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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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die herrlichen Gänseeier hatte Sanja seine Vorliebe für die Bäckerei entdeckt, doch leider enthielten seine Küchlein viel zu viel Ingwergewürz.
    »Es tut mir Leid, dass Jack so viel Unfug stiftet, Tante Victoria. Ich hatte gehofft, er würde mit der Zeit ruhiger werden, aber wenn Ethan fort ist und er nicht zu den Kamelen darf, wird er eher noch rebellischer.«
    Victoria lächelte. »Er ist eben ein typischer Junge. Dein Vater war in seinem Alter auch kein Engel. Ich weiß noch, dass er mich mal an einem Baum fesselte, in dessen Krone ein Wespennest war. Mein Vater hat mich gerettet und ist dabei mehrmals gestochen worden. Ich dachte, er würde Ninian umbringen! Der musste sich zwei Tage lang im Stall verstecken, bis Vater sich wieder beruhigt hatte.« Sie lachte. »Und ein anderes Mal nahm er eine von Vaters teuersten Havannas und hat sie geraucht. Ihm war so übel, dass er regelrecht grün anlief. Meine Mutter hatte nicht das Herz, es Vater zu sagen. Sie fand, er sei schon gestraft genug.«
    Tara war sich nicht ganz sicher, ob es sich bei Jacks Eskapaden wirklich nur um dumme Jungenstreiche handelte. Sie hatte eher den Eindruck, dass er absichtlich versuchte, sie zu reizen, als wolle er ihre Bereitschaft auf die Probe stellen, seine neue Mutter zu werden.Mit einem Vergrößerungsglas schaute Victoria die Anzeigen in der Outback-Gazette durch, der in Alice Springs erscheinenden Zeitung. Die Ausgabe war schon mehr als eine Woche alt.
    »Irgendetwas Interessantes?«, erkundigte sich Tara.
    »Ja, in der Tat. Hier ist etwas, das ich dir zeigen möchte. Ich bin nicht sicher, ob ich richtig gelesen habe. Es scheint fast zu schön, um wahr zu sein!«
    »Um was geht es denn?«
    »Lies selbst, Liebes, und sag mir, was du darüber denkst!«
    Tara nahm die Zeitung und las die Anzeige, in der Unterbringungsmöglichkeiten für Waisen und Pflegekinder gesucht wurden. Es hieß, die Regierung stelle ein Programm auf, nach dem eine Summe von zwei Pfund pro Kind und Woche an Pflegeeltern in einem passenden Heim gezahlt würden. In einem Artikel neben der Anzeige stand, die von der Regierung geführten Heime seien überfüllt, da viele bedürftige Familien gezwungen gewesen seien, ihre Kinder in deren Obhut zu geben. Die Arbeitssuche zwinge die Eltern, fortzugehen, manchmal sogar in verschiedene Richtungen.
    »Himmel«, stieß Tara hervor und blickte ihre Tante überrascht an, »sie bezahlen sehr gut!«
    »Genau das dachte ich auch gerade!«
    Tara spürte die Aufregung ihrer Tante. »Überlegst du ernsthaft, diese Kinder aufzunehmen?«
    »Ich habe daran gedacht, ja. Wir haben so viel Platz – es würde für mindestens zwölf Kinder reichen!«
    »Das wären vierundzwanzig Pfund pro Woche«, meinte Tara, die nun ebenfalls Feuer gefangen hatte. »So viel Geld würde viele unserer Probleme lösen!«
    »Das würde es wirklich, zumindest, bis wir etwas von William Crombie hören – aber es bedeutet auch eine Menge Arbeit, sich um so viele Kinder zu kümmern!«
    Tara dachte darüber nach. »Da steht, die Pflegefamilien im ländlichen Raum müssen für Schulunterricht, Essen und Unterbringung sorgen.«
    Victoria lächelte. »Reverend Guthrie von der presbyterianischen Mission in Beltana würde die Kinder sicher mit Unterrichtsstoff versorgen. Das müsste den Regierungsbeamten eigentlich reichen!«
    »Und die Kinder könnten alle kleine Aufgaben übernehmen. Wir haben einen Koch – das heißt, wenn du ihn dazu bringen kannst, etwas anderes zuzubereiten als Currygerichte: Theoretisch hätten wir also beste Voraussetzungen!«
    »Meinst du wirklich, Tara?«
    »Ja, Tante Victoria, das tue ich.« Tara überflog den Rest des Artikels auf der gegenüberliegenden Seite und runzelte die Stirn. »Hier steht, infrage kommende Häuser müssen inspiziert und für sauber und ungezieferfrei befunden werden.« Sie blickte auf. »Hat Nerida nicht etwas von einer Mäuseplage erzählt, die wir hier haben? Ich habe selbst einiges entdeckt, das dafür spricht.«
    »Wir haben das einigermaßen unter Kontrolle – aber hier auf dem Land gibt es immer Probleme mit Mäusen!«
    Wie auf das Stichwort hin schnappte in diesem Moment eine Mausefalle hinter dem Sideboard zu, und Victoria lachte herzlich. »Tom hat nie etwas für Katzen übrig gehabt, aber ich denke, wir sollten uns ein paar davon anschaffen!«
    Tara wandte sich wieder dem Artikel zu. »Hier steht auch, dass die persönlichen Lebensläufe der Bewerber geprüft werden.«
    »Ich weiß, aber wir haben

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