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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und hob eine Dublone auf. Der längst verstorbene spanische König stierte ihr entgegen.
    Das Geldstück fiel aus ihren tauben Fingern. Wie von einem plötzlichen Fieber getrieben, begann sie, die Münzen aufzusammeln, sie in ihren Anzug und in den mitgebrachten Hummerkorb zu stopfen, die Objekte ignorierend, die im dichten Sandstrahl auf den Meeresboden sanken. Es regnete Gesteinsklumpen, aber Tate achtete nicht darauf. Sie hielt den Blick stur nach unten gerichtet und durchwühlte den Sand wie ein Minenarbeiter auf Goldsuche.
    Erst fand sie fünf Münzen, dann zehn, zwanzig und immer mehr. Sie stieß ein kreischendes Lachen aus und schnappte nach Luft. Als sie aufsah, grinste Matthew sie an. Seine Augen wirkten dunkel und verwegen. Hinter ihrer Maske schien ihr Gesicht kalkweiß.
    Sie hatten die Goldkammer gefunden.
    Er gab ihr ein Zeichen. Wie im Traum schwamm sie zu ihm und griff zitternd nach seiner Hand. Sand rieselte in den Krater, aber sie erkannte das glitzernde Kristall eines vollständig erhaltenen Kelchs, den Glanz von Münzen und Medaillons. Überall die kalkverkrusteten Umrisse diverser Geräte und Gebrauchsgegenstände, dann ein Streifen dunkler Sand, von dem jeder Wracktaucher weiß, dass er Silber bedeutet.
    Hinter ihnen wurde der Ballasthügel immer größer, und vor ihnen lag der glänzende Schatz der Santa Marguerite .
    Als Tate nach unten griff, ihre Hand um eine dicke Goldkette schloss und sie langsam hochzog, erklang in ihren Ohren ein lautes Rauschen. An der Kette hing ein schweres Kreuz, überzogen von Meereslebewesen. Und von Smaragden.
    Sie konnte nicht mehr klar sehen, als sie Matthew den Fund reichte. Vorsichtig legte sie ihm die Kette um den Hals. Die schlichte, großzügige Geste rührte ihn. Er wünschte, er könnte sie in den Arm nehmen, mit ihr sprechen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als mit dem Finger nach oben zu deuten. Dann schaltete er das Sauggerät ab und folgte ihr an die Oberfläche.
    Tate brachte kein Wort heraus. Immer noch musste sie sich stark konzentrieren, um Sauerstoff in ihre Lunge zu bringen und wieder auszuatmen. Sie zitterte wie Espenlaub, als sie sich an Bord zog. Starke Arme halfen ihr.
    »Mädchen, ist alles in Ordnung?« Buck beugte sich besorgt über sie. »Ray, Ray, kommt schnell her! Mit Tate stimmt etwas nicht.«
    »Alles okay«, brachte sie heraus und schnappte nach Luft.
    »Bleib ruhig liegen.« Wie eine aufgeregte Henne war er um sie herum, nahm ihr die Taucherbrille ab und zitterte fast vor Erleichterung, als Matthew sich über die Reling schwang. »Was ist da unten passiert?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Nichts Besonderes.« Matthew ließ seinen Bleigürtel fallen.
    »Von wegen nichts Besonderes. Tate ist so weiß wie eine Wand! Ray, wir brauchen einen Schluck Brandy!«
    Ray und Marla kam auf Deck gestürzt. Stimmen summten in Tates Kopf. Hände untersuchten sie nach Verletzungen. Sie musste kichern und konnte nicht mehr aufhören.
    »Es geht mir gut.« Sie presste beide Hände an den Mund, um ein hysterisches Lachen zu unterdrücken. »Es geht mir gut. Uns beiden geht es gut, nicht wahr, Matthew?«
    »Bestens«, bekräftigte er. »Wir sind nur ein wenig aufgeregt.«
    »Komm schon, Schatz, du musst den Anzug ausziehen.« Marla warf Matthew einen ungeduldigen Blick zu. »Und warum seid ihr so aufgeregt? Tate zittert ja richtig.«
    »Das kann ich erklären«, schnaubte Tate hinter vorgehaltener Hand. »Aber dazu muss ich aufstehen. Würdet ihr mich bitte aufstehen lassen?« Tränen liefen ihre Wangen hinunter, doch sie bemühte sich, ihr Gelächter unter Kontrolle zu bringen. Sie schob die hilfsbereiten Hände beiseite und stand unsicher auf. Zitternd und immer noch atemlos glucksend, schnallte sie ihre Tasche ab und öffnete den Anzug.
    Geldstücke fielen auf die Planken.
    »Verflucht«, krächzte Buck und hockte sich überwältigt auf den Boden.
    »Wir haben die Schatzkammer gefunden.« Tate warf den Kopf zurück und kreischte der Sonne entgegen: »Wir haben die Schatzkammer gefunden!«
    Sie legte ihrem Vater die Arme um den Hals, wirbelte mit ihm herum, hielt inne und tanzte mit ihrer Mutter weiter.
Dann schmatzte sie Buck, der immer noch dasaß und auf die Geldstücke zu seinen Füßen starrte, einen lauten Kuss auf den kahlen Schädel.
    Stimmen schwirrten um sie herum, Tate drehte sich im Kreis und warf sich in Matthews Arme. Bevor er seine Fassung wiedergewinnen konnte, hatte sie ihren Mund auf seinen gepresst.
    Seine Hände

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