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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Adelaide abholen soll. Sie könnten sich dort auch eine kaufen. Falls Sie kein Geld haben, ich habe genug. Bevor mein Mann krank wurde, sind wir viel zusammen gereist, und damals habe ich mir angewöhnt, mein Geld immer bei mir zu tragen.«
    »Das tue ich ebenfalls«, gab Tara zurück, ohne zu sagen, dass alle Zigeuner ihr Geld immer an ihrem Körper trugen. »Trotzdem vielen Dank für Ihr freundliches Angebot. Ich würde sagen, im Vergleich zu den meisten hier können wir uns glücklich schätzen. Wir haben zwar unser Gepäck verloren, aber wir sind wenigstens nicht mittellos.« Tara stieß einen tiefen Seufzer aus und blickte auf die schlafenden Kinder hinab.
    »Tambora klingt, als sei es ein guter Ort für Kinder«, meinte Sorrel mit einem bedeutsamen Blick in ihre Richtung.
    »Ich gehe ins Ungewisse, ohne die geringste Vorstellung davon, was mich erwartet. Ich bin nicht sicher, ob es richtig wäre, sie mitzunehmen, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, sie hier zurückzulassen.«
    Genau in diesem Moment setzte Jack sich auf. »Du lässt uns doch nicht im Stich, oder?«, fragte er, und blanke Furcht stand im Blick seiner braunen Augen. Offensichtlich hatte er zumindest das Ende ihrer Unterhaltung mitgehört. Tara fragte sich, ob er wohl auch die Szene zwischen Miss Honeywell und der Vertreterin des Roten Kreuzes mitbekommen hatte.
    »Ich glaube nicht, ... dass man uns zusammenbleiben lässt. Wir sind nicht miteinander verwandt.«
    »Was meinst du?«
    »Ich gehöre nicht zu eurer Familie!«
    Jack sah sie ernst an. »Ich habe meinem Papa versprochen, mich um Hannah zu kümmern, und ich werde mein Versprechen halten. Papa wollte, dass du dich um uns kümmerst – das tust du doch, stimmt’s?« Tara sah, wie schwer es dem Jungen gefallen war, seinen Stolz zu überwinden und sie um Hilfe zu bitten. Und das machte seine Worte noch schmerzlicher.
    »Natürlich tue ich das, Jack. Ich will nicht, dass man uns trennt. Ich habe dich und deine Schwester sehr gern, aber was soll ich machen? Sie werden nur eurer Familie erlauben, euch zu sich zu nehmen.«
    »Familie? Etwa Tante Moyna?«
    Tara nickte zögernd.
    »Ich will aber nicht zu Tante Moyna! Lieber wäre ich mit Mama und Papa zusammen ertrunken!« Jacks Unterlippe begann zu zittern, und er starrte krampfhaft auf seine Hände. Tara brach es fast das Herz. Das Kind war vom Schicksal wirklich schwer geschlagen. Sie warf Sorrel einen Blick zu, der einem stummen Hilfeschrei glich.
    »Sie können nichts tun«, meinte die Freundin leise. Dann beugte sie sich vor und sah Jack freundlich an. »Tara ist nun einmal nicht deine Mutter oder deine Tante, mein Junge. Wenn sie es wäre, wäre alles anders. Ich weiß, dass sie eurem Vater versprochen hat, bei euch zu bleiben, aber man wird ihr die Entscheidung aus der Hand nehmen.«
    »Könnten wir nicht einfach von hier weggehen?«, beharrte Jack, der das Problem kindlich einfach sah.
    »Dann würde die Polizei hinter euch her kommen«, erklärte Sorrel.
    »Ich laufe mit Hannah davon, bevor ich mich zu Tante Moyna bringen lasse!«, sagte Jack entschlossen.
    »Vielleicht ist das gar nicht nötig – wenn wir die Behörden davon überzeugen, dass ich eure Mutter bin«, erwiderte Tara, undim Blick ihrer grünen Augen schimmerte wieder etwas von ihrer alten Entschlossenheit auf.
    Jetzt kam ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit einigen kleinen Paketen und einer Namensliste auf sie zu.
    »Weißt du, wie man sich verstellt, Jack?«, flüsterte Tara dem Jungen ins Ohr.
    Er wirkte einigermaßen ratlos.
    »Hast du dich schon einmal als Pirat oder als Prinz verkleidet?«
    Jetzt nickte Jack.
    »Könntest du so tun, als sei ich deine Mutter, wenn diese Frau dort zu uns kommt und uns Fragen stellt?«
    Der Junge wirkte unsicher. »Wenn du es schaffst, dürfen wir vielleicht zusammenbleiben. Im Moment fällt mir keine andere Lösung ein.«
    Zögernd nickte der Junge. Tara wusste, dass er an seine echte Mutter dachte, und ihr ging es nicht anders. Er klammerte sich an Taras Arm. »Meinst du nicht, dass sie es merkt?«, fragte er flüsternd. »Du siehst nicht wie Mama aus!«
    »Wenn sie die Wahrheit herausfinden, sind wir schon weit weg«, erwiderte Tara. Sie war plötzlich viel zuversichtlicher, dass der Plan tatsächlich funktionieren konnte.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte die lächelnde Frau in der rot-weißen Uniform Sorrel, während sie ihren Blick schon über Tara und die Kinder wandern ließ.
    »Oh, ich bin am Leben, also geht es mir besser

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