sondern auch seiner Ehre, in stiller Resignation erdulden.
    Jamie starrte unbeweglich in das dunkle Wasser, sein Mund war zusammengepreßt; sah er wieder den Friedhof vor sich, wo er sich einverstanden erklärt hatte, Bonnet bei der Flucht zu helfen, von Duncan in alkoholisierter Sentimentalität überredet?
    Erst jetzt kam mir der Gedanke, daß die finanziellen Aspekte dieser Katastrophe Jamie wahrscheinlich noch gar nicht in den Sinn gekommen waren - er war ganz mit seinen bitteren Erinnerungen beschäftigt. Er war es gewesen, der Bonnet geholfen hatte, der Schlinge des Henkers zu entwischen, er hatte es ihm ermöglicht, wieder Unschuldigen nachzustellen. Wie viele Menschen würden außer uns noch deswegen leiden müssen?
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte ich und berührte sein Knie.
    »Wessen Schuld denn sonst?« fragte er still, ohne mich anzusehen. »Ich wußte, was er für ein Mensch war. Ich hätte ihn seinem verdienten Schicksal überlassen können - und habe es nicht getan. Ich war ein Narr.«
    »Du hast eine gute Tat getan. Das ist nicht dasselbe.«
    »Aber fast.«
    Er atmete tief ein; die Luft war frisch und enthielt eine Spur von Ozon: Bald würde es regnen. Er griff nach dem Becher mit Apfeltrester und trank, dann sah er mich zum ersten Mal an und hielt den Becher fragend hoch.
    »Ja, gern.« Ich kämpfte mich hoch, doch Jamie half mir auf, so daß ich an ihm lehnte. Er hielt den Becher fest, so daß ich trinken konnte, und die Flüssigkeit glitt mir sanft und warm wie Blut über die Zunge, fing Feuer, als sie mir durch die Kehle lief, brannte die Spuren der
Übelkeit und des Tabaks fort und hinterließ an ihrer Stelle den nachhaltigen Geschmack gebrannten Zuckerrohrs.
    »Besser?«
    Ich nickte und hielt die rechte

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