Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
meisten Männer glauben. Ich gebe dir das Geld, damit du das Boot bauen kannst, und du gibst mir einen Teil des Bootes.«
Matthew stieß ein kurzes Lachen aus. »Welchen Teil willst du?«
LaRue lehnte sich zurück und rollte vorsichtig das Zigarettenpapier um den Tabak. »Ein Boot ist ein guter Platz zum Nachdenken. Sag mir, Matthew, warum hast du dich von ihm schlagen lassen?«
»Warum nicht?«
»Du hättest lieber ihn schlagen sollen.«
»Richtig. Gute Idee. Es würde mich wirklich weiterbringen, einen –«
»… einen Krüppel zu schlagen?«, beendete LaRue sanft seinen Satz. »Stimmt, du lässt ihn nie vergessen, dass er nicht mehr der ist, der er einmal war.«
Wütend und verletzt sprang Matthew auf die Füße. »Was gibt dir das verdammte Recht, so mit mir zu reden? Was weißt du schon? Ich habe für ihn getan, was ich konnte.«
»Richtig.« LaRue zündete seine ordentlich gedrehte Zigarette an. »Du bezahlst ihm ein Dach über dem Kopf, Essen im Magen und Whiskey, mit dem er sich totsaufen kann. Und es kostet ihn seinen Stolz.«
»Was zur Hölle soll ich denn tun? Ihn auf die Straße werfen?«
LaRue zuckte mit den Schultern. »Du gibst ihm nicht die Möglichkeit, ein Mann zu sein, also benimmt er sich auch nicht wie ein Mann.«
»Verpiss dich.«
»Ich glaube, du magst deine Schuldgefühle, Matthew. So hast du eine Ausrede, nicht das tun zu müssen, was du tun willst, und vielleicht eine Niederlage zu riskieren.« Er grinste nur, als Matthew ihn am Hemd hochzog. »Siehst du, mich behandelst du wie einen Mann.« Er reckte den Kiefer und war sich durchaus nicht sicher, ob er ihm nicht innerhalb der nächsten Sekunden gebrochen werden würde. »Schlag mich ruhig. Ich schlage zurück. Wenn wir damit fertig sind, besprechen wir die Sache mit dem Boot.«
»Was zur Hölle willst du eigentlich hier?« Matthew schob ihn zur Seite. »Ich brauche keine Gesellschaft, und ich brauche erst recht keinen Partner.«
»Brauchst du doch. Und ich mag dich, Matthew.« LaRue setzte sich wieder und fing die Asche seiner Zigarette vorsichtig mit der Hand auf. »Ich sehe das so: Du willst wieder nach dem Schiff tauchen, von dem du mir erzählt hast. Vielleicht verfolgst du dann diesen VanDyke, den du so sehr hasst. Vielleicht holst du dir sogar die Frau. Ich komme mit,
weil ich nichts dagegen habe, reich zu sein. Ich mag einen guten Kampf, und ich stehe auf Romantik.«
»Du bist ein Arschloch, LaRue. Gott weiß, warum ich dir überhaupt davon erzählt habe.« Matthew hob die Hände und rieb sich über das Gesicht. »Ich muss betrunken gewesen sein.«
»Nein, du betrinkst dich nie. Du hast Selbstgespräche geführt, und ich stand nur zufällig daneben.«
»Vielleicht hole ich mir das Wrack. Und wenn ich Glück habe, läuft mir VanDyke wieder über den Weg. Aber eine Frau gibt es nicht mehr.«
»Es gibt immer eine Frau. Wenn nicht die eine, dann eine andere.« LaRue zog seine knochigen Schultern hoch. »Ich verstehe nicht, warum Männer wegen einer Frau den Verstand verlieren. Die eine geht, die nächste kommt. Für einen Feind dagegen lohnt sich die Arbeit. Und was das Geld angeht – nun, es ist immer noch angenehmer, reich zu sein als arm. Also bauen wir das Boot fertig und machen uns auf die Suche nach Reichtum und Rache.«
Vorsichtig betrachtete Matthew seinen Gefährten. »Die Ausrüstung, die ich haben will, ist nicht billig.«
»Nichts, was wirklich etwas wert ist, ist billig.«
»Vielleicht finden wir das Wrack nicht. Und wenn wir es entdecken, wird die Bergung hart und gefährlich.«
»Gefahr ist die Würze des Lebens. Das hast du wohl vergessen, Matthew?«
»Vielleicht«, murmelte er. Er spürte, wie sich etwas in ihm regte – die Gefühle, die er im Laufe der letzten Jahre verdrängt hatte. Er streckte eine Hand aus. »Wir bauen das Boot.«
Drei Tage später erschien Buck in der Garage. Irgendwo hatte er eine Flasche aufgetrieben, denn er verbreitete den sauren Gestank von Whiskey.
»Wohin zum Teufel willst du mit dieser Badewanne?«
Seelenruhig schliff Matthew weiter das Teakgeländer für die Reling. »Zunächst nach Hatteras. Da treffe ich mich mit den Beaumonts.«
»Scheiße, Amateure.« Schwankend ging Buck zum Heck. »Warum zum Teufel hast du einen Katamaran gebaut?«
»Weil ich es so wollte.«
»Ein einfacher Rumpf hat mir immer gereicht. Deinem Vater übrigens auch.«
»Es ist nicht dein Boot, es ist nicht sein Boot, es ist mein Boot.«
Das saß. »Was für eine Farbe soll das
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