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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Shellie legte den Kopf auf ihre Mutter. Die kleine Hündin war Mellie sowohl im Aussehen als auch im Wesen sehr ähnlich.
    Tara warf einen Blick zu Tadds Cottage hinüber und meinte zu sehen, dass sich der Vorhang am vorderen Fenster leicht bewegte. Es fiel ihr nur sehr schwer, den Zorn, der in ihr aufstieg, zu beherrschen: Wie konnte Tadd so etwas Niederträchtiges tun, nur weil Mellie lieber bei Jack geblieben war?
    Entschlossen stand sie auf, ging zum Verwalterhaus hinüber und stieß die Tür auf, ohne anzuklopfen. Tadd stand genau dahinter, ein weiteres Zeichen dafür, dass er sie vom Fenster aus beobachtet hatte.
    »Tadd Sweeney«, stieß sie außer sich hervor, »Sie sind die niedrigste Kreatur, die ich jemals kennen gelernt habe. Ich wünschte, ich hätte Sie nie gesehen. Wie konnten Sie einem unschuldigen Hund etwas so Gemeines antun, nur um einen kleinen Jungen zu verletzen?«
    Tadd sah sie scheinbar verständnislos an. »Worüber regen Sie sich so auf, Frau? Ist einem meiner Hunde etwas passiert?«
    »Sie wissen verdammt gut, dass Mellie etwas passiert ist, weil Sie es selbst getan haben!«, rief Tara und deutete mit anklagend erhobenem Zeigefinger auf ihn.
    »Ich weiß absolut nicht, wovon Sie reden. Was ist mit Mellie?«
    »Sie haben sie vergiftet – Sie niederträchtiger Mistkerl ...«
    »Sind Sie komplett verrückt geworden? Mellie ist meine besteZuchthündin. Wo ist sie jetzt?« Tadd stieß Tara zur Seite und eilte an ihr vorbei auf die Terrasse zu.
    »Kommen Sie Jack nicht zu nahe!«, rief Tara und eilte hinter ihm her.
    Victoria und Elsa hatten die Schreie gehört und waren auf die Terrasse herausgekommen.
    »Was ist mit Mellie?«, fragte Victoria Nerida.
    »Das möchte ich auch gern wissen!«, rief Tadd grimmig, während er auf sie zu stürmte und dabei Nerida in Angst und Schrecken versetzte, die sich hinter Victorias Rücken flüchtete.
    Als Tadd auf der Terrasse ankam, stand Jack auf. Er war nicht groß für sein Alter, aber er stand so gerade er konnte. »Sie haben Mellie umgebracht!«, schrie er Tadd entgegen.
    Tara rannte an dem Verwalter vorbei und zog den Jungen beschützend in ihre Arme.
    »Das habe ich natürlich nicht getan«, sagte Tadd und untersuchte die Hündin. »Wenn sie gestern Abend eingesperrt worden wäre, wäre das hier vielleicht gar nicht passiert.«
    »Das ist nicht fair, Tadd«, meinte Victoria. »Du weißt genauso gut wie ich, dass eine Schlange ebenso leicht in die Zwinger gelangt wie an jeden anderen Ort.«
    »Jedenfalls kann man nichts mehr für sie tun«, meinte Tadd ungerührt und trat zurück. »Ich hole einen der Männer, damit er sie begräbt.« Tara fand, dass er reichlich unbewegt wirkte, wenn man bedachte, dass er soeben seine ›preisgekrönte Zuchthündin‹ verloren hatte. Wenn er so an ihr hing, hätte er sie sicher eigenhändig begraben.
    »Nein!«, rief Jack. »Fassen Sie sie nicht an!«
    »Wir begraben sie«, erklärte Tara so entschlossen, dass Tadd nichts darauf entgegnen konnte. Nach einem eigenartigen Blick in ihre Richtung wandte er sich um und ging davon.
    Im selben Moment verließ Jack seine Tapferkeit, und er ließ seinen Tränen um Mellie wieder freien Lauf.
    »Ich bin sicher, dass es ein Schlangenbiss war, Tara«, meinte Victoria leise. »Mellie hat uns einige der besten Hunde im ganzen Outback geboren – Tadd würde sie niemals umbringen.«
    Tara sah sie eindringlich an. »Nach allem, was er in der letzten Zeit getan hat, Tante Victoria, wie kannst du noch so fest an ihn glauben?«
    Victoria senkte den Kopf und betrachtete Mellie und Jack. Auf diese Frage wusste sie keine Antwort.
    »Wohin wollen wir eigentlich?«, fragte Jack, als sie später weit in den Busch hineinritten. Tara hatte die tote Mellie vorn über ihren Sattel gelegt.
    »Wir müssen Nugget finden. Charlie meinte, wenn wir in diese Richtung reiten, finden wir sein Lager. Ich bin sicher, dass er uns sagen kann, was mit Mellie geschehen ist.«
    Schon kurz darauf sahen sie über einem kleinen Wäldchen aus niedrigen Sträuchern und Akazienbäumen den Rauch eines Feuers aufsteigen. Wie Tara vermutet hatte, lagerte Nugget dort mit Jabba Jurra und Jackie Kantji. Sie waren überrascht, Tara und Jack zu sehen.
    »Nugget, ich brauche Ihre Hilfe«, sagte Tara beim Absitzen. Dann begrüßte sie die anderen Männer. Jabba Jurra kochte gerade einen Känguruschwanz in einem Topf auf dem Feuer, und Jackie Kantji saß unter einem Gidgee-Baum, auch Stinkakazie genannt, und schnitzte einen

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