Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
nicht?«
»Gefilterte Informationen, würde ich sagen. Er hat nur erfahren, was Matthew und ich für angemessen hielten.« LaRue saß in der Hocke und griff wieder nach der Brandyflasche. »Ich erzähle wohl am besten von Anfang an. VanDyke bot mir Geld an, damit ich ein Auge auf Matthew halte, mich mit ihm anfreunde und interessante Informationen an VanDyke weiterleite. Ich mag Geld, und ich mag Matthew. Es musste also einen Weg geben, das eine mit dem anderen zu verbinden.«
»LaRue erzählte mir vor ein paar Monaten von dieser Vereinbarung.« Matthew übernahm das Wort. »Natürlich hatte LaRue ungefähr ein Jahr lang abkassiert, bevor er mich einweihte.«
LaRue ließ seinen Goldzahn aufblitzen. »Wer führt schon so genau Buch, mon ami? Als die Zeit reif war, habe ich es dir erzählt.«
»Ja.« Um seinen Magen zu beruhigen, der inzwischen die ersten Anzeichen von Nervosität zeigte, trank auch Matthew aus der Brandyflasche. »Wir überlegten uns, mitzuspielen und den Gewinn zu teilen.«
»Fünfundsiebzig zu fünfundzwanzig natürlich.«
»Natürlich.« Matthew warf ihm einen genervten Blick zu. »Jedenfalls konnte ich das zusätzliche Bargeld gut gebrauchen, und der Gedanke, dass es von VanDyke stammte, gefiel mir ganz besonders. Als wir beschlossen, uns die Isabella zu holen, war uns klar, dass wir den Einsatz erhöhen mussten. Und wenn wir es richtig anstellten, würden wir gleichzeitig VanDyke erwischen.«
»Du wusstest, dass er uns beobachtet?«, fragte Tate matt.
»LaRue beobachtete uns«, berichtigte Matthew sie. »VanDyke erfuhr nur, was er erfahren sollte. Als du das Amulett fandest, beschlossen LaRue und ich, dass es Zeit war, den Köder einzuholen. Ein wenig komplizierter wurde es dann, als er dich zuerst einholte.«
»Und das habt ihr mir und den anderen verschwiegen?«
»Ich hatte keine Ahnung, wie du reagieren würdest, oder ob du dich überhaupt für meine persönlichen Pläne interessierst. Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Es war nur logisch«, schloss Matthew mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Je weniger Leute davon erfuhren, desto besser.«
»Weißt du was, Lassiter?« Tate stand unbeholfen auf. »Das tut weh. Ich ziehe mir jetzt etwas Trockenes an«, murmelte sie und verschwand in ihrer Kabine.
Kaum hatte Tate die Tür hinter sich zugeschlagen, als Matthew sie auch schon wieder öffnete. Ein Blick auf den Gesichtsausdruck seiner Verlobten genügte – er verriegelte das Schloss.
»Wegen dir bin ich durch die Hölle gegangen!« Sie riss die Schranktür auf und zog einen Bademantel heraus. »Weil du mir nicht vertraut hast!«
»Ich musste improvisieren, Rotschopf. Ich konnte noch nicht einmal mir selbst vertrauen. Und das ist nicht der erste Fehler, den ich im Hinblick auf dich gemacht habe.«
»Allerdings.« Sie fummelte an den Knöpfen ihres nassen Hemdes.
»Und es wird nicht der letzte sein. Warum versuchen wir nicht …« Er verstummte. Tate hatte das Hemd ausgezogen. Ihre Arme und Schultern waren mit Prellungen übersät. Als er weitersprach, klang seine Stimme eisig. »Hat er dir diese Flecken zugefügt?«
»Er und sein hirnloser Henkersknecht.« Immer noch wütend, zog sie ihre Hose aus und schlüpfte in den Bademantel. »Dafür habe ich den slawischen Roboter mit einem Hundert-Dollar-Füller aufgespießt.«
Matthew starrte ihr ins Gesicht, auf die verfärbte Stelle auf ihrem Wangenknochen. »Du hast was?«
»Ich hatte auf sein Auge gezielt, habe es aber um Haaresbreite verfehlt. Dafür habe ich ihm ein ziemlich tiefes Loch in die Wange gerammt. Von LaRue habe ich auch ein paar Schichten abgekratzt. Wahrscheinlich sollte mir das jetzt leid tun, tut es aber nicht. Wenn du mir erzählt hättest –« Sie quiekte überrascht auf, weil Matthew plötzlich nach vorn trat und die Arme um sie legte.
»Anschreien kannst du mich später. Er hat dich angefasst!« Wütend sah er sie an. »Ich schwöre bei Gott, dass er dich nie wieder anfassen wird.« Sanft legte er die Lippen an ihre Wange. »Nie wieder.«
Dann trat er zurück. »So, und jetzt kannst du mich anschreien.«
»Du weißt verdammt gut, dass du mir den Spaß daran verdorben hast. Matthew …« Sie sank in seine Arme. »Ich hatte Angst! Erst habe ich mir immer wieder gesagt, dass ich schon eine Möglichkeit finden würde, zu fliehen, und dann dachte ich, du wärst tot! Danach war mir alles egal.«
»Jetzt ist es vorbei.« Er hob sie hoch und legte sie vorsichtig aufs Bett. »Als LaRue zurückkam,
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