Der Ruf des Abendvogels Roman
erwiderte Elsa mit einem Blick auf die staubigen Möbel und die Spinnweben in den Ecken.
Nerida stand auf. »Ich gehen jetzt in mein Zimmer, Missus.«
Auch Elsa erhob sich. Sie wusste nicht, was Nerida vorhatte, aber es gab viel zu tun. »Ich würde gern heute Morgen oben anfangen sauber zu machen«, sagte sie. »Treffen wir uns gleich in Victorias Zimmer?«
Das Mädchen nickte zögernd, doch Elsa war entschlossen, Nerida dazu zu bringen, ihr zu helfen.
»Dann bringen Sie bitte einen Besen, Staubtücher, einen Eimer voll Seifenlauge und ein paar Lappen mit.«
»Ja, Missus.«
Elsa fand, dass Nerida irgendwie niedergeschlagen wirkte.»Geht es Ihnen gut?«, erkundigte sie sich besorgt. Sie konnte nicht ahnen, dass Nerida zehn Meilen zu Fuß durch den Busch gegangen war, um nach Hause zu kommen.
»Ja, Missus.« Mit gesenktem Kopf ging Nerida den Flur hinunter zu ihrem Zimmer.
Am späten Vormittag brannte die Sonne heiß auf die Ebene herunter. Riordan war es zwar gelungen, sich auf seinem Pferd zu halten, doch wie man Schafe zusammentrieb, war ihm noch immer ein ziemliches Rätsel. Wenn er in eine Richtung tritt, liefen sie in die andere, um sich dann aufzuteilen und in verschiedene Richtungen davonzulaufen, sodass er nicht wusste, welchen Tieren er folgen sollte. Er versuchte, nah bei Nugget zu bleiben, der sehr viel Geduld mit ihm hatte. Unterdessen zeigten Charlie und sein Sohn Karl Tara, wie man die Schafe in einer Gruppe beisammenhielt.
Am frühen Abend ging es schon viel besser. Sie hatten eine kurze Mittagsrast eingelegt und den Teekessel über ein Feuer gehängt, während Nugget Riordan Tipps gegeben und ihm Mut zugesprochen hatte.
»Um ehrlich zu sein, käme ich ohne Mellie sehr viel schlechter zurecht«, sagte Riordan zu Tara. Die Hündin trieb alle Ausreißer wieder zusammen und wirkte mittlerweile völlig erschöpft. Als die Männer und Tara am Feuer standen, behielt sie die ihr Anvertrauten scharf im Auge. Die Zunge hing ihr aus der Schnauze, und ihr Brustkorb hob und senkte sich in rascher Folge, während sie keuchend in der Hitze stand.
Riordan war voller Bewunderung für Mellie und die anderen beiden Hunde Shelbie und Fergus, die, wie er fand, absolut hervorragende Hütehunde waren. Nugget hatte Jack für diesen Tag Shellie als Gesellschaft dagelassen. Tara hatte dem Jungen die Situation erklärt, und er hatte verstanden, dass Mellie dringend gebraucht wurde.Elsa und Nerida brauchten mehr als zwei Stunden, um Victorias Zimmer zu putzen, und Elsa hatte noch nie in ihrem Leben so hart gearbeitet. Ihr Rücken schmerzte, und ihre Hände waren rot und rau vom gründlichen Schrubben. Sie hatte gedacht, Nerida würde ihr eine große Hilfe sein, doch stattdessen arbeitete das Mädchen aufreibend langsam und irgendwie lustlos, was Elsa mehr denn je davon überzeugte, dass sie sich entweder nicht wohl fühlte oder ziemlich faul war.
»Sind Sie krank?«, fragte sie schließlich, als Nerida sich zum wiederholten Mal hinsetzte.
»Nein, Missus«, erwiderte Nerida mit gesenktem Kopf.
Elsa vermutete, dass sie sich vielleicht wegen irgendetwas Sorgen machte. »Victoria sagte mir, Ihnen sei es nicht gut gegangen und Sie hätten bei Ihren Leuten Hilfe gesucht?«
»Mir geht gut, Missus. Bitte, Sie mich nicht fortschicken?«
»Ich habe nicht die Absicht, Sie fortzuschicken. Ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht ein paar Frauen kennen, die uns helfen können, das Haus zu putzen. Hier gibt es wirklich sehr viel zu tun!«
»Stamm ist auf Wanderschaft, Missus.«
»Wanderschaft? Heißt das, sie sind von hier fortgegangen?«
»Ja, Missus.«
»Und wann kommen sie wieder?«
Nerida zuckte mit den Schultern und ging wieder an die Arbeit.
Als Elsa und Nerida auch in Taras Zimmer das Bett abgezogen, den Boden gefegt und gewischt, und alles abgestaubt hatten, war Elsa vollkommen erschöpft, völlig verschwitzt, und sie hatte das Gefühl, einen leichten Hitzschlag erlitten zu haben. Sie konnte kaum glauben, dass sie erst zwei Räume gesäubert und fast dafür den ganzen Tag gebraucht hatten. Jetzt wusste sie, dass Taras Schätzung richtig gewesen war: Wenn sie Glück hatten, würden sie in einer Woche mit allem fertig sein, und dann konnten sie wieder von vorn anfangen.Der Himmel hatte sich im Westen schon tiefrot gefärbt und die Papageien krächzten in den Eukalyptusbäumen, als Tara und Riordan zurückkamen – beide so erschöpft, dass sie fast von ihren Pferden fielen. Elsa kam ihnen auf der Terrasse mit großen
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