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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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die Lenden. »Zieh deinen Rock aus, du französischer Hund.« John riss sich den Rock herunter und knöpfte seine Hose auf. Der Wächter freute sich diebisch über die drei Louisdor, die John absichtlich in seinen Taschen gelassen hatte. Als ihm nur noch das Hemd geblieben war, rollte er sich auf den Bauch. Sie rissen es ihm vom Leib, konnten aber das Päckchen auf seiner Brust nicht sehen, weil er sich fest auf die Planken drückte. Sie warfen ihm ein paar grob genähte Lumpen aus gelbem Baumwollstoff hin, während er nackt und zitternd auf dem Deck lag.
    »Schafft ihn runter zu seinen Kumpels«, schrie einer der Wachleute.
    John rappelte sich auf alle viere hoch, den Rücken den Raufbolden zugewandt, und presste die Baumwollfetzen an seine Brust, um das Päckchen zu verbergen. Sie stießen ihn durch eine Luke. Er rutschte über eine Leiter auf das darunter befindliche Deck. Zusammengesunken lag er da und versuchte zu atmen. Die Luft hier unten war schwer und stank nach Körperausdünstungen, nach Tabak und Teer und jenem eigentümlichen Geruch von nassem Holz auf See.
    John rollte seinen geschundenen Körper auf den Rücken und hoffte, dass er sich nichts gebrochen hatte. Über sich sah er das Viereck aus hellerem Schwarz verschwinden. Als der Widerhall des Holzhammers verstummt war, mit dem man die Falltür verschlossen hatte, hörte John Atmen und Bewegung um sich herum. Husten, leise Flüche auf Französisch und Englisch und etwas, das er für Holländisch hielt, überfielen seine zurückkehrenden Sinne wie die Hände, die ihn hochzerrten. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er verschwommene, zusammengekauerte Gestalten in Hängematten erkennen.
    »Du kannst hier nicht bleiben. Das Deck ist voll.«
    »Geh aufs unterste Deck. Dahin kommen die Neuen.«
    Er stolperte und wurde zu einer anderen Luke gestoßen. Er stürzte auf das Deck darunter und prallte auf einen Körper, der zusammengesunken am Fuß der Leiter lag. Er fiel auf die Knie.
    »Ein Neuer, eh? Runter! Noch weiter runter!«
    »Ich werd mir die Kleider holen.« Jemand griff nach den Lumpen, die er vor die Brust gepresst hielt. John wich zurück und tastete sich zur nächsten Luke. Mit den Füßen voran glitt er in die Dunkelheit hinunter und löste den Klammergriff von Händen, die ihn an Armen und Fußgelenken gepackt hielten.
    Auf dem untersten Deck war es pechschwarz und die Luft, wenn überhaupt, noch schneidender als auf den Decks darüber. Es war ein Wunder, dass die Männer hier unten nicht ohnmächtig wurden oder gar starben.
    »Français?«, wisperte eine Stimme.
    »Das sagen jedenfalls meine Eltern.« Sein fehlerfreies Französisch hatte ihm schon viele Male das Leben gerettet.
    »Dort in der Ecke ist Platz.«
    John sah sich um. Es war so finster, dass er gar nichts erkennen konnte. Aber Hände streckten sich ihm entgegen und leiteten ihn, etwas sanfter als auf den oberen Decks. »Haben sie dir eine Decke gegeben?«
    »Sie haben mir diese Lumpen gegeben und einen Tritt durch die Luke nach unten.« Er stolperte über Leiber.
    »François – hol Linnets Decke. Der spürt die Kälte jetzt nicht mehr.«
    Eine dünne Decke wurde ihm in die Hand gedrückt, und er wurde auf einen schmalen freien Platz unter den Hängematten geschoben. »Merci«, wisperte John seinem Wohltäter zu. »Wie heißt du?«
    »Reynard«, kam die verklingende Antwort.
    John richtete sich so gut es ging ein und tastete seine schmerzenden Rippen und seinen Rücken nach Verletzungen ab. Er bewegte seine malträtierte Schulter und entschied, dass sie nicht ausgekugelt war. Dann zog er die Baumwollkleidung über und hüllte sich in die dünne Decke. Er zitterte.
    »Wenn du lange genug lebst, erbst du vielleicht eine Hängematte«, sagte sein Leidensgenosse über ihm.
    »Das werde ich«, schwor sich John im Stillen. »Pardonnez-moi« , entschuldigte er sich bei seinem Nachbarn.
    »Schon gut. Der ist tot. Du hast seine Decke. Zumindest wirst du mehr Platz haben, wenn sie ihn erst abgeholt haben.«
    John drückte sich enger gegen das geteerte Schott, weg von der Leiche seines Nachbarn. Sein Magen protestierte gegen das Heben und Senken des Schiffes in der Dünung des aufziehenden Sturms. Er übergab sich und beschmutzte seinen Schlafplatz. Niemand schien es zu bemerken, bis auf den Mann über ihm, der laut lachte. »Am besten gewöhnst du dich schnell daran, bei schwerer See unter Deck zu sein«, kicherte er. »Oder du wirst wie Linette enden.«
    Zum ersten

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