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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Worte ihrer Tante dachte: Wie erleichtert sie sei, keine Schulden bei der Bank zu haben und nicht fürchten zu müssen, dass diese ihr Tambora fortnahm. Tara hatte den sicheren Eindruck gewonnen, dass Tom und Victoria niemals gezwungen gewesen waren, etwas von der Bank zu leihen, nicht einmal in schwierigen Zeiten. Wie kam es dann, dass Victoria der Bank einen so hohen Betrag schuldete? Sie musste irgendwann ein Darlehen beantragt haben, es sei denn, Tadd hätte ihre Unterschrift gefälscht ... Tara schloss die Augen. Sie konnte nicht glauben, dass er wirklich so weit gehen würde.
    Ihre Wut wich blankem Entsetzen, als sie die Briefe einen nach dem anderen öffnete. Einige davon waren Zahlungsaufforderungen, andere enthielten Androhungen von Zwangsmaßnahmen, falls die Zinsen nicht bis zu einem bestimmten Termin gezahlt würden. Es schien, als erhöhten sich Zinsen und Schuldenbetrag von Brief zu Brief, und da einige der Brief bereits drei Jahre alt waren, wagte Tara gar nicht daran zu denken, wie hoch der Berg mittlerweile sein mochte. Der letzte enthielt eine Drohung der Bank, bei Nichtrückzahlung des Darlehens bis Weihnachten den Betrag zwangszuvollstrecken. Danach blieben ihnen nur noch ein paar Wochen, um mehrere tausend Pfund aufzubringen.
    Tara nahm den Brief an sich, denn sie hatte beschlossen, selbst bei der Bank vorzusprechen. Alles andere legte sie wieder dahin zurück, wo sie es hergenommen hatte. Sie war ungeheuer wütend auf Tadd und zutiefst enttäuscht, dass ihre Tante so gut wie keine Aussicht hatte, Tambora zu behalten. Wie sollte sie ihr das beibringen? Es würde zudem Victorias Bild von Tadd als gutem Freund und loyalem Angestellten vollkommen erschüttern. Erhatte sie furchtbar hintergangen, doch selbst diese Erkenntnis war noch gar nichts gegen den Schmerz, den Victoria empfinden würde, wenn sie ihr geliebtes Tambora verlor.
    Tara kämpfte mit Tränen der Wut und der Verzweiflung, als sie das Verwalterhäuschen verließ, und überlegte so angestrengt, wie sie die schreckliche Wahrheit erst einmal vor ihrer Tante verheimlichen sollte, dass sie beinahe zwischen die Hufe eines Pferdes geraten wäre. Der Reiter war Jack, und er hatte Hannah vor sich in den Sattel gesetzt.
    »Wo wollt ihr denn hin?«, stieß Tara erschrocken hervor und beschattete ihre Augen mit der Hand vor dem gleißenden Licht, als sie zu den beiden emporblickte.
    »Wir reiten nur ein bisschen herum«, gab Jack mit finsterer Miene zurück.
    Tara war nicht in der Stimmung, ihm seine unbegründete Aufsässigkeit durchgehen zu lassen. »Reitet nicht zu weit vom Haus weg – ich möchte nicht, dass ihr euch verirrt«, sagte sie streng. »Und pass gut auf Hannah auf!«
    »Ich verirre mich nicht«, erwiderte Jack trotzig. »Ich bin kein Baby mehr!«
    »Hier draußen kann jeder verloren gehen – denk nur nicht, du wüsstest über alles Bescheid! Und stell bitte nichts Neues mehr an – wir wissen, dass du heute Morgen Zac freigelassen hast, und meine Tante und ich haben im Moment schon genug Sorgen, ohne darüber nachzudenken, was du wohl als Nächstes aushecken wirst!«
    Jack schob trotzig die Unterlippe vor. »Es war grausam, Zac mit dieser Kette anzubinden! Vögel sollten fliegen können!«
    Tief in ihrem Innern wusste Tara, dass er Recht hatte. Ihr Kummer und ihre Wut hinderten sie jedoch daran, ihm zuzustimmen. »Was immer du darüber denkst, es war nicht deine Sache. Meine Tante hat Zac schon, seit er ein Küken war. Hast du einmal daran gedacht, dass er draußen vielleicht sterben könnte, weil er nicht gelernt hat, sich selbst etwas zu fressen und Wasser zu suchen?«Tara hatte nicht vorgehabt, ihren Ärger und ihre Enttäuschung an Jack auszulassen, doch sie konnte nicht anders. Ihr fiel kaum auf, wie besorgt er auf einmal bei der Vorstellung wurde, Zac vielleicht eher geschadet als genützt zu haben. Doch von seinem Standpunkt aus war alles Taras Schuld. Er starrte sie feindselig an. »Ich weiß überhaupt nicht, warum du uns hierher gebracht hast – du willst uns doch gar nicht bei dir haben!«, stieß er hervor.
    Obwohl sehr verwundert über seine Bemerkung, war Tara in ihrem augenblicklichen Seelenzustand nicht fähig, schnell darauf zu reagieren. »Das ist doch gar nicht wahr«, murmelte sie, als sie sich wieder gefasst hatte, doch Jack war schon davongaloppiert.
    Tara stolperte auf die Veranda zu, an Nerida vorüber, die noch immer am Waschtrog stand, und brach in Tränen aus.
    Nugget beobachtete vom Garten her, wie sie

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