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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hineingetan, als wir einige Rinder verkaufen konnten.« Victoria ließ sich auf das Bett sinken.
    »Aber es wird doch niemand gestohlen haben, nicht wahr?«
    »Nein. Tadd muss das Geld genommen haben, ohne mir etwas davon zu sagen.«
    »Würde er denn so etwas tun?«
    Victoria seufzte. »Es gab eine Zeit, da hätte ich es nicht für möglich gehalten. Aber ich denke, er konnte mich nicht um Geld bitten, ohne mir zu sagen, wofür er es brauchte. Er wusste, dass ich es hatte, und auch ungefähr, wo. Er hat mich bisher auch nie fragen müssen, weil die Bargelddose unten immer um die zweitausend Pfund enthielt, plus noch einmal mehrere Tausend im Tresor. Es kostet viel Geld, einen so großen Betrieb zu führen!« Mit einem Seitenblick auf das Häufchen aus Scheinen und Münzen fügte sie hinzu: »Ich bezweifle, dass siebenundzwanzig Pfund und ein paar Münzen genügen werden!«
    Nerida kam herein. »Kleine Miss schläft«, berichtete sie Tara, um dann nach einem besorgten Blick auf Victoria hinzuzufügen: »Ethan ist unten, Missus.«
    »Danke, Nerida. Dann muss ich hinuntergehen und mit ihm reden. Es ... es tut mir furchtbar Leid, dass du so lange keinen Lohn bekommen hast, Nerida. Ich hatte keine Ahnung ...«
    »Nicht wichtig, Missus. Ich bin gern hier bei Ihnen.«
    »Gott segne, dich, Mädchen«, meinte Victoria, den Tränen nahe. »Aber sobald es mir wieder möglich ist, gebe ich dir alles, was ich dir schulde – das verspreche ich dir!« Sie holte tief Luft und nahm das kleine Häufchen Pfundnoten vom Bett.
    »Wie viel schulden wir Ethan, Tara?«
    »Fast zwanzig Pfund, die Lieferung von gestern noch nicht eingerechnet.«
    »Dann könnte es reichen, um ihn zu bezahlen.«
    Tara nickte entschlossen.
    Victoria bemühte sich um eine heitere Miene, als sie mit Tara die Treppe hinunterging. Jack wirkte ungewöhnlich entspannt, doch als er Tara sah, änderte sich das schlagartig. Er drehte sich um und verließ das Haus, noch ehe sie ihn fragen konnte, wie ihm der morgendliche Ausflug gefallen hatte.
    »Ethan, komm mit und setz dich«, sagte Victoria »Ich würde gern unsere Schulden bei dir bezahlen.«
    Verwundert folgte Ethan ihr in den Salon. Tara bemerkte, dass er unrasiert war und nach Tieren roch. Als ihr Blick seinen kräftigen Brustkorb und die muskulösen Oberschenkel streifte, fiel ihr wieder ein, was ihre Tante über die sexuelle Anziehung gesagt hatte, die von ihm ausging. Das mochte vielleicht so sein, wenn man für wilde Männer schwärmte, die sich allein durchschlugen – aber attraktiv? Na ja ...
    »Ich habe dir doch gestern schon gesagt, das es damit keine Eile hat!«, erklärte Ethan, an Victoria gewandt.
    Diese erwiderte ernst: »Und ich habe gesagt, ich möchte dir geben, was dir zusteht.«
    Ethan runzelte die Stirn. »Warum ausgerechnet jetzt?«
    »Warum nicht, Ethan? Tara hat sich der Bücher angenommen, und wir sind dabei, sie auf den neusten Stand zu bringen. Wie viel schulden wir dir?«
    Ethan starrte sie einen Moment stumm an. Dann blickte er zu Tara hinüber, die seinem Blick eine Weile standhielt. Doch schließlich senkte sie den Kopf, und er wusste, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. »Ich weiß es jetzt wirklich nicht so aus dem Kopf, wie viel ich ausgelegt habe. Da müsste ich zuerst in meinen eigenen Büchern nachsehen.«
    »Du weichst mir doch nur aus, Ethan«, erwiderte Victoria. »Du bist immer ein sehr guter Geschäftsmann gewesen, also behaupte nur nicht, du wüsstest es nicht.«
    »Was soll das alles, Victoria? Und ich möchte die Wahrheit hören!«
    »Ich habe dir doch gesagt, wir bringen die Bücher auf den neusten Stand.«
    Ethan sah, dass Victoria den Tränen nahe war. »Ist irgendetwas geschehen?«, fragte er sanft.
    Tara blickte besorgt auf ihre Tante, die jetzt leicht zu schwanken schien.
    »Entschuldigt – ich glaube, ich muss mir etwas zu trinken holen«, meinte Victoria.
    »Nein, ich hole es dir schon, Tante Victoria!«, erwiderte Tara.
    »Nein!«, stieß ihre Tante lauter hervor, als sie beabsichtigt hatte. Dann verließ sie hoch aufgerichtet den Raum und rief über die Schulter zurück: »Möchtet ihr auch etwas?«
    »Nein, danke«, antworteten Ethan und Tara gleichzeitig.
    Als Victoria außer Hörweite war, wandte sich Ethan an Tara. »Was geht hier eigentlich vor? Sagen Sie mir bitte die Wahrheit – ich habe Victoria noch nie so außer sich erlebt.«
    »Tadd hat ihr einige Dinge verheimlicht. Er hat ihr unter anderem verschwiegen, dass die Farm Verluste

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