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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Jungen, ihr ohne Widerrede zu gehorchen. Er blickte enttäuscht zu Ethan hinüber, verwundert, dass dieser ihn überhaupt nicht beachtet hatte; dann nahm er seine Schwester an die Hand und führte sie ins Hotel zurück. Percy und Ferris folgten den beiden taktvoll.
    Tara wandte sich Saladin zu. »Sie haben das getan!«, stieß sie zornig hervor.
    Der afghanische Kamelpfleger starrte sie mit leerem Blick an, doch sie war sicher, dass er ihre Worte verstanden hatte. Es war diese kalte, unergründliche Haltung, die sie so aus dem Gleichgewicht brachte. So ähnlich musste es sein, in die Augen einer Schlange zu starren!
    »Erzählen Sie keinen solchen Unsinn«, verteidigte Ethan seinen Gehilfen. »Warum sollte Saladin so etwas tun?«
    Tara rang nach Worten. Sie hatte tatsächlich keine vernünftige Erklärung für ihren Verdacht. »Ich kann es nicht ... Ich weiß nicht«, gab sie zu.
    »Sie verstehen nur die Afghanen nicht. Saladin ist zurückhaltend, aber ganz bestimmt nicht boshaft.«
    »Aber ich habe das sichere Gefühl, dass er mich von Anfang an nicht leiden konnte, und ich glaube, er hasst es, mich nach Tambora bringen zu müssen.«
    Ethan winkte ab. »Ich kann Ihnen versichern, dass das kein Problem für ihn ist – er wird nämlich nicht mit uns reisen.«
    Tara kam sich ziemlich dumm vor. »Wann ist denn das entschieden worden?«
    »Gestern Abend. Ich habe nur die paar Vorräte für die Farm zu transportieren und komme mit den Kamelen allein zurecht, also braucht er den Weg nicht zu machen.«
    »Aber wer hat dann die Reifen aufgeschlitzt?«, fragte Tara mit vor der Brust verschränkten Armen.
    Ethan war sichtlich unbehaglich zumute. »Ich glaube, dass Jack es getan hat«, meinte er leise.
    »Jack? Das ist doch absurd!«
    »Er war sehr wütend, als Sie sich geweigert haben, ein Kamel zu reiten.«
    »Ja, das stimmt, aber das hatte er schon vergessen, als Sie ihm gesagt haben, dass er Maat reiten kann.«
    »Ich glaube, er hatte es nicht vergessen – und er ist voller Kummer. Weil er erst vor so kurzer Zeit seinen Vater verloren hat, lasse ich es ihm durchgehen, aber ich werde ihn von jetzt an aufmerksam beobachten. Ich kann es mir nicht leisten, dass jemand mein Eigentum zerstört.«
    Tara hatte das Bedürfnis, Jack zu verteidigen, und es gefiel ihr nicht, dass Ethan nichts zu entgehen schien. »Ich weiß«, sagte sie trotzdem mit aufrichtigem Bedauern wegen des kaputten Buggys. »Aber allein die Tatsache, dass sie einige Zeit mit ... meinem Sohn verbracht haben, macht sie noch nicht zu einem Experten, was seinen Charakter und seine Probleme angeht, Mr. Hunter. Es wird noch lange dauern, bis er über den Verlust seines Vaters hinwegkommt, aber sein Kummer allein ist noch kein Grund, etwas kaputtzumachen.« Ein leiser Zweifel schlich sich allerdings doch in ihre Gedanken, denn immerhin hatte Jack beide Elternteile verloren, und es bestand die wenn auch entfernte Möglichkeit, dass seine Trauer ihn zu solchen Handlungen trieb. Trotzdem fuhr sie fort, Gegenargumente aufzuzählen. »Außerdem hat Jack kein Messer.«
    »Doch – ich habe ihm gestern eins geschenkt.«
    Tara erschrak. »Sie haben was?«
    »Mir ist klar, dass ich Sie hätte fragen müssen – das war ein Fehler. Aber er hat es so bewundert.«
    »Ich halte es nicht für richtig, einem Zehnjährigen ein Messer in die Hand zu geben!«
    Ruhig erklärte Ethan: »Sie müssen aber verstehen, dass man hier draußen ein Messer braucht. Er könnte in eine Situation geraten, wo es ihm das Leben rettet ...«
    Daran wollte Tara jetzt lieber nicht denken. Außerdem fand sie die Tatsache, dass Jack ein Messer besaß, nicht ausreichend, um Jacks Schuld zu beweisen. »Vielleicht«, räumte sie deshalb ein. »Aber jedenfalls schlief der Junge fest, als ich gestern Abend in unser Zimmer kam, und Saladin arbeitete noch an dem Buggy. Percy und Ferris hätten durch so eine sinnlose Tat nichts gewonnen, und ebenso wenig die Frauen. Damit bleibt nur einer übrig: Saladin.« Sie blickte zu dem afghanischen Kamelpfleger hinüber, doch dieser wirkte völlig unbewegt. Er hatte wirklich etwas an sich, das ihr Unbehagen verursachte. Ethan schüttelte den Kopf und schaute leise fluchend zum Himmel hinauf. »In dieser Sache werden wir uns nicht einig, aber Tatsache ist, dass wir den Buggy nicht benutzen können.« Er rief Saladin in dessen Sprache einige Anordnungen zu.
    Sofort wurde Tara misstrauisch. »Was tun Sie da?«
    »Ich lasse für Sie und Hannah ein Kamel satteln – oder wollen

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