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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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doch diese konnte sie nirgends entdecken.
    »Wenn sie wieder auftauchen, bekommen sie nichts, bis die Arbeit erledigt ist«, meinte Tara ärgerlich.
    Als sie das Haus betrat, hörte sie lautes Schimpfen, und im Flur kam ihr Victoria entgegen, die gerade in der Küche gewesen war. »Sanja weigert sich, die Hühner zu grillen«, sagte sie. »Es tut mir Leid, Tara!«
    »Es tut dir Leid? Tante Victoria, mein Gott, er arbeitet für dich! Er sollte tun, was ihm gesagt wird!«
    »Er will die Hühner mit Curry würzen«, meinte Victoria mit einem fast mitfühlenden Beiklang.
    »Ich bin sicher, dass er das will«, schnaubte Tara.
    »Ich muss zu seiner Verteidigung sagen, dass er noch nie etwas Gebratenes zum Abendessen zubereitet hat, seit er hier ist.«
    »Das ist aber doch keine Entschuldigung, Tante – er muss tun, was du ihm sagst!«
    Tara war heiß, und ihre Enttäuschung über die Frauen war noch nicht abgeklungen. Die Gelegenheit, ihren Ärger an jemandem abzureagieren, kam ihr gerade recht. Trotz des heftigen Protests ihrer Tante rauschte sie in die Küche, um den widerspenstigen Koch zur Rede zu stellen.
    »Wenn Missus Victoria Sie bittet, die Hühner zu grillen, dann haben Sie genau das zu tun«, sagte sie scharf. »Falls Sie es nämlich vergessen haben sollten, Sie ist Ihre Arbeitgeberin!«
    Victoria berührte Tara leicht am Arm, und diese fuhr wütend herum.
    Mit leicht gesenktem Kopf flüsterte Victoria: »Meinst du, wir haben das Recht, ihnen Anweisungen zu geben, wo sie schon so lange keinen Lohn mehr bekommen haben?«
    »Das trifft nicht ganz den Kern, Tante Victoria. Sanja scheint der Meinung zu sein, dass er in diesem Haus die Entscheidungen fällt.«
    Tara wandte sich wieder dem Koch zu und sagte sehr bestimmt: »Wenn Sie bleiben wollen, schlage ich vor, dass Sie diese Hühner grillen!«
    Der Koch erwiderte trotzig ihren Blick. »Sanja nicht Hühner braten. Sie fragen schwarzen Mann!«
    Er mochte es ganz und gar nicht, dass Tara mit Nugget und den Jungen aß, und sie wusste es. »Gut«, erwiderte sie. »Genau das werde ich tun. Und Ihnen wird dafür der Lohn gekürzt.«
    Sanja lachte höhnisch auf. »Welcher Lohn?«
    »Sie werden ihn bekommen, und dann können Sie sicher sein, dass es nicht die volle Summe ist!«
    Tara wandte sich wieder zu ihrer Tante um und meinte mit hoch erhobenem Haupt: »Nugget kann die Hühner am Spieß braten, Tante Victoria. Es wird unglaublich gut schmecken, ganz bestimmt besser als jeden Tag Curry. Sanja sorgt noch dafür, dass wir alle genauso gelb werden wie er!« Tara wusste, dass das eine sehr rassistische Bemerkung gewesen war, doch Sanja hatte sie herausgefordert, indem er Nugget einen schwarzen Mann nannte. Der Koch war schockiert und völlig sprachlos. Tara schnaubte noch einmal höhnisch, genau wie er es vorher getan hatte, und verließ die Küche mit ihrer Tante im Schlepptau. Als sie den Flur entlanggingen, hörten sie das metallene Scheppern von Töpfen und Pfannen und Sanjas wütende Ausrufe.
    »Ich hoffe sehr, dass er nicht fortgeht«, meinte Victoria leise. »Ich hänge schon sehr an seinen Currygerichten!«
    »Er wird nicht gehen, Tante Victoria! Niemand anderer würde seine Wutanfälle ertragen, und das weiß er. Außerdem hat er sowieso kein Geld, um irgendwohin zu fahren.« Sie lachte, und Victoria schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist wirklich eine sehr berechnende Frau, Tara!«
    Während Bluey und Charlie die Hühner rupften und dabei witzige Geschichten über ihre Zeit als Krokodilfänger in Darwin zum Besten gaben, schichtete Nugget an der Rückseite des Hauses einFeuer auf. Als die Kohlen heiß genug waren, wurden die Hühner auf einem Spieß darüber gebraten. Tara hatte Jack und Karl gebeten, Stühle ins Freie zu bringen, und sie setzten sich alle um das Feuer herum und tranken zwei Flaschen von Toms bestem Wein. Bluey und Charlie erzählten weiter Geschichten aus ihrer schlimmen Jugend, über die alle schrecklich lachen mussten, während Jack und Karl sich über die Kinder in Tambora unterhielten und Hannah sich damit amüsierte, Zweige in die Flammen zu werfen und im Staub zu spielen.
    Tara sah, dass ihre Tante den Abend sehr genoss, und ihr selbst ging es ebenso. Der Rauch vertrieb die Moskitos, und der dunkle Nachthimmel bot die perfekte Kulisse für Abertausende blinkender Sterne und den silbrig schimmernden Mond.
    Tara wusste nicht, ob es an dem schönen Abend lag, an der netten Gesellschaft oder am Wein, jedenfalls schmeckte das Huhn absolut

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