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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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köstlich, besser als alle, die sie jemals zuvor gegessen hatte. Irgendwann sah sie, dass Sanja sie von der Küchentür aus beobachtete. Sie hoffte, dass er etwas gelernt hatte: Sie kamen sehr gut ohne ihn aus!
    »Tadd hat sich verspätet«, meinte Victoria irgendwann. »Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«
    »Ganz sicher nicht«, erwiderte Ethan beruhigend. »Du weißt doch, dass er öfter einmal die Zeit vergisst. Er kommt bestimmt gleich.«
    Tara blickte zu Nugget hinüber, der eine betont ausdruckslose Miene aufgesetzt hatte. Wieder spürte sie, dass er mehr über Tadds Aktivitäten wusste, als er zu erkennen gab. Obwohl Tadd oft spät zurückkam, dachte Victoria immer an die Möglichkeit eines Unfalls. Einen Sturz vom Pferd, ein Schuss, der sich unbeabsichtigt aus einem Gewehr löste, ein Schlangen- oder Spinnenbiss. Es war sogar möglich, dass feindliche Aborigines ihn mit ihren Speeren verwundet hatten, auch wenn das eher unwahrscheinlich war. Trotzdem machte sie sich Sorgen und beschloss, nicht länger als eine Stunde zu warten, bevor sie die Jungen auf die Suche schickte.
    »Garten sieht gut aus, Missus«, meinte Nugget, an Tara gewandt.
    »Es war harte Arbeit, aber so langsam wird etwas daraus«, erwiderte sie. Dass die Lubras sie im Stich gelassen hatten, erwähnte sie nicht, es schien ihr zu demütigend.
    »Wir stellen am Sonntag einen Zaun für Missus auf. Wird Kängurus, Kaninchen, Wombats und Vieh fern halten!«
    »Danke, Nugget. Hoffentlich kann ich euch als Belohnung Gänseeier zum Frühstück kochen.«
    Nugget lächelte. Sie sahen ein Emu zwischen der Unterkunft für die Arbeiter und den Ställen entlanglaufen, und der Viehtreiber öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Er strahlte jetzt über das ganze Gesicht.
    Tara konnte seine Gedanken lesen. »Das wäre eine Hähnchenmahlzeit, die sich lohnt«, sagte sie. »Ein richtig guter Braten, nicht wahr, Nugget?«
    Er lachte. »Wenn Missus will, röste ich ihn für Sie – in einem Erdofen.«
    Tara starrte ihn interessiert an. »Ich weiß nicht, Nugget – ich hätte wenig Lust, ihn zu rupfen.«
    »Braucht nicht gerupft zu werden, Missus!«
    »Oh!« Sie rümpfte angewidert die Nase. Der Gedanke daran, beim Essen angesengte Federn im Fleisch zu finden, war nicht gerade appetitlich.
    Die Männer brachen in lautes Gelächter aus.
    Irgendwann stand Ethan auf. »Fast hätte ich es vergessen – ich habe ein Geschenk für Hannah mitgebracht.« Er ging zu Hannibal hinüber und holte etwas aus den Satteltaschen. Als er zurückkam, erkannte Tara, dass es ein Teddybär war.
    »Vielleicht hilft er ihr, ruhiger zu schlafen«, meinte er und fügte dann leiser hinzu: »In ihrem eigenen Bett.«
    Hannah war sichtlich begeistert von dem Bären. Sie strahlte über ihr ganzes kleines Engelsgesicht, als sie ihn nahm und mitbeiden Armen fest umklammerte. Der Ausdruck in ihrem Blick hätte Tara fast aufschluchzen lassen.
    »Danke, Ethan«, sagte sie. »Das war ... sehr nett von Ihnen!« Er schien niemals aufzuhören, sie in Erstaunen zu versetzen. »Woher haben Sie ihn?« Der Bär musste früher einem anderen Kind gehört haben, denn ein Ohr war wieder angenäht worden, und anstelle der Augen hatte er Knöpfe – was Hannah aber absolut nicht störte. »Von einer meiner Kundinnen. Ihre Tochter spielte schon lange nicht mehr mit ihm, und ich dachte, er würde Hannah vielleicht gefallen.«
    Tara fragte sich, ob er ihn gegen etwas eingetauscht hatte. »Es sieht ganz danach aus!«
    Plötzlich kam Tadd um die Hausecke auf sie zu und war offensichtlich sehr verwundert, als er sie alle um das Lagerfeuer herum sitzen sah.
    »Hallo, Tadd«, rief Victoria. »Du kommst spät! Ich war gerade im Begriff, einen Suchtrupp loszuschicken.«
    »Was macht ihr denn hier draußen?«
    »Wir essen gebratenes Hühnchen. Es ist absolut köstlich. Du hast Glück, dass wir dir noch eine Keule aufgehoben haben!«
    »Aber warum esst ihr hier draußen mit ...« Er runzelte die Stirn und starrte die Männer finster an, als sei irgendetwas daran nicht richtig, dass diese mit Victoria und ihrer Familie zusammensaßen – dabei war es im Grunde eher umgekehrt.
    »Nugget hat für uns gekocht, und das Essen war wundervoll. Wir haben sogar ein paar Flaschen Wein dazu getrunken. Ich finde, wir sollten öfter hier draußen essen. Komm, setz dich zu uns und iss!«, forderte Victoria Tadd auf.
    »Nein, danke«, stieß dieser verärgert hervor und ging ohne ein weiteres Wort zu seinem Cottage hinüber.
    Tara sah zu

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