Der Ruf des Abendvogels Roman
ganz normales Gespräch mit ihm zu führen, denn sie musste ständig an seine Umarmung und die starken Gefühle denken, die seine Zärtlichkeit in ihr ausgelöst hatte ...
»Wer ist der Mann, der mit ihr kam?«, fragte Ethan, der offensichtlich durchaus fähig war, an andere Dinge zu denken.
»Riordan Magee. Er ist eigentlich ein uralter Freund meiner Tante.«
»Und deiner auch?«
»Ganz sicher nicht!«, erwiderte Tara scharf.
Ihre Reaktion war eine Spur zu heftig. »Aber du kennst ihn doch – ich dachte, er sei vielleicht ein ... alter Bekannter von dir!« Er bemühte sich um einen unbefangenen Ton, denn er wollte sie nicht merken lassen, dass er eifersüchtig war.
»Wir sind uns zweimal kurz begegnet, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem alten Bekannten!« Tara nahm Hannah auf den Schoß, denn ein paar Heuschrecken flogen durch die offene Tür herein. Jack war völlig versunken in die Beobachtung des Kartenspiels und den ständigen Austausch von Streichhölzern. Ethan war inzwischen in Bezug auf Riordan Magee neugieriger als ihm selber lieb war.
»Wie lange bleibt er hier?«
Tara zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber meinetwegen kann er nicht schnell genug wieder abreisen.«
Etwas leiser meinte Ethan: »Er wirkte heute Morgen sehr irritiert, als er ... dich und mich zusammen sah ...!«
Tara musste lächeln, obwohl sie spürte, wie sie errötete. »Er wirkte nicht annähernd so entsetzt wie meine Mutter!«
Ethan bemerkte, wie sehr es sie freute, dass ihre Mutter ihn anscheinend unpassend fand. Tara spürte seine Verlegenheit. »Wir müssen einen sehr seltsamen Anblick geboten haben dort draußen im Regen, schmutzig und von Heuschrecken umgeben ...« Sie sah ihn an, bemerkte, wie ernst er geworden war. Dass sie sichgeküsst hatten, hatte die Ankömmlinge sicher am meisten gewundert.
»Ich könnte mir vorstellen, dass deine Mutter diesen Riordan Magee für dich sehr viel ... passender fände als ... jemanden wie mich«, stellte er ruhig fest.
Tara seufzte leise. »Meine Mutter und ich waren schon immer verschiedener Meinung darüber, was passend für mich ist. Und sie kann jeden Gedanken an eine Verbindung zwischen mir und Riordan Magee getrost vergessen.«
Ethan forschte eine Weile in ihren Zügen. »Gib es ruhig zu, Tara, im Grunde bist du über das, was zwischen uns geschehen ist, genauso erstaunt wie deine Mutter, nicht wahr?«
Tara errötete noch tiefer, und sie vermochte dem Blick seiner dunklen Augen nicht standzuhalten. »Ich war überrascht, vor allem, weil wir seit unserer ersten Begegnung nicht gerade freundschaftlich miteinander umgegangen sind. Aber dir schien es ebenso zu gehen!«
Er stimmte vorbehaltlos zu. Sie waren so verschieden – aber vielleicht erklärte gerade das die immense Anziehungskraft zwischen ihnen! Er hatte sich jedenfalls noch niemals so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt. »Es war eine sehr aufwühlende Zeit besonders für dich«, meinte er und fügte hinzu, wie um die Sache herunterzuspielen: »Wir haben uns einfach hinreißen lassen.«
Tara fühlte sich durch seine Worte gedemütigt. Anscheinend fühlte er für sie doch nicht dasselbe wie sie für ihn! Deshalb erwiderte sie leise: »Das ist sicher richtig. Wir haben uns von dem Augenblick davontragen lassen. Es wird sicher nicht wieder passieren ...«
»Nein ... natürlich nicht ...!«
»Ich fahre jetzt«, meinte Rex und klopfte Ethan auf die Schulter, der wie Tara hochschreckte. »Diese Schurken haben mich völlig ausgenommen! Wir sehen uns alle am Samstag beim Rennen – ich gehöre zu den Schiedsrichtern, also sieh dich vor, Ethan – mirentgeht nichts! Übrigens bin ich auch bestechlich und nehme besonders gern kaltes Bier an!«
Tara musste lächeln – bei den Rennen schien es sich nicht um eine sehr ernste Angelegenheit zu handeln.
»Pass unterwegs gut auf dich auf«, meinte Ethan, trotz ihrer Rivalität ehrlich besorgt. Er wusste, dass die Kängurus nachts auf der Piste gefährlich werden konnten. Die Scheinwerfer der Autos blendeten und lähmten sie. »Ruf morgen früh über Funk kurz durch, damit wir wissen, dass du heil wieder in die Stadt gekommen bist.«
»Ich würde den Weg auch blind finden, Ethan«, gab Rex zurück.
»Warum bleiben Sie nicht über Nacht und fahren erst morgen früh?«, schlug Tara vor.
»Ich habe ihm schon vorgeschlagen, bei mir zu bleiben«, meinte Ethan. »Aber er ist so eigensinnig, wie der Tag lang ist!«
»Wir haben mehr als genug Platz
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