Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Oder ist es dir am Strand peinlich? Kein Problem, wir gehen in das Zimmer, das mir dein Alter Herr spendiert.«
»Wir bedeuten dir überhaupt nichts.«
»Hey, ich habe meinen Job getan.«
»Ich habe dich geliebt. Meine Eltern mochten dich.«
Und schon spricht sie in der Vergangenheitsform, stellte er zufrieden fest. Es war gar nicht so schwierig, ihre Liebe abzutöten. »Na und? Die Partnerschaft ist aufgelöst. Du und deine Eltern, ihr könnt zu eurem netten, wohlgeordneten Leben zurückkehren, und ich mache mit meinem weiter. Also, schlafen wir jetzt miteinander, oder soll ich mich anderweitig umsehen?«
Tate fragte sich, wie es ihr gelang, sich auf den Beinen zu halten und zu sprechen, nachdem er ihr gerade das Herz herausgerissen hatte. »Ich will dich nie mehr wiedersehen. Ich will, dass du dich von mir und meinen Eltern fern hältst. Sie sollen nicht erfahren, was für ein Schwein du wirklich bist.«
»Kein Problem. Lauf nach Hause, Kleines. Ich habe noch viel vor.«
Sie zwang sich dazu, mit erhobenem Kopf langsam wegzugehen, aber schon nach ein paar Schritten rannte sie los.
Sobald sie verschwunden war, setzte Matthew sich in den Sand und legte seinen schmerzenden Kopf auf die Knie. Er stellte fest, dass er soeben die erste Heldentat seines Lebens vollbracht hatte, indem er ihre Zukunft rettete.
Doch während der Schmerz durch ihn pulsierte, gestand er sich ein, dass er nicht zum Helden geboren war.
Zehntes Kapitel
I ch kann mir nicht vorstellen, wo Matthew sein könnte.« Marla sprach gedämpft und lief besorgt im Krankenhausflur auf und ab. »Es ist so gar nicht seine Art, die Besuchszeit bei Buck zu verpassen. Ganz besonders heute, wo er in ein anderes Zimmer verlegt wird.«
Tate zuckte mit den Schultern und musste feststellen, dass ihr selbst diese kleine Bewegung wehtat. Sie hatte eine schlaflose Nacht hinter sich, in der sie ihr gebrochenes Herz betrauert und jede Träne, zu der sie fähig gewesen war, vergossen hatte. Letztendlich aber hatte sie ihren Stolz zusammengenommen und sich dazu gezwungen, Haltung zu bewahren.
»Er hat wahrscheinlich etwas Interessanteres gefunden, womit er den Tag verbringen kann.«
»Aber das ist gar nicht typisch für ihn!« Marla blickte auf, weil Ray aus Bucks Zimmer kam.
»Langsam lebt er sich ein.« Das muntere Lächeln vermochte nicht über die Sorge in Rays Blick hinwegzutäuschen. »Er ist ein wenig müde und fühlt sich nicht dazu in der Lage, Besucher zu empfangen. Ist Matthew schon da?«
»Nein.« Marla blickte den Gang hinunter. Es schien, als ob sie die Aufzugtüren beschwören wollte, sich zu öffnen und Matthew herauszulassen. »Ray, hast du ihm von Silas VanDyke erzählt?«
»Ich habe es nicht übers Herz gebracht.« Erschöpft setzte Ray sich. Die letzten zehn Minuten mit Buck hatten an seinen Kräften gezehrt. »Ich glaube, er beginnt gerade erst zu begreifen, was tatsächlich mit seinem Bein passiert ist. Er ist wütend
und verbittert. Nichts, was ich ihm gesagt habe, schien ihn zu trösten. Wie konnte ich ihm da auch noch erzählen, dass alles, wofür wir gearbeitet haben, verloren ist?«
»Das kann warten.« Marla wusste, dass sie sonst nichts für ihn tun konnte, also setzte sie sich neben ihren Mann. »Mach dir keine Vorwürfe, Ray.«
»Ich sehe die Szene immer wieder vor mir«, murmelte Ray. »Wir fühlten uns so gut, wie König Midas, der alles, was er berührt, in Gold verwandelt! Stattdessen verwandelt sich alles in Angst und Schrecken. Hätte ich anders reagieren müssen, Marla, schneller bei ihm sein können? Ich weiß es nicht. Es passierte in Sekundenschnelle. Der Fluch der Angelique.« Ray hob seine Hände und ließ sie wieder fallen. »Das ist das Einzige, was Buck immer wieder sagt.«
»Es war ein Unfall«, beteuerte Marla, obwohl ihr ein Schauer über den Rücken lief. »Es hat nichts mit Flüchen oder Legenden zu tun, und das weißt du, Ray.«
»Sicher. Buck hat sein Bein verloren, und der Traum, der zum Greifen nah vor uns lag, hat sich in einen Alptraum verwandelt. Wir können nichts tun. Das ist das Schlimmste. Wir können überhaupt nichts dagegen tun.«
»Du musst dich ausruhen.« Marla stand auf und nahm seine Hände. »Wir alle brauchen Ruhe. Lass uns zurück ins Hotel gehen und alles für ein paar Stunden vergessen. Morgen früh sehen wir weiter.«
»Vielleicht hast du Recht.«
»Geht ihr beiden ruhig voraus.« Tate steckte die Hände in ihre Hosentaschen. Der Gedanke, den Rest des Nachmittags in ihrem Zimmer
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