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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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harten Boden mit solcher Wucht, dass der Spatenstiel in ihrer Hand zerbrach. Fluchend warf sie ihn fort, so weit sie konnte.
    »Nun schauen Sie nur, was Sie angerichtet haben!«, sagte in diesem Augenblick Ethan hinter ihr, und sie fuhr zusammen. »Was fällt Ihnen ein, mich so zu erschrecken!«, rief sie, ohne das leichte Lächeln in seinem Blick zu bemerken. Ein langer Splitter hatte sich in ihre Handfläche gebohrt, und es tat schrecklich weh.
    Ethan war verwundert über so viel Heftigkeit. Er hatte im Stall gestanden und Pferde beschlagen, als Jack vorbeigerannt war, ohne ihn zu beachten. Er hatte das seltsam gefunden, erkannte jetzt jedoch einen Zusammenhang. »Ist zwischen Ihnen und Jack irgendetwas vorgefallen?«
    Tara ließ sich völlig erschöpft zu Boden sinken. Ethan hockte sich vor sie hin, nahm ihre Hand und untersuchte ihre Handfläche. Er war entsetzt, als er ihre aufgeplatzten Blasen sah. Aus einem Futteral an seinem Gürtel zog er ein Messer und meinte sanft: »Jetzt müssen Sie tapfer sein – ich hole diesen Splitter besserheraus, bevor die Wunde sich entzündet.« Als Tara versuchte, ihre Hand wegzuziehen, hielt er sie fest.
    »Sind Sie sehr empfindlich?«, fragte er mitfühlend. Tara schüttelte den Kopf, und er begann mit der Messerspitze behutsam zu arbeiten. Tara stöhnte auf, aber in weniger als einer Minute war der Splitter entfernt.
    »Ihre Hände sind in einem ziemlich üblen Zustand«, bemerkte Ethan. »Sie hätten Handschuhe anziehen sollen!«
    Tara murmelte: »Dafür ist es zu heiß.« Sie holte tief Luft, um die Fassung wiederzugewinnen, und fragte dann: »Hat Jack heute irgendetwas erzählt?«
    »Worüber denn?«
    »Über mich.«
    »Nein, absolut nicht.«
    »Hat er Ihnen denn gesagt, warum er so wütend ist?«
    »Heute war er nicht wütend, zumindest nicht, während er mit mir zusammen war. Er hat seine schweigsamen Momente, die ich unter diesen Umständen für völlig normal halte, aber wir hatten einen sehr schönen Tag.«
    »Dann bin ich es, auf die er wütend ist. Ich wollte es nicht glauben, aber irgendetwas stimmt nicht. Es fing kurz nach unserer Ankunft in Tambora an, aber ich habe absolut keine Ahnung, was der Grund sein könnte. Ich hatte die stille Hoffnung, dass er sich Ihnen anvertrauen würde. Mir wird er ganz sicher nichts sagen!«
    »Vielleicht sagt er mir wirklich etwas, aber ich will ihn nicht drängen. Er ist gern bei den Kamelen, dann ist er für kurze Zeit richtig glücklich. Ich fand allerdings, dass er etwas müde aussah, aber dasselbe ließe sich über Sie sagen.«
    Tara verdrehte die Augen. »Diese Opossums! Heute Nacht mache ich die Balkontüren zu. Außerdem ist Hannah zu mir ins Bett gekrochen, und sie schläft sehr unruhig. Ich denke, ihre Mutter wird daran gewöhnt gewesen sein, aber mich macht sie ständig wach. Die Nächte müssen für Jack auch schlimm sein, besonders weil das Schiff mitten in der Nacht gesunken ist.Wahrscheinlich hat er Albträume, ich jedenfalls habe welche. Ich wüsste nur gern, was ihn mir gegenüber so abweisend werden lässt. Mutter zu sein scheint mir sehr schwierig, und vielleicht bin ich in dieser Hinsicht einfach nicht sehr begabt.« Sie barg ihr Gesicht in den Händen und hätte gern ein wenig geweint, doch sie hielt sich zurück.
    »Sie haben einen anstrengenden Tag hinter sich, Tara«, meinte Ethan sanft. »Und Sie sind müde. Morgen sieht alles schon anders aus. Jetzt ruhen Sie sich erst einmal aus, und geben Sie etwas Jod auf ihre Hand!« Er beugte sich vor und zog sie behutsam am Arm hoch.
    »Haben Sie sich mit meiner Tante auf eine Lösung wegen der Bezahlung der Vorräte geeinigt?«, fragte sie noch.
    »Nein, sie lässt sich auf nichts ein. Aber anscheinend will sie, dass ich in Wombat Creek etwas für sie erledige, also bin ich in der besseren Position.« Er lächelte, und um seine Augen herum bildeten sich Lachfältchen. Wieder dachte Tara, was für ein ungewöhnlicher und vielschichtiger Mensch dieser Ethan Hunter doch war. Einerseits der harte, durchtrainierte Buschläufer, andererseits der warmherzige Frauentyp, der aus irgendeinem Grund weibliche Wesen aller Altersstufen sexuell sehr anzuziehen schien. Tara wusste noch immer nicht, was sie von ihm halten sollte, und fragte sich, ob sie es jemals wissen würde.

17
    T ara war wieder einmal dabei, den Garten umzugraben, als Mellie aufgeregt zu bellen begann. Victoria streckte ihren Kopf aus der Hintertür und rief: »Ich glaube, die Gänse sind da.«
    Tara ließ

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