Der Ruf des Abendvogels Roman
meint, dass sie es wahrscheinlich nicht tun, aber Nugget scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein!«
»Ich würde eher Nugget glauben«, meinte Ethan.
Tara runzelte die Stirn. »Um ehrlich zu sein, ich habe ihm auch geglaubt, aber ich habe gleichzeitig auf ein Wunder gehofft. Als die Zeit verging und sie immer noch nicht zu sehen waren, dachte ich, sie hätten vielleicht ihre Richtung geändert.«
Ethan lächelte. »Sie müssen sich klar machen, dass so eineHeuschreckenplage sich über Hunderte von Meilen erstreckt, Tara. Es sind buchstäblich Millionen von ihnen. Wenn sie über einen Landstrich herfallen, lassen sie nicht das kleinste bisschen Vegetation übrig. Landwirte haben schon versucht, sie mit Gift zu besprühen oder sie zu verbrennen, aber nichts kann sie aufhalten.«
»Dann waren all meine Anstrengungen doch umsonst«, meinte Tara mutlos.
»Vielleicht auch nicht«, erwiderte Ethan. »Ich wollte gerade vorschlagen, dass Sie die Pflanzen einfach zudecken, wenn die Heuschrecken auftauchen.«
»Zudecken? Aber womit denn? Wir besitzen nichts, das groß genug wäre, um den ganzen Garten damit zu bedecken, es sei denn, ich reiße die Vorhänge im Haus herunter – aber ich glaube nicht, dass Tante Victoria damit einverstanden wäre.«
»Ich habe noch ein paar Zeltplanen oben bei der Hütte, die ich benutze, wenn ich im Regen Luzernballen Richtung Norden transportieren muss. Ich bringe sie morgen früh herüber. Es kann zwar trotzdem passieren, dass sie ein paar Pflanzen verlieren, aber einen Versuch ist es sicher wert!«
»Danke, Ethan – Sie sind uns eine große Hilfe!« Tara fühlte, wie sie unter dem Blick seiner dunklen Augen errötete, und wandte sich kurz ab. Dann fragte sie: »Ach, übrigens, wie geht es eigentlich mit den Plänen für das Wohltätigkeitsfest voran?« Egal was geschehen würde, Tara wollte, dass ihre Tante unter allen Umständen eine Brille bekam.
»Sehr gut – das Planungskomitee, das aus Ferris, Percy, Rex und mir besteht, hat beschlossen, den Termin vorzuverlegen. Es findet Samstag in einer Woche statt.«
Tara strahlte, doch ihr Lächeln erlosch sehr schnell wieder, wie Ethan bemerkte. »Das ist wunderbar – aber Sie haben sicher viel zusätzliche Arbeit mit der Organisation gehabt!«
»Die meisten sind über Funk, per Post oder mündlich informiert worden. Rex nimmt die Anmeldungen entgegen. Er sagt,für die Pferde- und Kamelrennen haben sich sogar Teilnehmer aus Coober Peedy und Alice Springs gemeldet!«
»Ich habe meine Tante einmal den Namen ›Coober Peedy‹ erwähnen hören – es ist eine Bergbaustadt, nicht wahr?«
Er nickte.
»Gold?«
»Nein, Opale. Coober Peedy sieht aus wie der größte Kaninchenbau der Welt, überall Löcher – aber in Wirklichkeit ist es die größte Opalmine überhaupt. Dummerweise herrscht dort eine solche Hitze, dass ein Großteil der Bevölkerung in Höhlen unter der Erde wohnt.«
Tara war plötzlich hellwach. »Wie sehen Opale eigentlich aus?«
»Es sind farbige Edelsteine. Die häufigste Kombination ist blau-grün, manchmal mit kleinen, andersfarbigen Flecken, aber ein guter weißer Opal ist ein Vermögen wert.«
Tara starrte ihn überrascht an. Jetzt wusste sie, wie die Steine hießen, die sie in Tadds Cottage gefunden hatte – Opale. Und einige davon waren sehr hell gewesen. Doch woher stammten sie?
»Hat Tadd irgendwann einmal in einer Opalmine gearbeitet?«, fragte sie angelegentlich.
»Nicht, dass ich wüsste. Warum fragen Sie?«
»Ich dachte ... ich hätte gehört, wie er Jack davon erzählte.«
»Soweit ich weiß hat er die meiste Zeit über auf Farmen gearbeitet. Aber ich meine, er hätte einmal erwähnt, dass er Freunde in Coober Peedy hat.« Ethan musterte sie forschend und runzelte die Stirn. »Gibt es noch etwas anderes als die schlechten Augen Ihrer Tante, was Sie bedrückt, Tara?«
»Warum fragen Sie?«
»Sie kamen mir in den letzten Tagen sehr ... angespannt vor.«
Tara nickte zögernd. »Ja, da ist etwas, Ethan. Ich möchte gern noch ein paar Tage darüber nachdenken, aber bald bin ich so weit, dass ich es gern mit jemandem besprechen würde – und da dachte ich an Sie.«
»Können Sie mit Victoria nicht darüber sprechen?«
»Nein!«, gab Tara entschieden zurück.
»Geht es dabei um Jack oder Hannah?«, fragte Ethan weiter.
»Nein.«
Er war neugierig, aber um seinen Mund herum erschien auch wieder der leicht amüsierte Zug und um seine Augen herum bildeten sich Lachfältchen. »Ich bin ein
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