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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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musste herzlich lachen.
    Als die Männer fort waren, um sich zu waschen, ging Ethan zu Tara hinüber. Sie erzählte ihm von Jackie Kantji und davon, was er über die Aborigines gesagt hatte, die an Skorbut starben. Der Gedanke daran hatte sie die ganze Zeit über nicht losgelassen.
    »Das war wirklich eine schlimme Sache«, erwiderte Ethan. »Aber inzwischen geben die Missionare ihnen Vollkornmehl und Orangen, wenn sie sie bekommen können, und seitdem hat sich die Lage sehr gebessert.«
    Tara war sehr erleichtert.
    »Ich habe gehört, dass Sie Victoria gedrängt haben, etwas wegen ihrer Augen zu unternehmen.«
    »Das stimmt. Ich mag gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn Sie den Eber nicht erschossen hätten. Ich habe es vom Balkon aus kommen sehen und war vor Schreck wie gelähmt. Wir können einfach nicht riskieren, dass so etwas noch einmal passiert.«
    »Es gibt neuerdings in Alice Springs einen niedergelassenen Arzt, aber in der Stadt könnte sie verschiedene Spezialisten konsultieren. Nur hat sie sich bisher immer geweigert, dorthin zu fahren. Von Zeit zu Zeit kommen auch ein Arzt und die Bezirkskrankenschwester, aber bis sie das nächste Mal in Wombat Creek sind, dauert es noch mehr als einen ganzen Monat.«
    »So lange können wir nicht warten. Ich habe darüber nachgedacht: Sie würde sicher lieber nach Alice Springs fahren als in die Großstadt. Ich habe eine Freundin in Alice, Sorrel Windspear – wir sind zusammen hergereist. Ich werde ihr ein Telegramm schicken und fragen, ob sie sich ein paar Tage lang um Tante Victoria kümmern kann. Ich bin sicher, dass sie das tun wird.«
    »Ich reite morgen nach Wombat Creek«, sagte Tadd Sweeney in diesem Moment hinter ihr. »Sagten Sie gerade, dass Sie ein Telegramm abschicken wollen?«
    Tara fuhr herum. »Ja, Tadd.«
    »Dann erledige ich das für Sie, Mädchen. Victoria hat mir gerade erzählt, was passiert ist. Gott sei Dank waren Sie hier, Ethan. Ihr Eingreifen hat eine Tragödie verhindert!« Damit wandte er sich ab und ging zu seinem Cottage hinüber.
    »Jetzt gibt es nur noch ein Problem zu lösen«, meinte Tara.
    »Und das wäre?«
    »Wenn meine Tante wirklich eine Brille braucht, müssen wir von irgendwoher das Geld dafür auftreiben.«
    Ethan senkte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen!«
    »Das ist nicht Ihr Problem, Ethan. Außerdem hat Sadie Jenkins meiner Tante gerade erzählt, dass Sie der Mission eine großzügige Spende haben zukommen lassen. Meine Tante behauptet, die Mission würde ohne Sie gar nicht mehr existieren.«
    Ethan schüttelte abwehrend den Kopf. »Unsinn«, meinte er, um dann hinzuzufügen: »Wir haben in Wombat Creek einmal im Jahr eine Wohltätigkeitsveranstaltung, um Geld für den Ort oder irgendein anderes Projekt zu sammeln, das gerade aktuell ist. Das Geld ist bisher für alle möglichen nützlichen Dinge verwendet worden – einen Fonds für Schäden durch Buschfeuer, oder ... auch wenn es unglaublich klingt, als Rücklage für Verwüstungen, die durch Überflutungen verursacht wurden. Einmal hat man damit die Behandlung eines kranken Kindes in der Stadt finanziert, ein anderes Mal war es ein Rollstuhl für den Sohn eines Viehtreibers, der von einem Stier niedergetrampelt worden war. Ich sehe keinen Grund, warum es nicht dieses Mal für Victorias Brille verwendet werden könnte. Es müsste möglich sein, den Bazar bald durchzuführen, wenn wir jetzt mit der Organisation beginnen.«
    »Ist das Ihr Ernst, Ethan? Das wäre wirklich großartig!«
    »Ich muss natürlich noch mit den Leuten in Wombat Creek sprechen und werde Ihnen dann berichten, wie die Entscheidung ausgefallen ist. Aber auch da sehe ich kein Problem. Für dieses Jahr gab es noch keinen bestimmten Verwendungszweck. Ich würde nur vorschlagen, dass wir Victoria erst im allerletzten Moment sagen, wofür das Geld dieses Mal eingesetzt werden soll.«
    »Sie haben völlig Recht. Meine Tante ist eine sehr stolze Frau und würde es sonst wahrscheinlich ablehnen.« Tara wirkte plötzlich sehr nachdenklich, und Ethan bemerkte ihren Stimmungswechsel sofort. Sie dachte darüber nach, dass er immer genau dann zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde. Er war für Jack da und hatte heute wie schon viele Male zuvor ihrer Tante zur Seite gestanden. Außerdem war er das Bindeglied zwischen denFarmen und den umliegenden Städten. Trotz seines fast nomadisch scheinenden Lebensstils konnte man sich ganz offensichtlich auf ihn verlassen, etwas, das sie nie für

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