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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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verteidigte ...«
    »Ich nehme an, er stürmte auf die beiden los, und Jack lief davon, gefolgt von Mellie.«
    »Wirst du Tadd zur Rede stellen?«
    »Ich würde mich nur zu gern einmal sehr ausgiebig mit Mr. Sweeney unterhalten, oh ja, aber Jack hat mich gebeten, es nicht zu tun. Ich habe ihm versprochen, die Sache erst einmal auf sich beruhen zu lassen – aber glaub mir, Mutter, Tadd Sweeney ist uns sehr viele Antworten schuldig!«
    Tara saß auf dem Balkon vor Jacks Zimmer, Mellie an ihrer Seite, als sie ein Motorengeräusch hörte. Es war Rex Crawleys Wagen. Als sie unten ankam, war Ethan gerade ausgestiegen, und zum ersten Mal wirkte er nicht so gelassen wie sonst.
    »Wir haben Jack gefunden«, stieß Tara statt einer Begrüßung hervor.
    »Ich weiß – wir sind Saladin begegnet«, gab Ethan zurück. »Das sind ja wunderbare Neuigkeiten. Geht es ihm gut?«
    »Er hat einige Schnitte und Schürfwunden, aber zum Glück nichts wirklich Ernstes. Ich habe über Funk in der Stadt angerufen, als wir zurückkamen, aber ihr wart schon fort.«
    »Ja – Rex war so freundlich, mich herzufahren«, gab Ethan mit einem eigenartigen Blick auf den Postboten zurück.
    Tara wandte sich an beide Männer: »Ihr müsst sehr schnell gefahren sein – ich hatte euch erst in ein paar Stunden erwartet.«
    »Tja, mein alter Packard macht eben noch gute Fahrt, sogar auf den Sanddünen!«, erwiderte Rex und schlug stolz die Wagentür zu, offensichtlich froh über diese Gelegenheit, die Vorteile des Automobils gegenüber Ethans Kamelen herausstellen zu können.
    »Ich möchte ja nicht undankbar erscheinen«, entgegnete Ethan, »aber ich wäre sogar auf einem Kamel mit drei Beinen bequemer hergekommen. Meine armen Knochen haben mir selbst nach einem Sturz in hundert wilde Dornensträucher nicht so weh getan!«
    »Du verweichlichst, Ethan!«, stellte Rex mit schlecht verhohlenem Grinsen fest. Dann wandte er sich an Tara. »Ich hoffe, das Teewasser ist schon heiß – ich sterbe nämlich vor Durst!«
    Tara und Ethan sahen sich an. Ethan verdrehte die Augen zum Himmel und rieb sich den schmerzenden Rücken.
    »Ich bin euch wirklich dankbar, dass ihr so schnell gekommen seid!«, meinte Tara.
    »Es scheint allerdings, als würde ich gar nicht mehr gebraucht«, erwiderte Ethan.
    »Oh doch, Ethan«, erwiderte Tara leise. »Irgendetwas stimmt nicht.«
    Elsa ließ Sanja den Nachmittagstee im Esszimmer servieren. Tara fiel auf, dass die Kekse frisch gebacken und hübsch angerichtet waren und dass sie erheblich weniger Ingwer enthielten als sonst. Ihre Mutter dankte Sanja und lobte seine Mühen, und als sie sagte, sie könne es gar nicht erwarten, seine Zimtplätzchen zu probieren, die köstlich dufteten, sah Tara zu ihrer Überraschung, dass Sanja sehr geschmeichelt wirkte. Außerdem gab er sich ungewöhnlich bescheiden.
    Tara ging mit Ethan nach oben, um nach Jack zu sehen, der tief und fest schlief. Ethan untersuchte behutsam seinen Kopf undseine Arme, doch Jack war so erschöpft, dass er ihn nicht wecken wollte. Dann führte Tara Ethan hinaus auf den Balkon, an eine Stelle, wo sie sicher sein konnten, dass Jack sie nicht hören würde, wenn er aufwachen sollte.
    »Sein Arm ist stark geschwollen«, sagte sie, »und er hat viele Schnitte und Schürfwunden am Rücken und an den Beinen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle von einem Sturz in einen See herrühren«, meinte sie voller Zweifel. »Außerdem war er völlig durchnässt, aber das Wasser muss schlammig gewesen sein.«
    Ethan runzelte die Stirn. Er hatte die rote Schürfwunde an Jacks Nacken bemerkt, die aussah, als stamme sie von einem Seil. Außerdem hätte der Junge einen Sonnenbrand haben müssen, wenn er mehrere Stunden lang verletzt in der Sonne gelegen hätte – aber davon war nichts zu sehen. Saladin hatte Ethan außerdem erzählt, er glaube, dass Tadd absichtlich versucht habe, Jacks Spuren zu verwischen und dass der Verwalter ihnen einen falschen Fundort genannt habe. Ethan mochte das zwar kaum glauben, doch nach allem, was Tara ihm über die unterschlagenen Briefe und die Hypotheken auf Tambora erzählt hatte, traute er Tadd Sweeney langsam alles zu.
    »In den letzten drei Nächten hatte ich immer wieder denselben Albtraum, und es ging darin um Jack«, sagte Tara. »Ich sah ihn in einem Loch im Boden, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt war und in dem er langsam ertrank. Der Traum schien schrecklich real, und als Jack heute Morgen vermisst wurde, war ich sicher, dass er

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