Der Ruf des Abendvogels Roman
Inhalt des Schreibens nicht sehr überraschte.
»Kommst du jetzt mit auf einen Drink?«, fragte er Tadd, nachdem das Geschäftliche geregelt war.
»Ja, klar. Ich komme gleich nach, muss nur noch nach ... einem meiner Pferde sehen – vielleicht ist ein Hufeisen locker, mir schien, als ob es etwas lahmt.«
»Gut, aber bleib nicht zu lange – ich sage Ferris, er soll dir einen eisgekühlten Drink aufgießen.« Percy ging zurück ins Hotel, während Tadd außen darum herumging, das Telegramm aufriss und dessen Inhalt durchlas.
Dieser lautete:AN DIE VERWANDTEN VON MRS. TARA FLYNN STOP ICH SUCHE NACH MEINER SCHWESTER MAUREEN O’SULLIVAN UND IHREN KINDERN JACK UND HANNAH STOP ICH GLAUBE, SIE HAT AUF DEM SCHIFF EINE KABINE MIT MRS. TARA FLYNN GETEILT STOP WENN SIE MIR IRGENDETWAS ÜBER MEINE SCHWESTER SAGEN KÖNNTEN, WÄRE ICH IHNEN DANKBAR STOP
IHRE MRS. MOYNA CONWAY
Als Adresse der Absenderin wurde eine Straße in Londonderry, Nordirland, angegeben.
Tadd war verwirrt. Vorhin hatte er Tara sagen hören, sie sei nicht der gesetzliche Vormund der Kinder, und im Telegramm stand, dass Maureen O’Sullivan Jacks und Hannahs Mutter war. Doch wo, fragte er sich, mochte Maureen O’Sullivan sein? Ihm fiel ein, dass Tara mit offensichtlicher Trauer vom Tod ihres Mannes erzählt hatte. Konnte das alles nur gespielt gewesen sein? Wenn das so war, dann war Tara eine Lügnerin und Victoria musste vor ihr gewarnt werden. Er konnte aus all dem nur den Schluss ziehen, dass Maureen beim Untergang des Schiffes umgekommen war und dass Tara die Kinder zu sich genommen hatte. Aber das war doch mit Sicherheit illegal! Tadd fragte sich, warum sie so etwas getan haben sollte und wie sie es geschafft haben mochte. Und, was ihm noch wichtiger erschien, aus welchem Grund war sie nach Tambora gekommen? Immerhin hatte sie Victoria seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Eines war jedenfalls klar: Er würde nicht zulassen, dass sie seine Pläne zunichte machte!
Lottie beobachtete Tadd durch das vordere Fenster ihres Hauses. Er hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, als er an der Rückseite des Hotels umherschlich, als habe er etwas zu verbergen. Als sie ihn etwas aufreißen sah, das einem Brief ähnelte, wurde sie erst recht neugierig. Es schien ihr unwahrscheinlich, dass das, was er geradelas, für ihn bestimmt war. Er hätte es dann gewiss nicht dort geöffnet, wo ihn niemand sehen konnte. Da er sie jedoch bestimmt aufsuchen würde, nachdem er einige Drinks gehabt hatte, war sie zuversichtlich, irgendwie herauszufinden, was vor sich ging.
Tadd warf einen kurzen Blick ins Hotel, um sicher zu sein, dass Percy noch dort war, dann ging er in den Laden und schickte ein Antworttelegramm an Moyna Conway ab. Er wusste, wie man den Telegrafen bediente, denn er hatte im Laden gearbeitet, bevor Tom Milburn die Farm gekauft hatte.
In dem Telegramm drängte er Moyna, nach Tambora zu kommen und die Herausgabe der Kinder zu fordern, die sich unter der Obhut einer Frau namens Tara Flynn befanden. Er gab an, nichts über den Aufenthaltsort von Maureen O’Sullivan zu wissen, schrieb aber, die Kinder seien unglücklich in ihrer momentanen Situation. Dann unterschrieb er das Telegramm als Reverend Jim Malally von der Hermannsburger Mission und fügte erklärend hinzu, er baue eine Missionsstation in einem abgelegenen Teil des Landes auf und sei deshalb wahrscheinlich die nächsten zwei Jahre nicht erreichbar. Er beendete das Telegramm, indem er ihr Erfolg bei ihrem Unternehmen wünschte, ihre Lieben zu finden.
20
W ährend die Männer an dem Zaun um den Gemüsegarten arbeiteten, briet ihnen Tara im Arbeiterhaus Gänseeier. Um sicherzustellen, dass das Frühstück kein komplettes Desaster wurde, hatte sie Nerida gebeten, das Feuer im Herd zu schüren und Damper-Brot zu backen.
Der Zaun wuchs schon kräftig in die Höhe, als Tara das Frühstück servierte: Zwei zu weiche, noch etwas flüssige Eier und vier leicht angebrannte. Zum Glück waren die Männer sehr hungrig, und Neridas Damper wurde ein voller Erfolg. Nugget hatte den Draht bis etwa dreißig Zentimeter tief unter die Erde gelegt, um die Kaninchen und Wombats davon abzuhalten, sich darunter durchzugraben. Danach hatte er das Geflecht befestigt und darüber noch einmal im Abstand von ebenfalls dreißig Zentimetern einzelne Drahtfäden darüber gespannt, bis eine Höhe von zweieinhalb Metern erreicht war. Damit wollte er verhindern, dass Kängurus in den Garten sprangen. Die hölzernen Pfosten und Bretter
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