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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Mut und Ehre und war gewillt, sie wie eine Königin zu behandeln. Verdiente er nicht wenigstens ihre Achtung?
    Hätte er auch nur einen Herzschlag lang geglaubt, es gäbe eine Hoffnung auf Zuneigung von ihrer Seite, so winzig sie auch sein mochte, er hätte alles riskiert und sich ihr erneut ausgeliefert. Hätte sie nur ein Wort gesagt, ein einziges Wort, um ihm zu zeigen, dass es ihr leid tat, er hätte ihr verziehen. Aber sie schwieg, und so schwieg auch er.
8
    Ein Blick aus dem Fenster zeigte Oda ihre Tochter und deren Mann, die wie kleine Kinder Fangen spielten. Ganz Tolbiacum schien von ihrem Lachen widerzuhallen. Stolz trug Grimhild die Kornährenbrosche, Teil von Sigfrids Morgengabe. Die Brosche stammte von den Schwarzalben und sollte ein Symbol dafür sein, dass der Hort auch ihr gehörte. Aber für Grimhild bedeutete sie wohl eher, dass sie bekommen hatte, was sie am meisten auf der Welt begehrte. Ein Lächeln stahl sich auf Odas Gesicht. Ihre Befürchtungen hatten sich als grundlos erwiesen.
    Ihr Blick fiel auf eine gebeugte Gestalt, die aus dem gegenüberliegenden Gebäude trat. Im Türrahmen strafften sich Gunters Schultern, und er setzte eine fröhliche Miene auf. Hätte Oda nicht zufällig aus dem Fenster gesehen, sie hätte die Verwandlung nicht bemerkt. Ein Seufzen entrang sich ihrer Brust. Nein, um Grimhild musste sie sich keine Gedanken machen. Ihr ältester Sohn war es, dem ihre Sorgen galten. Er besaß kein Talent, sich zu verstellen. Für seine Krieger mochte es genügen, aber sie sah das unglückliche Gesicht unter der Maske der Heiterkeit.
    Wieder seufzte Oda. Was immer Gunter bedrückte, das Brautlager dürfte die Ursache sein. Und das war das einzige Schlachtfeld, über das er gute Ratschläge nicht zu schätzen wissen würde. Schon eine Bemerkung, die nahelegte, dass überhaupt jemand ahnte, dass es dort nicht so glücklich zuging, wie er tat, konnte alles noch schlimmer machen. Oda nahm sich vor, ein Wort mit Gunters Gemahlin zu reden, von Frau zu Frau.
    Seit dem Brautlauffest bemühte sich Brünhild darum, Sigfrid allein anzutreffen, um von ihm eine Erklärung zu verlangen. Aber Grimhild ließ ihn nicht aus den Augen, diese Frau klebte wie eine Klette an ihm! Um sich abzulenken, stürzte sich die Sächsin in die Arbeit. Wenn sie schon über Niflungenland herrschen sollte, konnte sie ebenso gut ihre Pflichten erfüllen. Niemand sollte ihr vorwerfen können, eine schlechte Königin zu sein. Also hatte sie sich dazu durchgerungen, ihre neue Heimat zu inspizieren, und manches in erschreckend verwahrlostem Zustand vorgefunden. In Svawenland mochten sie in ärmlicheren Verhältnissen gelebt haben, aber sie hatte wenigstens darauf geachtet, dass alles instand gehalten wurde. Hier, wo die Franken aus dem Überfluss vorhandener Römeranlagen schöpften, schien man sich um den Zustand der Gebäude kaum zu kümmern.
    Seit dem frühen Morgen war Brünhild damit beschäftigt, eine Liste notwendiger Reparaturmaßnahmen zu erstellen. Gerade erteilte sie Ansgar eine deftige Rüge. Er war für die Vorratslager verantwortlich, und die Svawenkönigin hatte durch Zufall entdeckt, dass ein Teil des Mehls schlecht war. Offenbar war das Korn im vergangenen Winter unter seiner Aufsicht nachlässig gesiebt worden. Unkrautsamen waren mit in die Säcke gelangt, die das Mehl kraftlos und bitter machten. Brünhild sparte nicht mit drastischen Ausdrücken, die klarstellten, was sie von Ansgars Arbeit hielt. Mit gesenktem Kopf ließ er die Beschimpfung über sich ergehen, umso mehr, als er wusste, dass sie recht hatte. Versäumnisse beim Anlegen von Vorräten waren unentschuldbar.
    Oda beobachtete Brünhild eine Weile und war beeindruckt, wie die Sächsin die Dinge handhabte. Sie hatte ziemlich rasch das Heft in die Hand genommen und das Notwendige getan, Arbeiten, die Oda selbst längst hätte tun sollen. Als Königin schien Brünhild über bemerkenswerte Fähigkeiten zu verfügen.
    Oda gab ihren Beobachtungsposten auf und ging auf die Sächsin zu. »År ok friðr!« Sie hatte sich den nordischen Gruß angewöhnt, eine kleine Geste, um der Svawenkönigin das Einleben zu erleichtern.
    »År ok friðr!« , erwiderte Brünhild.
    Oda beschloss, die Unterhaltung unverfänglich zu beginnen. Bei dem Thema, das sie anschneiden wollte, war Diplomatie erforderlich. »Hast du dich inzwischen eingelebt?«, fragte sie.
    »Die Niflungen sind freundlich zu mir«, antwortete Brünhild ausweichend.
    Es entstand eine Pause, die beide

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