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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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nicht wirklich bei sich haben und fürchte sich vor den Behörden.
    »Warum willst du das tun?«, fragte er misstrauisch.
    Seine Frage überraschte Tara. Sie hatte erwartet, dass er zufriedener sein würde, wenn die Zukunft sicherer aussah. »Natürlich weil ich möchte, dass wir eine richtige Familie werden, du und Hannah und ich!«
    Jack sprang mit einem Satz vom Bett, blieb vor ihr stehen und starrte sie ungläubig an. »Und ich dachte ...« Er verstummte, ganz offensichtlich den Tränen nahe.
    »Was, Jack? Was hast du gedacht?«
    Er senkte den Kopf.
    Tara sah ihn eindringlich an. »Ich hätte deine Schwester und dich nicht zu mir genommen, wenn ich euch nicht haben wollte, Jack – das glaubst du mir hoffentlich, oder?«
    »Ich habe gehört, wie du zu Tante Victoria gesagt hast, du wärst nicht sicher, ob ... ob es richtig war, uns mitzunehmen.« Er blickte sie forschend an, als wage er nicht, ihr zu vertrauen.
    Tara versuchte sich zu erinnern, wann sie so etwas zu ihrer Tante gesagt haben könnte. Ja, es war am Tag ihrer Ankunft in Tambora gewesen. Jack musste gelauscht und den letzten Teil ihres Gesprächs mitbekommen haben. Kein Wunder, dass er sich so aufsässig benommen hatte! Taras Züge entspannten sich. »Ich will ehrlich zu dir sein, Jack: Ich hatte wirklich meine Zweifel, ob ich richtig gehandelt habe, als ich euch beide zu mir nahm.« Wieder sah sie den Schmerz in seinem Blick. »Aber ich habe nicht einen Augenblick an meinen Gefühlen für euch gezweifelt. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich wirklich für euch sorgen konnte, weil ich euch kein Heim bieten konnte und kaum Geld hatte. Um ganz offen zu sein, ich hatte Angst. Ich war noch nie vorher für ein Kind verantwortlich gewesen, geschweige denn für zwei. Aber es dauerte nicht lange, bis ich merkte, dass keines dieser Probleme von Bedeutung ist, solange wir nur zusammen sind.« Es war zwar durchaus möglich, dass sie bald obdachlos sein würden, doch ein Leben ohne die Kinder vermochte Tara sich nicht mehr vorzustellen.
    Jacks Augen standen voller Tränen.
    »Ich liebe dich und Hannah, Jack – und ich möchte, dass wir eine richtige Familie werden!«
    Jack warf sich in ihre Arme, und Tara hielt ihn ganz fest umschlungen, während sie beide vor Freude weinten.
    »Ich habe ein paar schlimme Dinge getan«, schluchzte Jack und klammerte sich an sie.
    Tara dachte an die zerstochenen Reifen des Buggys – sie konnteimmer noch nicht glauben, dass er es gewesen war. »Das ist nicht mehr wichtig, Jack«, sagte sie nach einem Blick in sein kummervolles Gesicht, das von unzähligen Sommersprossen bedeckt war. »Du hast so viel erlebt, und viel zu viel Schlimmes! Ich weiß, dass du dich für Hannah verantwortlich fühlst und auf sie aufpassen willst. Aber das kannst du später auch noch tun, wenn sie älter wird. Versprich mir, dass du nicht zu schnell erwachsen wirst. Ich möchte deine Kindheit mit dir zusammen genießen!«
    Er lächelte, und Tara sah die Erleichterung in seinem Blick. Es war, als sei ihm ein tonnenschweres Gewicht von den Schultern genommen worden. »Abgemacht«, sagte er, um dann nach einem schüchternen Seitenblick auf die schlafende Hannah hinzuzufügen: »Wenn du mich und Hannah adoptierst, wirst du dann unsere ... Mutter?«
    »Ja – aber ich will in euren Herzen nicht den Platz eurer richtigen Mutter einnehmen. Ich hoffe, es ist Platz genug für uns beide da?«
    Er nickte, und sein Blick war voller Trauer. »Darf ich ... Wäre es in Ordnung, wenn ich dich Mama nenne?«
    Tara war so glücklich, dass sie schon wieder mit den Tränen kämpfte. »Das fände ich wunderbar, Jack.«
    Er wirkte erleichtert. »Wäre deine Mutter dann unsere Großmutter? Sie hat gesagt, dass es so ist.«
    »Ja, sie wäre eure Großmutter!« Was für ein beunruhigender Gedanke!
    Jack aber wirkte glücklich darüber. »Ich hatte nämlich noch nie eine Großmutter – Mama hat mir erzählt, unsere Großeltern sind alle beide gestorben, bevor Hannah und ich geboren wurden.«
    Tara lächelte leicht. »Meine Mutter hat sich immer sehnlichst Enkel gewünscht – also pass auf, dass sie nicht übertreibt ...«
    Am frühen Abend, als die Kookaburras und die Kakadus am lautesten waren, gingen Tara und die Kinder ins Esszimmer hinunter. Tara und Jack hatten vorher eine Stunde lang gemeinsamdie Heuschrecken aus dem Flur und der Eingangshalle gefegt, doch es kamen immer noch neue dazu. Tara hatte Hannah tragen müssen, weil die Kleine bei dem Gedanken, eine Heuschrecke

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