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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Holzgestelle gegen die Wand krachen, bis diese schließlich zu bröckeln begann. Unter dem Triumphgeschrei der Krieger brach ein Teil der Mauer weg, und die ersten Kämpfer sprangen über Schutt und Steine nach draußen.
    Natürlich war ihr Tun nicht unbemerkt geblieben, und so erwartete sie Osid mit seinen Männern in der engen Gasse zwischen der zerstörten Mauer und Attalas Halle. Die Niflungen stürzten sich auf den Feind. Ein Pfeilregen ging auf sie nieder. Die Langbögen der Friesen richteten eine verheerende Verwüstung unter ihnen an. In dem Gewühl war ein genaues Zielen unmöglich, aber auch nicht nötig. Attalas Männer mussten ihre Pfeile nur auf den dichten Haufen Menschenleiber richten, der aus der Maueröffnung quoll, um zu treffen.
    Doch die Niflungen konnten jetzt zum ersten Mal ihre Franzisken einsetzen, die furchtbare doppelschneidige Wurfaxt der Franken. Volker schleuderte sein Beil mit tödlicher Präzision auf einen Friesen, der mit erhobenem Schwert auf ihn zukam. Die Franziska drehte sich in der Luft. Sonnenreflexe spiegelten sich auf der Klinge. Mit vernichtender Wucht durchschlug das beidseitig geschliffene Eisen Schild und Brünne des Gegners, als wären sie aus Butter, und bohrte sich in die Eingeweide. Der Mann schrie und wälzte sich in der engen Gasse, seine Kameraden behindernd.
     
    Entfernter Schlachtenlärm drang an Didriks Ohr. Der Berner grub das Gesicht tiefer in seine Hände und stöhnte. Es war ihm unerträglich, nicht einzugreifen, aber noch unerträglicher war es, am Abschlachten von Freunden teilzuhaben. Seine Männer murrten inzwischen offen. Es war nicht ehrenhaft, sich zurückzuziehen, wenn in der Nähe gekämpft wurde. Am meisten schmerzte ihn Hillebrands Unverständnis. Der alte Kämpe war drauf und dran, seinen Gefolgsherrn zu verlassen, um sich ins Getümmel zu stürzen. Didrik hatte ihm den Auftrag erteilt, sich nach dem Stand von Rodingers Vermittlungsversuchen zu erkundigen, um ihn beschäftigt zu halten.
    Außer Atem kam Hillebrand zurück. »Rodinger ist tot!«, stieß er hervor.
    »Das kann nicht sein! Die Niflungen sind seine Freunde! Der junge Gislher soll seine Tochter zur Frau bekommen!«
    »Und eben Gislher war es, der ihn erschlug.«
    Didrik stieß einen Schrei der Verzweiflung aus. »So sind denn alle Sippenbande dahin! Es gibt keine Ehre und kein Heil auf diesem Schlachtfeld.« Ohne ein weiteres Wort zurrte er seinen Helm fest und legte die Brünne an. Dann rief er seine Männer zusammen. »Rodinger von Bakalar ist erschlagen worden, mein Sippenbruder, mit dem ich einst den Blutschwur tauschte. An meiner Seite kämpfte er um unser Land. Kein Krieger war treuer als er, sein Tod soll nicht ungerächt bleiben.« Zustimmend schlugen die Männer mit den Schwertern auf ihre Schilde. Didrik ergriff sein Schwert und führte seine Gefolgsleute dem Schlachtfeld entgegen.
    Noch immer wogte der Kampf am Mauerdurchbruch. Die Niflungen rangen gegen die erdrückende Übermacht der Hunen und Friesen um jeden Fußbreit Boden. Da warfen sich Didrik und seine Männer in das Getümmel. Attalas Krieger jubelten über die Unterstützung, den Niflungen dagegen sank der Mut.
    Hagen, der in vorderster Reihe kämpfte, bekam die volle Wucht der frischen Kräfte zu spüren. Drei, vier von Didriks Männern drangen gleichzeitig auf ihn ein, dazu noch die Hunen und Friesen, die durch die Verstärkung angespornt wurden. Irung war unter ihnen, und es gelang ihm, dem Waffenmeister eine Fleischwunde beizubringen, ehe er beiseite gedrängt wurde. Schweiß floss in Hagens gesundes Auge, zudem wurde seine Sicht durch umherfliegenden Staub beeinträchtigt. Schnelligkeit war sein einziger Schutz; unentwegt drehte er sich nach links und rechts, um beide Seiten im Auge zu behalten.
    Einigen Niflungen war es gelungen, aus der Gasse auszubrechen und den Hunen in deren Rücken zu schaffen zu machen. Angeführt wurden sie von Gunter. Osid erkannte die Gefahr und befahl seinen Leuten, sich aus dem Hauptkampf herauszuhalten und den Niflungenkönig anzugreifen. Schon bald mussten Gunters Männer zurückweichen, bis sie mit dem Rücken gegen eine Hausmauer standen. Die kleine Gruppe geriet mehr und mehr in Bedrängnis und wurde rasch dezimiert. Hilflos musste Gunter zusehen, wie Mann um Mann niedergemacht wurde, ohne dass er etwas zu ihrer Rettung unternehmen konnte.
    Mit einem Mal erfasste ihn rasende Wut. Er hatte nicht darum gebeten, seine Krieger in diesen sinnlosen Kampf zu führen. Er hatte nicht

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