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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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kommst«, wandte sich Percy im Verschwörerton an Tadd. »Ich habe gerade ein dringendes Telegramm für Victoria angenommen.«
    Tadd wandte sich halb um und wartete, bis Lottie außer Hörweite war. »Du hast doch Lottie nichts davon gesagt, oder?«, fragte er scharf.
    »Nein, kein Wort!«
    »Dann gib es mir!«, verlangte Tadd mit finsterer Miene.
    »Du bist ja reichlich schlechter Laune an diesem herrlichen Morgen«, meinte Percy. »Was ist los? Machen dir die Weiber in Tambora das Leben schwer?«
    Tadd schnaubte nur wütend.
    »Vielleicht langweilen sie sich. Gib ihnen doch etwas zu tun«, schlug Percy vor.
    »Ich wünschte, sie würden gar nichts tun«, erwiderte Tadd. »Stattdessen wollen sie das Sagen haben. Gestern wollte diese neunmalkluge Nichte von Victoria mir doch tatsächlichAnweisungen geben, und heute hat sie gefragt, was ich getan habe, während sie mit den Männern Schafe gemustert hat.«
    »In dem Moment, als ich sie gesehen habe, wusste ich, dass sie Ärger bedeutet«, erwiderte Percy mitleidig und reichte Tadd das Telegramm, das ironischerweise an Tara adressiert war.
    »Ich gehe auf einen Drink in die Bar«, erklärte Tadd noch immer missgestimmt und verließ das Geschäft.
    An der Rückseite des Hotels öffnete er das Telegramm, ohne zu merken, dass Lottie ihn wieder von ihrem Vorderfenster aus beobachtete. Sie hatte Percy sagen hören, dass ein Telegramm für Victoria gekommen war, und sich gedacht, dass er es ganz bestimmt lesen würde. Sie baute darauf, dass er betrunken sein würde, wenn er später herüberkam, und hoffte, irgendwie herauszufinden, was er vorhatte.
    Als Tara, Riordan und Jack an diesem Abend wiederkamen, taten sie sich alle selbst Leid. Elsa sah von der Terrasse aus zu, wie sie von den Ställen herüberkamen: Riordan hinkte, Tara hielt sich die Schulter und Jack wirkte hundemüde.
    »Was ist passiert?«, fragte Elsa, als Tara sich vorsichtig in einen der Korbstühle sinken ließ.
    »Ich gehe mich waschen«, erklärte Riordan und verschwand in Richtung des Badehäuschens an der Rückseite des Hauses.
    »Ich bin vom Pferd gefallen«, beantwortete Tara die Frage ihrer Mutter.
    »Oh Tara, wie schlimm bist du verletzt?«
    »Mein Stolz hat mehr abbekommen als meine Schulter – es war nicht gerade ein würdevoller Sturz.« Taras Blick streifte einen Brief, der auf dem Tisch zwischen ihnen lag, und als sie ihn umdrehte, las sie ihren Namen darauf. »Von wem ist dieser Brief?«
    »Von diesem Kamelmenschen«, erwiderte Elsa.
    »Saladin?«
    »Nein, von dem halb wilden Trapper ...«
    »Ethan?«
    »Heißt er so?«
    »Du weißt genau, dass er so heißt!« Tara stieß einen entnervten Seufzer aus. »Wo ist er?«
    »Mit dem Mann im Kaftan auf Kamelen in diese Richtung dort geritten.« Elsa deutete nach Südwesten, und Tara begriff, dass Ethan das Gebiet absuchen wollte, wo sie Jack gefunden hatten, um festzustellen, ob es dort eine Mine gab.
    »Ich muss dir etwas sagen, Tara«, meinte Elsa und rutschte unruhig nach vorn, bis sie ganz vorn auf der Kante ihres Stuhles saß. Tara hatte begonnen, ihren Brief zu öffnen.
    »Worum geht es?«, fragte sie nur mäßig interessiert. Sie rechnete damit, dass ihre Mutter ihr irgendetwas absolut Unwichtiges mitteilen würde, zum Beispiel, dass Sanja einen ›Irish Stew‹ kochte oder dass eine Maus im Haus ihr Unwesen trieb.
    »Nerida ist schwanger.«
    Tara fuhr auf und starrte ihre Mutter erschrocken an. »Wie bitte? Woher weißt du das?«
    »Sie hat es mir erzählt – allerdings musste ich es ihr fast mit Gewalt entlocken. Dieses Mädchen ist furchtbar schüchtern. Mir ist aufgefallen, dass sie sich merkwürdig benahm, aber sie ist nicht krank, wie ich zuerst befürchtet hatte. Sie leidet nur unter der typischen morgendlichen Übelkeit. Anscheinend hat eine Frau namens Kitty, die so etwas wie eine Buschkrankenschwester oder Missionarin sein muss, es bestätigt.«
    Tara war so erstaunt, dass sie ihre Mutter eine Weile lang nur stumm anstarren konnte. »Aber wer ist der Vater?«, fragte sie dann. Sie hatte Nerida noch nie mit einem fremden Mann gesehen, und nichts an ihrem Verhalten deutete darauf hin, dass sie mit einem der Arbeiter eine Liebesbeziehung hatte. Der Vater musste also jemand von ihrem Volk sein.
    »Das weiß ich nicht – sie will es nicht sagen.«
    »Was wird wohl Tante Victoria zu dieser Neuigkeit sagen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Nerida selbst hat panische Angstdavor, fortgeschickt zu werden. Du glaubst doch nicht, dass Victoria das

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