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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sie etwa in Wombat Creek bleiben?«
    Tara öffnete den Mund, um zu antworten, schloss ihn dann jedoch wieder. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, aber sie fühlte Panik in sich aufsteigen.
    »Wenn Sie wirklich so gut reiten, wie Sie gestern behauptet haben, dann werden Sie mit dem Kamel keine Schwierigkeiten haben«, sagte Ethan. Das war eine eindeutige Herausforderung, die auch aus der leicht schräg geneigten Haltung seines Kopfes und dem mutwilligen Aufblitzen in seinen dunklen Augen sprach. Tara erwiderte seinen Blick, doch in ihren eigenen grünen Augen spiegelte sich eine ganze Skala widersprüchlichster Gefühle, die von Stolz bis zu nackter Angst reichte.
    Ethan spürte, was sie bewegte. »Auf einem Kamel zu reiten ist kaum schwieriger als auf einem Pferd«, sagte er sanft. »Auf dem Kamelrücken wird man etwas mehr durchgeschüttelt, weil sieeinen anderen Gang haben, und die Zügel sind etwas länger, aber sonst dürfte es keine Probleme geben.«
    Tara war noch immer nicht vollkommen überzeugt, denn ihrer Meinung nach waren Kamele und Pferde sich ungefähr so ähnlich wie ein Dinosaurier und ein Shetlandpony.
    »Victoria wollte auf Hannibal das Kamelrennen von Alice Springs mitreiten, aber dann hatte Tom diesen Unfall ...«
    Tara blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. »Ich glaube Ihnen kein Wort!«
    »Ich schwöre, dass es wahr ist!«
    Tara fiel ein, dass ihre Tante nie gern auf Pferden geritten war und oft Scherze darüber gemacht hatte. Ninian hatte ihr immer eine Kutsche mit Fahrer bereitgestellt. Wenn also Victoria ein Kamel reiten konnte, dann gab es für sie selbst wirklich keine Entschuldigung.
    Sie wandte sich der jetzt gesattelten Layla zu, die geduldig und ganz still auf dem Boden kniete, und fand, dass die Stute wirklich nicht allzu bösartig aussah. Vielleicht war es tatsächlich kein so großer Unterschied, ob man ein Kamel oder ein Pferd ritt? Außerdem konnte ihre Bereitschaft, es wenigstens zu versuchen, sie vielleicht Jack wieder ein Stück näher bringen.
    »Wir machen uns besser auf den Weg«, sagte sie entschlossen. »Ich rufe die Kinder.«
    »Ich muss Sie warnen – es wird eine anstrengende Reise, und ich werde sehr schnell reiten, damit wir es in möglichst kurzer Zeit schaffen – haben Sie mich verstanden?«
    Tara spürte wieder leise Furcht in sich aufsteigen, doch sie nickte nur stumm.
    Weniger als eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg nach Tambora. Ethan führte auf Hannibal die Gruppe von sieben Kamelen an, und Hannibal ging stolz wie ein Scheich, der seinem Harem voranschritt. Dann folgte Jack auf Maat, der Oma nicht von der Seite wich, dahinter Tara und Hannah auf Layla und schließlich Udo, Mosi und Lilith, die die Vorräte trugen. Tara waraufgefallen, dass Ethan sehr bedachtsam alles eingepackt hatte, was sie brauchten, von Wasserschläuchen über eine Erste-Hilfe-Ausrüstung bis hin zu einem Serum gegen Schlangenbisse. Seine Umsicht stärkte ihr Vertrauen in ihn, und sie musste zugeben, dass sie mit niemand anderem so beruhigt in die Wüste geritten wäre.
    Während sie als majestätische Prozession durch die fremdartig wirkende Ebene zogen, wandte sich Jack um und lächelte seiner Schwester zu. Tara überlegte für einen Moment, ob er dazu fähig gewesen wäre, die Reifen des Buggys aufzuschlitzen, tat jedoch den Gedanken gleich darauf als lächerlich ab. Obwohl er seine Gefühle nicht sehr offen zeigte, war seine kindliche Freude an der Reise deutlich zu spüren.
    Mit dem Reiten ging es besser, als sie befürchtet hatte, und der Blick vom Sattel aus, mehrere Meter über dem Boden, war sehr aufregend. Tara zeigte Hannah allerlei Interessantes, zum Beispiel einen Adler, ein rotes Känguru, einen einsamen Dingo, einen stachelbewehrten Leguan und einen Emu. Ansonsten waren weit und breit nur verdorrtes Gestrüpp und roter Sand zu sehen und ab und zu einmal eine Akazie. Die Reise hätte recht angenehm sein können, wären da nicht die Fliegen gewesen, die zu Tausenden um die Kamele herumzuschwirren schienen.
    Tara starrte auf Ethans breiten Rücken, während dieser vor ihr her ritt, und bewunderte die Leichtigkeit, mit der er Hannibal im Zaum hielt. Der Kamelhengst war stark und eigensinnig, und auf der ersten halben Meile bedurfte es einer harten Hand, um ihn zu zügeln. Ethan erklärte Tara, Hannibal spüre, dass Lilith bald bereit zur Paarung sei. Das folgende Gespräch über die Liebesgewohnheiten der Kamele ließ in Tara die Frage aufsteigen, ob

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