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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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war nicht ernst gemeint gewesen, doch Tara hatte für den trockenen Outback-Humor im Augenblick kein Verständnis.
    »Sie, Sir, sind ein selbstgefälliger, gefühlloser Mensch, und das werde ich ganz sicher auch meiner Tante Victoria sagen, wenn ich sie sehe.«
    »Sie sprechen doch nicht etwa von Victoria Millburn?«, fragte er erstaunt.
    »Doch, genau das tue ich.«
    »Dann sind Sie bestimmt ... Tara?«
    »Richtig. Woher wussten Sie ...?«
    »Weil sie mir erzählt hat, sie habe eine Nichte mit einem Temperament wie ein altes Krokodil.«
    »Das hätte meine Tante niemals über mich gesagt!«, gab Tara empört zurück.
    Er lachte. »Sie sollten sich wirklich etwas entspannen. Ein bisschen Humor hilft einem hier sehr.«
    Statt einer Antwort schickte Tara ihm lediglich einen wütenden Blick zu.
    Ethan ignorierte ihren Zorn und ließ seinen eigenen Blick langsam über die runden Formen ihrer Brüste und dann weiter abwärts wandern. Doch ihr Körper war verhüllt von einem weiten, beigen Kleid, sehr züchtig im Vergleich zu dem Bild, das ihm plötzlich durch den Kopf schoss. »Sie haben wenig Ähnlichkeit mit der Frau, an die ich mich erinnere«, murmelte er.
    »Ich bin sicher, dass wir uns noch nie zuvor begegnet sind. Einen solchen ...«, Sie hielt abrupt inne, bevor ihr in Gegenwart der Kinder etwas sehr Unhöfliches entschlüpfen konnte.
    »Oh, ich danke Ihnen. Man hat mir schon häufiger gesagt, dass ich Eindruck hinterlasse.«
    »Hat man Ihnen auch gesagt, welche Art von Eindruck?«
    Er lächelte leicht, ging aber nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen erklärte er: »Ich habe vor einigen Jahren ein Porträt von Ihnen gesehen.«
    Das war es also! »Dann müssen Sie ein sehr gutes Gedächtnis haben!« Tara klopfte sich mit heftigen Bewegungen den Staub vom Kleid. »Soweit ich weiß, hat meine Tante es vor mehr als sieben Jahren nach Irland geschickt.«
    Wieder streifte sie ein kurzer Blick. Er hatte sie zwar nicht sogleich erkannt, aber ihr Porträt würde er niemals vergessen. »Es war wohl besonders einprägsam«, meinte er anzüglich.
    Tara spürte, wie ihre von der Hitze schon geröteten Wangen förmlich zu glühen begannen. »Ist meine Tante noch in Tambora?«
    »Und ob sie das ist. Wir sind gute Freunde.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Meine Tante war immer sehr anspruchsvoll, was die Wahl ihrer Freunde anging.« Tara wunderte sich wirklich, wie ihre Tante eine persönliche oder berufliche Beziehung zu einem solch arroganten und ungehobelten Menschen unterhalten konnte. War sie vielleicht selbst durch das Leben in diesem unwirtlichen Land härter geworden? Tara hoffte inständig, Victoria nicht allzu verändert vorzufinden, denn sie glaubte nicht, dass sie mit noch einer Enttäuschung fertig werden würde.
    Ethan fand es zunehmend schwieriger, für die eigensinnige junge Frau Verständnis aufzubringen. Es überraschte ihn nicht, dass sie allem Anschein nach allein stehend war – wahrscheinlich hatte ihr Mann sie verlassen. Ethan konnte es ihm nicht verdenken, aber die Kinder taten ihm Leid. Er holte tief Luft, blickte Tara einen Moment scharf an und kämpfte den Drang nieder, ihr eine unhöfliche Antwort zu geben. Wenn sie wirklich Victoria Millburns Nichte war, würde er ihre Unfreundlichkeit erst einmal hinnehmen – Victoria würde ihm nie verzeihen, wenn er zuließ, dass sie sich in Gefahr brachte.
    Tara bemerkte seinen Blick zu den Kindern hinüber und meinte zu wissen, was er dachte: Victoria hatte sicher niemals von Kindern gesprochen.
    Jack und Hannah schienen verwirrt und verstanden nicht, warum die Erwachsenen so unfreundlich zueinander waren, obwohlsie sich gar nicht kannten. Eine Weile lang standen die beiden nur da und starrten sich gegenseitig an, während die Kinder ihnen erschöpft zusahen. Schließlich beschloss Tara, auch wenn es ihr schwer fallen würde, höflicher zu ihm zu sein. Immerhin wollte sie, dass er sie zur Farm brachte. Sie schickte sich gerade an, etwas zu sagen, als er sich abwandte, wie um zu gehen.
    »Warten Sie, Mr. Hunter«, meinte sie hastig, »ich glaube, unser Zusammentreffen war einfach etwas unglücklich. Wenn Sie wirklich ein Bekannter meiner Tante sind, dann sollten wir ...«
    Er wandte sich mit ernster Miene um. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Ihre Tante und ich sind sehr gut befreundet – auch wenn das für Sie anscheinend schwer zu glauben ist. Seien Sie beruhigt – diese Freundschaft muss nicht unbedingt auf unser Verhältnis abfärben: Mir wäre im

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