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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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benommen, von einer seltsamen Traurigkeit erfüllt.
    »Was ist los?«, flüsterte sie und öffnete die Augen, das Smaragdgrün noch ein wenig trüb vor Verlangen. Dass er eine so heftige Reaktion in ihr auszulösen vermochte, erschreckte sie fast, denn sie hatte sich in dieser Hinsicht vorher nicht im Mindesten von ihm angezogen gefühlt.
    Ethan wirkte hin- und hergerissen zwischen Vernunft und Verlangen. »Ich ... ich dachte, ich hätte das Geräusch eines Automobils gehört, aber ich muss es mir wohl ... eingebildet haben.« Der Regen prasselte jetzt so heftig vom Himmel, dass er jedes andere Geräusch zu verschlucken schien. Ethan konnte nur den raschen Schlag seines Herzens in seinen Ohren pulsieren hören.
    Wäre er nicht so atemlos gewesen, Tara hätte vielleicht geglaubt, sie hätte sich sein Verlangen nach ihr nur eingebildet. Sieahnte nicht, wie verzweifelt er sich bemühte, seine Gefühle zu unterdrücken – und dass er es fast nicht vermochte. Als er sie losließ, bemerkte sie, dass seine Hände zitterten.
    »Es tut mir sehr Leid, Tara – ich sollte die Situation nicht ausnutzen, jetzt, wo du so verletzlich bist!«
    »Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, Ethan«, gab sie zurück und trat einen Schritt auf ihn zu. »Ich denke, wir sind beide überrascht und ... erschrocken über das, was gerade passiert ist. Ich ... hätte nie gedacht, dass ich so ... fühlen könnte.« Wieder fand ihr Blick seinen Mund, er starrte auf den ihren, und sie näherten sich einander, beide vom anderen wie magisch angezogen ...
    »Tara ... Bist du das?«
    Vollkommen verblüfft wandte sich Tara um und sah einen Mann und eine Frau. Sie standen beiden nur ein paar Meter entfernt unter einem großen Tuch, das als Regenschutz nur sehr bedingt geeignet war. Hinter ihnen war ein Automobil geparkt, in dem Ethan Rex Crawleys Wagen erkannte. Doch der Regen auf der Windschutzscheibe hinderte ihn daran, den Mann hinter dem Steuer zu erkennen. Tara verschränkte verlegen die Arme vor der Brust und wischte sich das Regenwasser aus dem Gesicht, unfähig zu begreifen, was sie sah.
    Riordan Magee starrte sie mit offenem Mund an, als hielte er sie für einen Geist. Und neben Riordan stand ihre Mutter, Elsa, die offensichtlich über den Anblick ihrer unmittelbaren Umgebung entsetzt schien. Sie wirkte sehr viel älter und zerbrechlicher, als Tara sie in Erinnerung hatte. Elsa war blass vor Schreck und verstand die Heuschrecken und den sturzbachartigen Regen anscheinend als Angriff gegen ihre Person.
    Ethan fragte sich, wer die Besucher sein mochten, besonders weil Tara erschrocken wirkte, als sie sie erkannte. Nach einem resignierten Blick in ihre Richtung nahm er ein Bettlaken von einem der Zaunpfosten und hängte es ihr über die Schultern.
    »Was ... was willst du hier?«, fragte Tara ihre Mutter befremdet und starrte dann ungläubig auf Riordan.
    Elsa vernahm die Feindseligkeit in ihrem Ton. »Ich musste kommen«, erwiderte sie, während ihr Blick zwischen ihrer Tochter und Ethan hin und her ging, den sie mit offensichtlicher Abneigung musterte. »Was machst du dort im Schlamm, Tara?«
    Tara erkannte den vertrauten vorwurfsvollen Ton und freute sich auf geradezu schadenfrohe Art darüber. All ihre Frustration entlud sich in ihren nächsten Worten. »Du musstest also kommen? Warum um Himmels willen?«
    Elsa wollte nicht laut herausschreien, dass sie Witwe und allein war und ihr Heim verloren hatte und antwortete lediglich: »Weil du meine Tochter bist und ich dich liebe.« Plötzlich stieß sie doch einen lauten Schrei aus, als eine Heuschrecke auf ihrem Rock landete. Angewidert wischte sie das Tier fort.
    »Wie scheinheilig, Mutter! Du liebst deinen guten Ruf viel mehr, als du mich jemals geliebt hast.«
    Elsa erschrak. Sie war entsetzt darüber, wie feindselig Tara sich ihr gegenüber immer noch verhielt, inzwischen waren immerhin zwölf Jahre vergangen.
    Jetzt ergriff Riordan zum ersten Mal das Wort. »Bitte, Tara, lassen Sie Ihre Mutter erklären!«
    Verwundert registrierte Tara sein fast bescheidenes Auftreten. Er war ein ganz anderer Mann als der, der sie bei ihrem letzten Zusammentreffen so sehr von oben herab behandelt hatte.
    »Es dürfte mich nicht überraschen, dass ihr beide euch zusammengetan habt«, meinte sie kalt. »Ihr seid euch in so vielen Dingen ähnlich! Ich dachte, ich hätte deutlich genug zum Ausdruck gebracht, dass ich keinen von euch jemals wiedersehen wollte!«
    Ethan hörte mit unverhohlener Neugier zu. Er

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