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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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nach einem Botenjungen und nannte ihm die Adresse. Dann ging er hinaus in den Lärm des frühen Morgens.
    Mrs. Williams führte ihn in Barlows Wohnzimmer, ohne eine Bemerkung über die frühe Stunde zu machen. Barlow hielt sich bereits dort auf, ein wenig derangiert, aber hellwach. »Haben Sie endlich meine Nachricht bekommen?«, brummte er. »Sie sind zechend durch die Gegend gezogen, wenn Sie zu Hause im Bett hätten sein sollen.« Er sah zu John auf. »Sind Sie betrunken?«
    »Das bin ich nicht.« John setzte sich, ehe Barlow auch nur auf den Stuhl deuten konnte. »Ich werde Geld brauchen.«
    Barlow wies auf die Lederbörse auf dem Tisch, und John steckte sie ein. »Papiere?«
    Barlow nahm einen dicken Umschlag aus seiner Schreibtischschublade. »Sie sind Kaufmann, ein gewisser Jean St. Siens aus Dieppe, festgenommen beim Handel mit englischen Schmugglern. Eine Ladung Wolle für die Militäruniformen, von denen Bonaparte so viele braucht. Natürlich werden Sie durchblicken lassen, dass das nicht Ihr einziges Eisen im Feuer ist. Das wird Ihnen eine Gemeinsamkeit mit Dupré verschaffen. Ein Offizier der Transporteinheit wird Sie in Drayton treffen und Sie zur Vengeance bringen. Sein Name ist Younger. Sie treffen ihn im Plow and Angel .« Barlow sah John eindringlich an. »Wie lange werden Sie brauchen, bis wir Sie rausholen sollen?«
    »Was das betrifft – das geht nicht«, sagte John leichthin.
    Barlows Raupenaugenbrauen zogen sich zusammen.
    »Es könnte Verdacht erregen, wenn ich bereits so schnell wieder entlassen werde.«
    Barlow schürzte die Lippen. Sie wussten beide, dass es für das große Ziel, Napoleons Agentennetz ins Herz zu treffen, notwendig war, ihr neues Wissen geheim zu halten.
    »Nein«, sagte John langsam. »Ich muss fliehen, nicht herausgeholt werden.«
    »Gefangene fliehen nicht von Gefängnisschiffen. Das wissen Sie.«
    »Werden Sie zimperlich oder verlieren Sie gerade den Glauben an mich?«, fragte John mit gleichmütiger Stimme.
    Barlow verkniff sich eine scharfe Erwiderung. »Also gut. Es wird dort einen Wachmann geben, der weiß, wer Sie sind und der sich für Ihre Identität verbürgen kann, falls uns die Dinge aus der Hand gleiten. Sein Name ist Faraday. Er kann Ihnen bei der Flucht helfen.«
    John wurde ernst. »Versprechen Sie mir, dass Sie mich nicht entlassen werden, egal was passiert.«
    Barlow sah störrisch wie ein Maultier aus. Dann seufzte er. »Also schön«, murrte er. »Sie haben mein Wort. Und noch etwas.«
    John zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Dupré flieht mit Ihnen zusammen, damit wir ihn weiter befragen können, oder gar nicht.« John nickte. Der arme Kerl. Das bedeutete für ihn Tod oder Folter im Namen der nationalen Sicherheit. Ein schmutziges Geschäft. Aber das wusste John schon seit Langem. Er trat hinaus ins Sonnenlicht, um eine halsbrecherische Fahrt nach Petersfield auf sich zu nehmen und ein paar möglicherweise unangenehme Tage, die vor ihm lagen.
    Beatrix stand kurz nach Sonnenuntergang auf. Welch ein Luxus, fast elf Stunden durchgeschlafen zu haben. Keine Träume, keine Erinnerungen hatten sie gequält. Sie würde Andorra um sieben Uhr satteln lassen. Oder vielleicht eine Viertelstunde später. Eine kleine Verspätung würde Langleys Seele guttun. Sie nippte an dem Champagner, der mit dem Saft spanischer Orangen vermischt war, und öffnete die Tagespost.
    Einladungen. Blendons Beteuerung seiner unsterblichen Liebe, begleitet von einem sehr schlechten Gedicht. Ihn würde ihr Interesse an Langley heute Abend im Salon verletzen. Sie riss den letzten Umschlag auf. Sie kannte die Handschrift nicht, aber ein Blick auf die Nachricht sagte ihr alles.
    Nun denn.
    Er stieß sie zurück zugunsten einer … was? Sie schaute auf die Zeilen. »Wegen einer unerwarteten Verpflichtung von höchster Wichtigkeit«. Eine vertraute Niedergeschlagenheit erhob sich in ihr. Beatrix blinzelte und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Frisiertisch, langsam, so wie einer von diesen großen fliegenden Ballons, aus dem die heiße Luft herausgelassen wurde. Sie ließ den Kopf sinken und versuchte, ihre schmerzlichen Gedanken zu verdrängen. Es war unmöglich, natürlich. Als sie den Blick hob, sah sie, wie sie sich selbst im Spiegel anstarrte. Das Problem mit der Unsterblichkeit war die Wiederholung. Drollig, wirklich, dass sie es so angestrengt vermieden hatte, zurückgewiesen zu werden. Sie hatte sich in eine faszinierende Frau verwandelt. Kein Mann hatte sie verlassen seit …

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