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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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getrunken, bis sie umfielen, und schliefen trotz des Lärms auf dem Boden. Anzügliche Bemerkungen fielen, als Gislher und Dietlind zurückkamen. Mutig trat der Niflunge vor den Hausherrn hin. » Frō Rodinger«, sagte er, »auch wenn ich Euch keinen Stellvertreter schicke, wie es Brauch ist   … hört mich dennoch an! Ich   … ich bitte Euch, mir Eure Tochter zur Frau zu geben!«
    Die Bitte kam für niemanden, der Augen im Kopf hatte, überraschend. Rodinger lächelte denn auch nur milde und ersparte es Gislher, nach weiteren Worten zu suchen. »Ich nehme an, ich habe ohnehin keine Wahl, wenn ich meine Tochter nicht gegen mich aufbringen will.«
    Dietlind kannte dieses Lächeln und fiel ihrem Vater um den Hals. »Danke! O ich danke dir! Du wirst sehen, wir werden das glücklichste Paar auf Erden.«
    »Ihr seid ein tapferer Krieger, Gislher«, sagte Rodinger. »Trotz Eurer Jugend hörte ich schon Skopen von Euch singen. Wenn Euer Bruder einverstanden ist   – ich kann mir keinen besseren Mann für meine Tochter wünschen.«
    Gislher wandte sich Gunter zu, Unmutsfalten auf der Stirn.
    Der König musterte seinen jüngsten Bruder. Wie rasch doch aus dem Knaben ein Mann geworden war! Er bemerkte Gislhers herausfordernde Haltung und lächelte. Er hatte nicht vor, ihm im Weg zu stehen. Von allem anderen abgesehen war diese Verbindung ein gutes Omen. Es war wie eine Abwehr gegen die düsteren Ahnungen, die ihre Reise überschatteten. »Ich würde sagen, sobald wir nach Hause zurückgekehrt sind, halten wir Brautlauf«, sagte er und blickte seinem Bruder dabei in die Augen. Dies war seine Wiedergutmachung, und Gislher wusste es und nickte zufrieden.
    Die anwesenden Krieger, soweit sie noch munter waren, brachen in Begeisterungsrufe aus und klopften mit den Schwertern auf die Schilde, und die, die geschlafen hatten, wurden spätestens jetzt wach. Nur Hagen starrte in seinen Wein, ohne ein Wort zu sagen. Zu seinem Ärger merkte Gislher, dass er sich ein Zeichen der Zustimmung oder Freude von ihm erhoffte. Hagen spürte seinen Blick und richtete sich auf. Und was er sagte, war leise gesprochen, doch jeder in der Halle hörte es: »Ich glaube nicht, dass du Gelegenheit haben wirst, dich an deiner Frau zu freuen.«
     
    Früh am nächsten Morgen brachen sie zur Weiterreise auf. Rodinger hatte beschlossen, ihnen mit seinen Männern Geleit zu geben; er kannte das Land besser als die Niflungen und konnte ihnen den schnellsten Weg zu König Attala zeigen. Dietlind umarmte ihn zum Abschied und bat ihn: »Bleib nicht zu lange fort, Vater!«
    Er gab ihr einen Kuss. »Deine Liebe rührt mich, Kind«, meinte er. »Oder ist es in Wahrheit frō Gislher, den du nicht erwarten kannst, zurückkehren zu sehen?« Die Männer ringsum lachten, und Dietlind errötete, während sie zurücktrat, um ihrer Mutter Platz zu machen.
    Gudelinde fiel einmal mehr der Unterschied zwischen den großen Kriegern und ihrem unscheinbaren Mann auf, und sie wusste, wem ihre Liebe galt. Die meisten Frauen wollten einen Recken, von dem die Skopen sangen, aber sie sah, was in der ruhigen Seele ihres Mannes lag, sie sah, was ihn unter allen hervorhob. Mit einer vertrauten Geste legte sie ihre Hand in seine und küsste ihn, ohne sich um das Grinsen der Krieger zu kümmern.
    Gislher trat zu Dietlind. Die beiden sahen sich an. Ein unausgesprochenes Geheimnis verband sie miteinander. Ihre Liebe war von einer Quellnymphe geheiligt worden. »Attalas Burg ist vier Tagesritte entfernt«, sagte der Niflunge. »Alles in allem können wir in vierzehn Nächten wieder zurück sein. Dann nehme ich Euch mit mir.«
    Ihre Augen strahlten, und statt einer Antwort schlang sie ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. Gislher umfasste ihre Taille, fühlte die Wärme ihrer Lippen und wähnte sich, der glücklichste Mann weit und breit zu sein.
    Süßeres sollte ihm von seiner Braut nicht vergönnt sein, denn er sah sie niemals wieder.

Schwarzer Eiter
1
    Als Susat in Sichtweite war, kam ihnen eine kleine Reiterschar entgegen mit Didrik von Bern an der Spitze. Er machte ein finsteres Gesicht. »Warum seid Ihr gekommen?«, fragte er Gunter. »Wisst Ihr nicht, dass Grimhild Euren Tod wünscht? Und Ihr, Hagen, seit wann seid Ihr so arglos, dass Ihr die Gefahr nicht seht? Wollt ihr alle ausgelöscht werden?«
    Gunter war tief betroffen, denn trotz der Warnungen seines Waffenmeisters hatte er nicht wirklich glauben wollen, dass seine Schwester noch immer voller Hass war.
    Hagen

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