Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Einstellung zu seiner Arbeit war so diszipliniert wie er selbst. Belohnungen wollten verdient sein – und diese spezielle Belohnung hatte er sich verdient. Silas VanDyke glaubte an harte Arbeit, körperliche und geistige Anstrengung. Es traf zu, dass er einen großen Teil seines Reichtums geerbt hatte, aber er hatte keine Zeit vergeudet und sein Vermögen klug genutzt. Entschlossen und weitsichtig hatte er auf dem Vorhandenen aufgebaut, bis sich sein Besitz verdreifacht hatte.
VanDyke galt als diskret und distinguiert, er war kein auf Publicity versessener Playboy, sondern verfolgte seine persönlichen
und geschäftlichen Ziele unauffällig und hielt dabei seinen Namen konsequent aus Presse und Boulevardblättern heraus, es sei denn, er wünschte ihn dort zu sehen. Geschickt lancierte Publicity konnte von einem geplanten Geschäft ablenken oder die Waagschale bei gewissen Themen notfalls in seine Richtung sinken lassen.
Er hatte nie geheiratet, obwohl er Frauen bewunderte. Eine Ehe war ein Vertrag, und die diesbezüglichen Verhandlungen verliefen häufig viel zu schmutzig und viel zu öffentlich ab. Aus besagtem Vertrag konnten unter Umständen Erben hervorgehen, und diese Erben konnten gegen ihn benutzt werden.
Stattdessen suchte er sich seine Begleiterinnen sorgfältig aus und behandelte sie mit Respekt und Höflichkeit, ähnlich wie seine Angestellten. Wenn ihn eine Frau nicht mehr interessierte, wurde sie mit einer großzügigen Abfindung entlassen.
Bisher hatte sich kaum eine beschwert.
Nur die kleine italienische Society-Lady hatte sich als ein wenig problematisch erwiesen. Die angebotenen Diamanten vermochten ihr heißes Temperament nicht zu besänftigen, und schließlich hatte sie ihm sogar gedroht. Zu seinem großen Bedauern hatte er sich dazu gezwungen gesehen, ihr eine Lektion erteilen zu lassen, allerdings mit der strikten Anweisung, dass keine sichtbaren Spuren zurückbleiben sollten. Immerhin hatten ihr hübsches Gesicht und ihr schöner Körper ihm viel Freude bereitet.
Er glaubte, dass gezielt eingesetzte Gewalt ein Instrument war, auf das kein erfolgreicher Mann verzichten konnte. In den letzten paar Jahren hatte er sich dieses Instruments häufiger bedient, und zwar, so fand er, sehr effektiv.
Das Seltsame daran war, dass ihm dieses Mittel sehr viel mehr Freude bereitete, als er erwartet hatte. Ein unverhoffter und sehr angenehmer Nebeneffekt. Insgeheim gestand er sich ein, dass er auf diese Weise die Wutanfälle, die ihn gelegentlich überkamen, erheblich lindern konnte.
Es war wie bei vielen Männern, die er kannte. Männer, die wie er ein großes Vermögen verwalteten und Verantwortung trugen, verloren ihren Biss, wenn sie gewisse Niederlagen akzeptierten und zu viele Kompromisse eingingen. Oder sie verausgabten sich ganz einfach dadurch, dass sie ständig um den Platz an der Spitze kämpften. Unterdrückte Frustrationen, so dachte er, schwelen im Verborgenen. Ein weiser Mann verschaffte sich ein Ventil und war unter allen Umständen auf Profit bedacht.
Jetzt musste er sich um Geschäfte kümmern, Geschäfte, die ihn interessierten. Im Augenblick war seine größte Priorität die Nomad, ihr Team und der sensationelle Fund.
Wie er angeordnet hatte, lagen die Berichte auf seinem Tisch. Er hatte das Team für diese Expedition persönlich ausgesucht, von den Wissenschaftlern und Technikern bis hin zur Küchenmannschaft. Es freute ihn, dass sein Instinkt ihn wieder einmal nicht getrogen hatte. Sie hatten ihn nicht enttäuscht. Wenn die Expedition beendet war, würde VanDyke dafür sorgen, dass jedem Mitglied des Nomad -Teams ein Bonus ausgezahlt wurde.
Er bewunderte Wissenschaftler sehr, ihre Logik und Disziplin, ihre Visionen. Mit Frank Litz war er ausgesprochen zufrieden, sowohl als Biologe als auch als Spion. Der Mann hielt ihn über die persönlichen Entwicklungen und Beziehungen der Nomad -Crew auf dem Laufenden.
Ja, Litz war ein guter Mann, besonders nach der Enttäuschung mit Piper. Der junge Archäologe hatte durchaus Potential bewiesen, nur hatte ihn sein kleines Laster bedauerlicherweise nachlässig gemacht.
Abhängigkeiten führten zu einem Mangel an Koordination. Schließlich hatte er selbst ein paar Jahre zuvor das Rauchen aufgegeben, ganz einfach, um sich etwas zu beweisen. Innere Stärke war für ihn gleichbedeutend mit Macht über seine persönliche Umgebung. Schade nur, dass Piper diese innere Stärke gefehlt hatte. So hatte VanDyke auch kein
Bedauern empfunden, als er
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