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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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verlegen machte. Oda gab sich in Gedanken einen Tritt. Je stockender die Unterhaltung, desto leichter würde Brünhild die Absicht durchschauen. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich Aldrian in sein Land folgte. Die ersten Monate glaubte ich, ich müsse vor Heimweh sterben.« Sie sah in die Ferne. »Aldrian war ein guter Mann.«
    Brünhild runzelte die Stirn. Sie war nicht in der Verfassung, sich Sippengeschichten anzuhören. Doch Oda hatte sie mit Wärme empfangen, sie verdiente von ihr die gleiche Anteilnahme. »Ich hörte von seinem Tod. Es muss schlimm für dich gewesen sein, ihn so plötzlich zu verlieren.«
    Oh ja! Vor allem auf diese Weise. Aber das ging Brünhild nichts an. Sollte Gunter sich entschließen, ihr das grausige Geheimnis zu enthüllen, nun gut. Von ihr würde sie es jedenfalls nicht erfahren. »Gunter ist wie sein Vater«, sagte Oda. »Nicht so tollkühn, gewiss. Die Skopen werden keine Lieder über ihn singen.«
    Brünhild wurde wachsam. Sie ließ sich von dem plaudernden Tonfall nicht täuschen. Die alte Frau wollte etwas.
    »Aldrian konnte seine Leute mitreißen. Sie wären ihm zur Hel gefolgt, wenn es sein musste.«
    Komm zur Sache, dachte Brünhild.
    »Gunter ist   … er ist weniger impulsiv. Er denkt mehr. Vielleicht macht ihn das nicht zu einem idealen Gefolgsherrn. Aber er ist ein guter Mann.«
    »Gewiss.«
    Oda suchte in der Antwort der Svawenkönigin nach einem Anknüpfungspunkt und fand keinen. So kam sie nicht weiter. Sie musste wohl deutlicher werden. »Ich habe ihn beobachtet. Er macht nicht den glücklichen Eindruck, den man von einem frisch verheirateten Mann erwartet. Er gibt sich alle Mühe, aber mich täuscht er nicht. Vielleicht hast du eine Erklärung für sein Verhalten?«
    »Wahrscheinlich hat er seine Launen wie jeder.«
    Oda bemerkte, dass die Sächsin vermied, Gunters Namen auszusprechen. Zum ersten Mal fröstelte sie. Es musste schlimmer um die beiden stehen als angenommen.
    »Warum fragst du ihn nicht selbst?«
    »Ich habe das Gefühl, du könntest mir besser Auskunft darüber geben.«
    Sie soll dich in Ruhe lassen! Der Ring an Brünhilds Arm begann zu glühen. »Was sollte ich damit zu tun haben?«
    »Sag du es mir.«
    »Ich werde dir gar nichts sagen. Was zwischen meinem Mann und mir ist, geht nur uns etwas an.« Brünhild redete sich in Wut. Was wagt die alte Frau, sich einzumischen? »Ich werde mich bemühen, deine Stellung zu respektieren, aber die Königin bin ich. Und es wäre besser für dich, wenn du das nicht vergisst!«
    Soviel also zu ihrer Diplomatie. Oda schlug einen versöhnlichen Ton an. »Hat er dir wehgetan? War er zu hastig? Männer benehmen sich manchmal ungeschickt, vor allem in der ersten Nacht. Sie haben genauso viel Angst wie wir, sind aber nicht bereit, es zuzugeben.«
    »Ich bin kein kleines Kind, das sich vor der Dunkelheit fürchtet.«
    Nachsicht verfing bei Brünhild also nicht. Allmählich verstand Oda, weshalb man sie »die Walküre« nannte. Die Niflunge gab jetzt jede Zurückhaltung auf. Von der Sächsin würde sie nur eine befriedigende Auskunft bekommen, wenn sie nicht länger um den heißen Brei herumredete. »Mag sein, dass du die Königin bist, aber es ist meine Sippe, mein Land und mein Sohn. Und ich werde nicht zulassen, dass eine Frau aus einer Laune heraus all das zerstört.«
    Brünhild hütete sich zu sagen, dass sie an nichts von alledem interessiert war. »Wenn er mich nicht mehr erträgt, mag er mich in meine Heimat zurückschicken«, sagte sie.
    »Du kannst nicht deinen Launen nachgeben, wie es dir passt. Du hast einen König geheiratet und bist damit Verpflichtungen eingegangen, ob es dir gefällt oder nicht.«
    Ähnliches hatte Gunter gesagt, und seine Gedanken von Oda wiederholt zu bekommen, machte es nicht angenehmer. »Ich brauche niemandem Rechenschaft abzulegen, am allerwenigsten dir. Dein Sohn ist alt genug, auf sich selbst zu achten. Soll er mich verstoßen, wenn er der Meinung ist, dass ich schlecht an ihm handele!«
    »Gunter wird dich niemals aufgeben. Bedauerlicherweise liebt er dich. Ich wünschte, es wäre nicht so. Du bist keine gute Frau für ihn. Oh, ich halte dich für eine gute Königin, versteh mich recht, aber als Gemahlin taugst du nichts. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ich sehe, dass Gunter sich vor Liebe verzehrt, während du ihm die kalte Schulter zeigst. Träumst du von anderen Männern?«
    Die Frage kam so unvorbereitet, dass Brünhild blass wurde. Wie nah die

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