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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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fand sie alle sehr nett!«
    »Aber Sie haben doch sicher bemerkt, dass sie ... Prostituierte sind, nicht wahr?«, meinte Percy.
    Tara zog die Augenbrauen hoch. »Ist das etwas, das Sie vorhin zu erwähnen vergaßen?«
    Percy presste die Lippen wieder fest aufeinander und senkte den Blick.
    »Haben Sie plötzlich die Sprache verloren, Mr. Everett? Und was ist mit Ihnen, Ferris? Hatten Sie es vielleicht auch vergessen?«
    Ferris starrte in sein Glas, die Lippen ebenfalls zusammengebissenen.
    »Ich muss sagen, ich finde es schlimm, wie Sie diese Frauen behandeln«, erklärte Tara ehrlich empört. »Wenn es um Prostituierte geht, können Männer furchtbar scheinheilig sein. Gute Nacht, meine Herren.«
    Damit wandte sie sich um und verließ die Bar, in der es seltsam still geworden war.

10
    D ie Sonne stand noch nicht einmal zu einem Viertel über dem Horizont, als Tara am folgenden Morgen bereits wieder die überwältigende Hitze zu spüren bekam. Sie stand auf, weckte die Kinder und eilte zum Bad hinüber, in der Hoffnung auf eine letzte Erfrischung vor der zweitägigen Reise. Doch sie erlebte prompt eine Enttäuschung, denn der kleine Raum war trotz der frühen Stunde heiß wie ein Backofen und voller Fliegen und Moskitos.
    Als die drei später aus dem Hotel traten, brannte die sengende Sonne schon mit aller Macht vom Himmel. Wenn die Luft unbewegt war, stürzten sich die Fliegen wie eine schwarze Wolke auf sie. Wenn jedoch der Wind den erstickenden Staub aufwirbelte, vertrieb er auch die Fliegen, doch nichts von beidem war allzu angenehm.
    Tara spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Buggy war noch nicht hinter eines der Kamele gespannt, und Ferris, Percy und Ethan standen untätig herum. Saladin war ganz in der Nähe damit beschäftigt, den ungeduldigen Hannibal zu beruhigen, der seine Unzufriedenheit in lautem Gebrüll zum Ausdruck brachte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Tara, während sie mit den Kindern zu den Männern hinüberging. Percy und Ferris wandten sich ab. Ethan wirkte sehr ärgerlich und warf einen wütenden Blick auf den Buggy. Jetzt sah Tara, dass alle vier Reifen des Wagens vollkommen zerfetzt waren.
    »Um Himmels willen!«, stieß sie hervor. »Wie ist denn das passiert?«
    Ethan bedachte sie mit einem eisigen Blick. »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir dazu etwas sagen.«
    »Ich? Ich habe nicht die geringste Ahnung!«, gab sie empört zurück, verwirrt darüber, dass seine Unterstellung sie zutiefst verletzte.
    Ethan presste die Kiefer aufeinander. Tara wusste, dass er Stunden damit zugebracht hatte, den Buggy für die Fahrt nach Tambora herzurichten, und deswegen jedes Recht hatte, wütend zu sein. Doch sie verstand nicht, warum sich sein Zorn gegen sie richtete.
    »Sie glauben doch nicht, dass ich das getan habe, oder?« Sie konnte nicht fassen, dass er sie verdächtigte, etwas so Dummes zu tun. Ethan starrte sie nachdenklich an; seine Miene unter der breiten Krempe seines Huts schien unergründlich.
    »Mr. Hunter, ich will so schnell wie möglich aus dieser ...« Sie unterbrach sich, weil ihr plötzlich wieder einfiel, dass die anderen sie beobachteten und zuhörten. Sie wollte Percy und Ferris nicht dadurch beleidigen, dass sie ihre Stadt mit unschönen Worten bedachte. Stattdessen fuhr sie fort: »Ich dachte, ich hätte deutlich genug gesagt, dass ich es eilig habe, meine Tante zu sehen?«
    Ethan nickte und wandte sich halb ab. Er war offensichtlich verwirrt. Tara blickte auf sein Profil, während er geistesabwesend einen Stein im Kreis herumkickte. An ihrer Ehrlichkeit schien er nicht zu zweifeln, und er beherrschte sich meisterhaft. Sie hatte ihn für einen Mann der Tat gehalten, temperamentvoll und zupackend. Warum unterzog er nicht einfach alle infrage kommenden Verdächtigen einem Kreuzverhör? In einer so kleinen Stadt konnte es doch nicht mehr als zwei oder drei mögliche Kandidaten geben!
    Tara blickte ihn weiter erwartungsvoll an, doch er blieb ärgerlich und stumm. Sie ging zu dem Buggy hinüber und sah sich die zerfetzten Reifen an. Wer immer sie zerschnitten hatte, schien leidenschaftlich daran interessiert gewesen zu sein, ihr einziges Transportmittel für die Reise nach Tambora unbrauchbar zumachen. Und in Wombat Creek gab es nur einen Menschen, der sie so hasste!
    Saladin stand nur ein paar Schritte entfernt und beobachtete sie mit verschlagenem Blick. »Jack, bitte geh mit Hannah noch für ein paar Minuten hinein«, sagte sie.
    Etwas in ihrem Ton veranlasste den

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