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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wrack gefunden, wenn wir einen Monat länger gesucht hätten. Wenn wir zuerst da gewesen wären, hätten wir vielleicht das Gold entdeckt. Wenn sich das Wetter gehalten hätte, wären wir reich geworden. Vor lauter Whiskey und Langeweile döste ich auf Deck ein. – Diese Melone ist noch nicht reif. Nimm die andere.«
    Er griff nach der Frucht und suchte dann fachmännisch Weintrauben aus. »Als ich wieder zu mir kam, lief der Motor auf vollen Touren, und das Boot schlingerte mit gut zwölf Knoten Richtung Südost. Buck stand am Steuer und faselte etwas von Piraten. Er hat mich zu Tode erschreckt. Ich sprang auf, stolperte und schlug mit dem Kopf an der Reling auf, so dass ich Sterne sah. Als er unverhofft nach Steuerbord abdrehte, wäre ich fast über Bord gegangen. Er schrie mich an, und ich verfluchte ihn, bemühte mich, auf den Beinen zu bleiben, während das Boot immer im Kreis fuhr. Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte in die Nacht. Mir war klar, dass er ohne seine Brille nicht weiter als einen Meter sehen konnte, aber er zeigte immer wieder auf die See und schrie in Piratensprache: ›Volle Kraft voraus, ahoi. Heiliger Klabautermann!‹«
    Tate lachte laut und zog damit die Blicke einiger Passanten auf sich. »Er hat doch nicht wirklich ›heiliger Klabautermann‹ gesagt?«
    »Hat er doch. Und hätte uns fast zum Kentern gebracht, als er begann, herumzutanzen und ›jo, ho, ho‹ zu singen.« Die Erinnerung ließ Matthew grinsen. »Ich musste ihn fast bewusstlos schlagen, um ihm das Steuerrad zu entreißen. ›Der Geist, Matthew! Blackbeards Geist! Siehst du ihn nicht?‹ Ich sagte ihm, dass er gleich überhaupt nichts mehr sehen würde, weil ich vorhätte, ihm die Augen auszustechen. Er wiederholte nur, dass er da wäre, direkt vor ihm, zehn Grad neben dem Bug. Natürlich war da überhaupt nichts, nur eine Nebelschwade. Aber Buck sah den abgetrennten Kopf von Käpten Blackbeard, aus dessen Bart Rauch quoll. Er behauptete, es sei ein Zeichen, und wenn wir am nächsten Tag an der Stelle tauchen würden, fänden wir Blackbeards Schatz, von dem alle glaubten, dass er an Land vergraben sei.«
    Tate bezahlte die Lebensmittel, Matthew nahm ihr die Tüten ab. »Und am nächsten Morgen bist du getaucht«, sagte sie, »weil er dich darum gebeten hat.«
    »Deshalb, und weil er sonst keine Ruhe gegeben hätte. Wir haben zwar nichts gefunden, aber wenigstens kam er so über seinen fünfzigsten Geburtstag hinweg.«
    Als sie wieder am Strand waren, brach gerade die Dämmerung herein. Matthew verstaute die Taschen, drehte sich um und sah, dass Tate mit hochgekrempelten Hosenbeinen in der Brandung stand.
    Das Licht ließ ihr Haar und ihre Haut golden leuchten. Plötzlich fühlte er sich schmerzlich an seinen Traum erinnert, in dem sie strahlend durch das Wasser geschwebt war. Und wie sie geschmeckt hatte.
    »Hier ist es so schön«, murmelte sie. »So, als ob nichts anderes existieren würde. Wie kann nur so vieles auf dieser Welt im Argen liegen, wenn es Orte wie diesen gibt? Wenn es Tage wie diesen gibt?«
    Wahrscheinlich hatte Matthew keine Ahnung, dass sie soeben den romantischsten Tag ihres jungen Lebens mit ihm verbracht hatte. So einfache Dinge wie eine Blume in ihrem Haar, oder Hand in Hand am Strand entlangzulaufen …
    »Vielleicht sollten wir für immer hier bleiben.« Lachend drehte sie sich um. »Vielleicht sollten wir hier bleiben und …«
    Sie verstummte. Der Blick in seinen Augen schnürte ihr die Kehle zu. Sie wirkten so dunkel, so intensiv, so ausschließlich auf sie konzentriert … Nur auf sie.
    Tate dachte nicht nach, zögerte nicht, sondern ging auf ihn zu. Ihre Hände glitten über seine Brust und hinter seinen Kopf. Sein Blick ruhte ein Dutzend panischer Pulsschläge lang auf ihren Augen, dann zog er sie an sich, und sie spürte die Hitze in ihrem Blut.
    Natürlich war sie schon früher einmal geküsst worden. Aber es gab Unterschiede zwischen einem Jungen und einem Mann, und jetzt war es ein Mann, der sie in den Armen hielt. Und genau diesen Mann wollte sie. Glücklich schmiegte sie sich an ihn, ließ ihre Lippen über sein Gesicht wandern und seufzte auf, als sie seinen Mund fand.
    Sie war so schlank, so willig und bereit, jede seiner Forderungen zu erfüllen … Unter seinen Händen gab sie nach, und ihr Mund presste sich gierig auf seinen. Die Seufzer, die aus ihrer Kehle drangen, trafen Matthew wie heiße Flammen, die neue Bedürfnisse in ihm weckten.
    »Tate.« Seine Stimme klang

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