Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

hatten dafür gesorgt, dass Masséna langsamer wurde und allzu sehr auf den Erfolg seines Angriff vertraut. Das hatte das Blatt gewendet. Doch der Erfolg hatte einen schrecklichen persönlichen Preis gefordert. Der Appetit dieser Frau nach Orgasmen war unersättlich. Jeder Mann mit einem großen Schwanz und der Neigung, ihn zu benutzen, war ihr recht. John hatte sich beschmutzt gefühlt. Er hatte sich Sorgen gemacht, wie er sich aus der Liaison mit der Schwester eines Kaisers befreien sollte. Doch letzten Endes hatte er ihr nur einen einfältigen Colonel mit sagenhafter Bestückung präsentieren müssen, und schon hatte Pauline geglaubt, die Beendigung der Affäre sei ihre Idee gewesen.
    John unterdrückte die leise Stimme in sich, die ihm zuflüsterte, dass Beatrix Lisse nicht wie Pauline Bonaparte oder eine der anderen war. Ihm gefiel das Aufblitzen von Hoffnung nicht, das er gespürt hatte. Er freute sich auf einen kleinen Flirt, vielleicht in der Woche, ehe er nach Portsmouth reise, um sich dort auf ein weit weniger angenehmes Spiel einzulassen. Eine Woche, nicht mehr. Und in dieser Zeit würde er herausfinden, ob sie eine Spionin war. Das war der einzige Grund gewesen, weshalb er eine Verabredung vorgeschlagen hatte.
    Vor dem schläfrigen Portier in Albany House tippte er zum Gruß an seinen hohen Zylinderhut. Der Nachtwächter am Albany Court begann, die Straßenlaternen zu löschen. Withering hatte strikte Anweisung gehabt, nicht auf ihn zu warten, als John sich jetzt selbst leise in Nummer sechs einließ, schien der Bursche ihm ausnahmsweise einmal gehorcht zu haben. Eine Karte prangte gut sichtbar auf dem Tisch im Foyer.
    John erkannte Barlows Handschrift.
    Er riss die Nachricht auf und überflog sie eilig. Verdammt! So bald schon? Die Winde im Ärmelkanal waren so widrig gewesen, dass die Fregatte mit den französischen Gefangenen an Bord Portsmouth direkt angelaufen hatte, statt die Themse heraufzukommen. Die Gefangenen wurden soeben an Bord des Gefängnisschiffes Vengeance gebracht. Er wurde direkt dorthin beordert. John sah zu, wie Barlows Nachricht im Kamin verbrannte. Sie hatte dahingehend gelautet, dass er sich in die Albemarle Street begeben sollte und dass es ein Treffen in Drayton geben würde. Seine Gedanken überschlugen sich. In Petersfield sollte ein Boxkampf stattfinden, der ihm als Vorwand für diese Reiseroute dienen würde. Blackstrade würde gegen einen örtlichen Herausforderer antreten. Er ging in sein Schlafzimmer.
    Withering schloss soeben den Deckel eines Koffers. »Ich habe nur ein paar Sachen gepackt, Mylord«, sagte er ruhig. »Soll ich zur Pferdevermietung gehen und eine Kutsche besorgen oder werden Sie die Postkutsche nehmen?«
    Verflucht sei der Mann! Dass ein Umschlag mit einer bestimmten Handschrift darauf eine Reise zur Folge hatte und dies seinem Kammerdiener bekannt war, besagte, dass Withering mehr über Johns Doppelleben wusste, als er ihn hatte wissen lassen wollen. »Mietstall«, sagte er steif. »Geben Sie mir eine Stunde. Lassen Sie verlauten, dass ich nach Petersfield zu einem Preiskampf gereist bin und dort in der Gegend auch Freunde besuchen werde.«
    »Und wie lange erwarten wir abwesend zu sein?«
    »Nicht lange.«
    Das Gesicht des alten Mannes verriet keine Regung. »Ich vertraue darauf, dass Mylord für den Notfall vorgesorgt haben?«
    John spürte seine Besorgnis. »Wann hätte ich das nicht, alter Freund?« Er klopfte ihm auf den Rücken.
    Withering schnaubte. »Ich werde wie üblich Verbände und Desinfektionsmittel bereithalten.«
    John lächelte. »Ich werde mich bemühen, Ihre Fürsorge nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Und jetzt fort mit Ihnen.«
    Withering zog sich zurück. John nahm seine Pistolen hervor, prüfte die Läufe und belud die Trommeln. Er war schon fast an der Tür, als er sich an die Verabredung heute Abend erinnerte.
    Verdammt noch mal! Daraus wurde nun nichts mehr. Er nahm einen Bogen Papier und tauchte die Feder ins Tintenfass.
    Wegen einer unerwarteten Verpflichtung von höchster Wichtigkeit muss ich für einige Tage die Stadt verlassen. Obwohl es mich schmerzt, unsere Verabredung zu verschieben, habe ich keine Wahl. Wenn Sie mir vergeben können, werde ich Ihnen nach meiner Rückkehr meine Aufwartung machen.
    Ihr ergebener
    Langley
    Unangemessen. Sie war stolz. Kein Mann sagte eine Verabredung mit ihr ab. John war schwach genug zu bedauern, dass der Ausritt mit ihr ausfiel. Niemals würde sie ihm erneut einen anbieten. Er klingelte