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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Hausmädchen, das sich auch um Tante Victoria kümmert, scheint auf Wanderschaft gegangen zu sein, und der Koch ... hat im Haus das Sagen.«
    »Du meinst sicher in der Küche?«
    »Nein. Ich meine das Haus. Er kocht, was er will, wann er will und wie er will, und es läuft immer auf dasselbe hinaus: Curry!«
    Elsa rümpfte die Nase. »Curry?!«
    »Tante Victoria wagt nicht, sich mit ihm anzulegen, weil sie panische Angst hat, dass er seine Sachen packt und das Haus verlässt.«
    »Wer hat je davon gehört, dass ein Koch tut, was er will?«
    »Ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber er hat mich praktisch aus ›seiner‹ Küche hinausgeworfen.«
    Elsa starrte sie mit großen Augen an. Sie hatte nie etwas dergleichen gehört.
    Tara ließ sich auf einen Stuhl sinken und seufzte tief auf. »Mutter, selbst wenn ich naiv genug wäre zu glauben, wir könnten hiereine Weile zusammenleben, sind da noch ganz andere Gründe, die dagegensprechen, dass du bleibst.«
    »Was für Gründe, Tara? Hier gibt es offensichtlich genug Platz; dieses Haus ist wirklich riesig.« Elsa ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und bemerkte die Spinnweben und den Staub. Das Haus bedurfte ganz sicher einer gründlichen Reinigung, aber wenn es ordentlich geführt wurde, konnte Tambora ein richtiges Schmuckstück sein – obwohl nicht ganz klar war, für welche Besucher. Elsa überlegte kurz, ob es wohl einen Ballsaal gab ...
    »Ich spreche von unserer finanziellen Situation, die ziemlich ernst ist, um es vorsichtig auszudrücken.«
    »Die Depression hat das Leben für alle sehr schwierig gemacht, Liebes.«
    »Unsere Probleme gehen weit über das hinaus, was die Depression anrichten könnte.«
    »Willst du mir etwa mitteilen, Victoria sei in finanziellen Schwierigkeiten? Riordan sagte mir, sie habe einen wohlhabenden Mann geheiratet.«
    Tara nickte. »Tom war ein vermögender Mann, aber er ist vor ein paar Jahren gestorben, und die Dürre hat verheerende Auswirkungen gehabt. Wie die Dinge liegen, treiben wir Tauschhandel, um genug zu essen zu haben, und die paar Schafe, die wir noch besitzen, sterben langsam an Hunger und Durst. Jetzt werden sie zumindest Wasser haben, aber es gibt nicht mehr viel Futter hier in der Gegend. Doch das ist noch nicht das Schlimmste. Ich habe kürzlich herausgefunden, dass der Farmverwalter das Land mit hohen Geldsummen beliehen hat, und Victoria weiß offensichtlich nichts davon.«
    Elsa wurde blass und tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Er hat die Farm in so hohe Schulden gestürzt, dass wir wahrscheinlich zu Weihnachten kein Zuhause mehr haben werden. Du siehst also, Mutter, es wird besser sein, wenn du wieder abreist.«
    Elsa kam ein Gedanke: »Tara, ich habe ein bisschen Geld ...«
    »Nein, Mutter.« Tara stand auf und begann, im Raum auf und ab zu gehen.
    »Tara, bitte, hör mir doch wenigstens zu! Ich musste nach dem Tod deines Vaters den Familiensitz und alle seine Antiquitäten und Kunstgegenstände verkaufen. Dafür habe ich zwar nicht den vollen Wert bekommen, und mit einem Teil des Geldes musste ich Schulden zurückzahlen, aber was noch da ist, gehört dir!«
    So viel Großzügigkeit sah ihr sonst gar nicht ähnlich. Aber Tara wurde bewusst, dass sie Elsa schlecht hinauswerfen konnte, sobald diese völlig mittellos war. Außerdem war die Farm so hoch verschuldet, dass ein kleinerer Geldbetrag sie ohnehin nur ein paar Tage länger über Wasser halten würde.
    »Wenn ich euch etwas Zeit erkaufen kann, Tara, lass es mich bitte tun!«
    »Würde das dein Gewissen beruhigen, Mutter?«
    Elsa verzog das Gesicht. »Ich bitte dich doch nur darum, ein wenig Zeit mit dir, Victoria und den Kindern verbringen zu dürfen. Danach, nun, danach fahre ich eben wieder nach Hause. Ich möchte euch wirklich keine Last sein!«
    Tara seufzte, unsicher geworden.
    »Würden vierhundert Pfund euch nicht helfen?«
    Tara stieß überrascht den Atem aus. So viel Geld würde tatsächlich eine große Hilfe sein. Zwar war es nicht genug, um die eigentlichen Schulden zurückzuzahlen, doch es konnte die Bank für mehrere Monate zufrieden stellen – und sie konnte einen solchen Aufschub gut gebrauchen, auch wenn er das Unvermeidliche vielleicht nur hinauszögerte: Victoria das Herz brechen zu müssen.
    Tara wusste, dass Nugget und die Jungen in den nächsten paar Wochen Hilfe brauchen würden, um die Schafe zusammenzutreiben, damit sie geschoren werden konnten, und dass ihre Tante damit überfordert

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