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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zauberland, dachte sie, und alles andere als das Ödland, für das einige Ozeanforscher es früher gehalten haben. Auf gar keinen Fall war sie der Müllabladeplatz, für den sie gewisse Industriezweige hielten. Sicher, hier gab es keine Farben, aber diese magische Transparenz, die pulsierenden Fische und anderen Tiere verwandelten die Tiefsee in ein Wunder.
    Tate fühlte, dass die Zeitlosigkeit, die Kontinuität sie beruhigte. Der Monitor lullte sie ein wie ein alter Spätfilm, bis sie auf ihrem Stuhl vor sich hin döste.
    Dann blinzelte sie plötzlich. Ihr Unterbewusstsein bemühte sich, ihren Augen etwas mitzuteilen.
    Korallenkrabben. Diese Tiere ließen sich auf jeder sich anbietenden Oberfläche nieder. Und genau das hatten sie hier getan. Tate erkannte Holz, beugte sich vor und entdeckte dann den Rumpf eines Schiffes, überzogen mit Tiefseelebewesen.
    »Bowers!«
    »Augenblick, Tate, ich muss diesem Kerl dringend eine Lektion erteilen.«
    »Bowers, sofort!«
    »Warum die Eile?« Mit gerunzelter Stirn drehte er sich um. »Es haut niemand ab. Verdammt!« Er starrte auf den Monitor, rollte mit seinem Stuhl vorwärts und hielt die Kamera an.
    Außer den Geräuschen der Geräte war es still im Raum. Die drei starrten auf den Bildschirm.
    »Sie könnte es sein.« Tates Stimme klang dünn.
    »Könnte«, wiederholte Bowers und machte sich an die Arbeit. »Behalte die Anzeigen im Auge, Dart. Tate, sag auf der Brücke Bescheid. Vollbremsung.«
    Mehrere Augenblicke lang sprach niemand ein Wort. Während die Bänder liefen, holte Bowers das Objekt mit dem Zoom näher heran und ließ die Kamera daran entlanggleiten.
    Das Wrack schien lebendig zu sein. Tate stellte sich vor, dass Litz und die anderen Biologen an Bord bald ein Hosianna anstimmen würden. Mit zusammengepressten Lippen hielt sie den Atem an und stieß ihn dann laut wieder aus.
    »Oh Gott, schaut! Seht ihr das?«
    Darts Antwort war ein nervöses Kichern. »Das Steuerrad … Schaut euch den Kahn an, er liegt einfach da und wartet darauf, dass wir endlich vorbeikommen und ihn finden! Ein Raddampfer, Bowers. Es ist die verdammte, wunderschöne Justine!«
    Bowers hielt die Kamera an. »Kinder«, begann er feierlich und stand mit zitternden Knien auf. »In einem Augenblick wie diesem sollte ich wohl ein paar angemessene Worte sprechen.« Er legte eine Hand auf sein Herz. »Wir haben es geschafft.«
    Mit einem lauten Aufschrei griff er sich Tate und tanzte mit ihr einen wilden Boogie, bis ihr vor Lachen und Aufregung Tränen über die Wangen liefen.
    »Wir müssen das ganze Schiff aufwecken!«, rief sie und rannte los. Zuerst lief sie zu ihrer eigenen Kabine, um die übel gelaunte Lorraine aus dem Schlaf zu reißen. »Komm sofort mit in den Computerraum!«
    »Was? Saufen wir ab? Lass mich schlafen, Tate. Ich werde gerade von Harrison Ford verführt.«
    »Der kann warten. Geh sofort hinunter.« Um sich ganz sicher zu sein, dass Lorraine gehorchte, zerrte Tate die Bettdecke
von ihrem nackten Körper. »Aber zieh dir um Gottes willen zuerst etwas an.«
    Sie ließ eine vor sich hin fluchende Lorraine zurück und rannte den Gang entlang zu Haydens Kabine. »Hayden?« Sie unterdrückte ein Kichern, als sie an seine Tür klopfte. »Komm schon, Hayden, Alarmstufe rot, alle Mann an Deck, steh endlich auf.«
    »Was ist los?« Ohne die Brille wirkten seine Augen so groß wie die einer Eule. Sein Haar stand senkrecht in die Höhe, und um die Taille hatte er sich eine Decke gewickelt. Er blinzelte Tate an. »Ist jemand verletzt?«
    »Nein, allen geht es wunderbar.« In diesem Moment wusste sie, dass er ganz einfach der liebenswerteste Mann war, den sie je kennen gelernt hatte. Einem plötzlichen Impuls folgend, warf sie die Arme um ihn, wobei sie ihn fast umgeworfen hätte, und küsste ihn. »Oh Hayden, ich kann es nicht erwarten –«
    Als sie seinen leidenschaftlichen Mund auf ihren Lippen spürte, verstummte sie überrascht. Sie wusste, wie die Begierde eines Mannes schmeckte und wie es sich anfühlte, wenn seine Arme vor Sehnsucht zitterten.
    Bewusst entspannte sie sich und legte sanft eine Hand an seine Wange.
    »Hayden –«
    »Tut mir leid.« Entsetzt trat er einen Schritt zurück. »Du hast mich eiskalt erwischt, Tate. Das hätte ich nicht tun dürfen.«
    »Ist schon in Ordnung.« Sie lächelte und legte beide Hände auf seine Schultern. »Nun mach nicht solch ein Gesicht, Hayden. Ich würde sagen, wir haben einander eiskalt erwischt, und es war schön.«
    »Als

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