Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
von mir gemalt hast, an die Galerie Harcourt verkauft. Sie haben mir einen sehr guten Preis bezahlt, sodass ich jetzt genügend Geld besitze, um ein kleines Cottage am Meer zu kaufen!«
    Garvies Augen wurden groß vor Staunen, und der Wärter horchte sichtlich auf.
    »Ich kann mir zwar nur ein kleines Häuschen leisten. Es wird auch sicherlich vieles repariert werden müssen, aber das macht nichts, solange ich genug Geld habe, um durchzuhalten, bis ich Arbeit gefunden habe.« Sie hätte beinahe gesagt, ›bis zu deiner Entlassung‹, doch sie wusste, dass Garvie niemals sesshaft werden würde.
    Der Wächter grinste hämisch, und Garvie warf ihm einen finsteren Blick zu. Tara verstand nicht, was das zu bedeuten hatte.
    »Ich freue mich wirklich darauf, etwas mehr Platz zum Leben zu haben und alles gemütlich einzurichten.« Sie sah, dass Garvie traurig wurde. Vermutlich glaubte er, dass sie sich auf ein Leben ohne ihn vorbereite. Sie hätte ihm so gern etwas gegeben, auf das er sich freuen könnte. Dennoch wollte sie ihm auch keine falschen Hoffnungen auf ein gemeinsames Leben machen. Sie war über ihre Beziehung zu ihm hinausgewachsen, obwohl es sie traurig stimmte. Sie hatte oft gedacht, dass er vielleicht ohne den Einfluss der Zigeuner anders wäre. Doch er wollte sein Leben nicht ändern, und sie konnte es nicht für ihn tun.
    Garvie sah sie an, als ergebe nichts von dem, was sie sagte, einen Sinn. Sie nahm an, er mache sich Sorgen um sie.
    »Es wird alles gut, du wirst schon sehen«, versicherte sie ihm und spürte ein starkes Verlangen, ihn zu berühren, ihm Trost zu spenden. »Ich weiß, du hast immer gesagt, du könntest niemals sesshaft werden, und ich verstehe das. Aber du musst auch verstehen, dass ich ein Dach über dem Kopf brauche. Ich kann nicht mit der ständigen Bedrohung leben, dass Jake mir alles nimmt, was ich besitze.«
    Garvie schüttelte den Kopf, und sein Blick verdüsterte sich. Er wusste, dass er ihr nichts als Probleme gebracht hatte.
    »Was ist los, Garvie?« Tara war verwirrt. »Ich habe gründlich über alles nachgedacht. Ich komme schon zurecht. Wenn du nicht ins Lager zurück möchtest, kannst du zu mir kommen. Aber du weißt selber, dass du auf Dauer dort nicht glücklich sein würdest. Wir können nichts daran ändern, wie wir sind ...«
    »Nein, Mädchen – du verstehst nicht«, unterbrach Garvie sie. »Ich kehre nicht ins Lager zurück – und auch nicht zu dir ...«
    Völlig durcheinander fragte Tara: »Was redest du da? Natürlich gehst du ins Lager zurück, Garvie!«
    Als er ihr nicht sogleich zustimmte, frage sich Tara, ob man ihn vielleicht bedrohte. Er hatte sich niemals einem Stärkeren gebeugt, schon gar nicht irgendeiner Amtsperson, und das hatte ihn schon oft in ernste Schwierigkeiten gebracht. Oder, überlegte sie, war er etwa krank? Doch er sah nicht krank aus, höchstens ein bisschen schmal und abgemagert.
    Dann schoss ihr ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf. War es möglich, dass er eine andere gefunden hatte? »Hast du eine andere Frau?« Obwohl sie das überrascht und auch schockiert hätte, stellte sie verwundert fest, dass sie bei dieser Vorstellung gleichzeitig Erleichterung empfand. Wenn er wirklich jemand anderen gefunden hatte, brauchte sie nicht länger quälende Schuldgefühle zu hegen.
    Sein Blick wurde weich, und sie las tiefe Trauer darin. »Für mich wird es niemals eine andere Frau geben, Tara. Ich bin nicht gut genug für dich, und ich werde nie begreifen, womit ich dich verdient habe. Meine Liebe zu dir werde ich mit ins Grab nehmen!«
    Aus Taras Gesicht wich alle Farbe, und sie packte die Tischkante mit beiden Händen. Eine Vision stieg in ihr auf, doch sie zwang sie nieder. »Warum redest du so? Jake hat mir gesagt, du bist zu drei Monaten Gefängnis verurteilt – wegen Wilderei. Stimmt das etwa nicht?«
    Garvie nickte, erleichtert, dass Jake wenigstens sein Wort gehalten hatte. »Wenn das alles wäre ... aber da ist noch mehr, viel mehr.«
    Einige Tage zuvor war er zu dem Schluss gelangt, dass Tara die Wahrheit erfahren musste. Nur so konnte er die Bänder zwischen ihnen zerschneiden und sie dazu bewegen, weiterzuziehen. Es brach ihm fast das Herz bei dem Gedanken, sie zu verletzen und ihr schönes Gesicht nie mehr zu sehen. Sie zu verlieren war schlimmer, als sein Leben zu verlieren. »Ich habe Jake gebeten, dir nichts zu sagen – er musste es mir sogar schwören, Liebes. Ich hatte gehofft, du würdest irgendwann dein Leben weiterleben,

Weitere Kostenlose Bücher